Die Odyssee nach St Tropez

von Cyril Attenborough

Ein reimender Titel für eine obszöne, verworrene Geschichte. Sie ist gewidmet meinem Freund Ramon Gandarian

Cyril’s Fantasy is nearly as flowering as his nice buttocks. (Ramon at a Cocktail party in Cannes)

Es ist sechs Uhr am Morgen. Ein kalter, regnerischer windiger Tag. Ich, Ramon Gandarian, stehe an der Mole, schaue aufs stürmische Meer hinaus. Die Überfahrt von Saloniki her nach Bari verlief ereignislos. Bevor ich mich spät nachts einschiffte, in Patras in Griechenland, wo ich die letzten 9 Monaten gelebt habe, traf ich dann noch meinen alten Freund Alexandros, den ich seit meiner Studienzeit in Paris nie wieder gesehen hatte. So eine Freude, denn wir waren seinerzeit nächtelang zusammengesessen und hatten philosophiert. Ich sah durch die Autoscheibe ein mir bekanntes Profil, bückte mich um hineinzuschauen und siehe da, es war Alexandros den ich schon so lange nicht gesehen hatte. Ein Junge sass im Auto neben ihm. Doch als ich an die Scheibe klopfte und Alexandros diese hinabliess, war er schnell weggerannt, und ich sah ihn nicht mehr in Patras. Wir hatten so viel zu reden gehabt, da wir uns so lange nicht mehr gesehen und nicht mehr voneinander gehört hatten. Es war ein Schock gewesen, als ich erfuhr, dass er sich aufs Sterben vorbereitete. Ich hatte Mühe mit diesem Entschluss, für mich ist das Leben so vielfältig und bietet immer wieder so viele neue Facetten. Als ich noch für meine Karriere als Geschichtsprofessor kämpfte, jeder Tag ein langweiliger zusammenleben mit Francine und gegen Simon, erlebte ich es so. Aber jetzt ist Francine mit Doris getürmt und lebt bei den glücklichen Ureinwohner von Neukaledonien und seitdem ich Ali kennenlernte und die Philosophie des sagenhaften Königs Christophilous, sehe ich mein Leben aus einer anderen Warte. Alexandros hat meinen "Ali" noch nicht gelesen, er kommt erst in den nächsten Tagen auf griechisch heraus und er liest überhaupt nichts was nicht in seiner Muttersprache geschrieben ist. So ein Pürist, so anders ist er geworden seitdem wir so dicke Freunde waren. Ich will weiterhin leben. Und ich lerne jeden Tag neue unglückliche Jungs kennen, die ich wieder glücklich machen kann, schaue in blaue, blaugraue, braune Augen (Gott hat so viele schöne Augenfarben geschaffen und alle Augen sind schön), kann mich an sanfte oder raue Haut schmiegen, ich würde für nichts auf der Welt auf dieses verzichten wollen. Vor allem nicht um einen Platz in einem Engelchor zu ergattern! Obwohl, ich singe natürlich gerne im Chor und lebe mit Musik. Aber er schüttelt müde den Kopf, das ist alles immer gleich, das Leben ist langweilig und ausserdem, mit Jungen kann er nichts anfangen. Dann eben mit jungen Mädchen. Doch auch hier hat er so seine Vorbehalte, sie sind zu wenig tiefsinnig, zu wenig philosophisch interessiert. Und mich, von mir hätte er so eine oberflächliche Haltung nicht erwartet...

Ich konnte ihm nicht helfen, musste wohl seinen Pessimismus akzeptieren, denn sein  Entschluss war gefasst. Jeder muss halt sein Leben so leben wie es für ihn wichtig ist. Schade nur, dass er aus meinem Leben scheiden wird, wie so viele gute Freunde, David Morgan schon als ich 14 war, und Ali. Und irgendwie ist es eine göttliche Fügung gewesen,  ihn so kurz vor dem Tode doch noch zu wiederzusehen. Der Freund, Dichter und Philosoph, Freidenker und Sozialist, war vom Regime in Griechenland verbannt gewesen und hatte anschliessend in Paris im Exil gelebt. Und war so ganz anders als heute.

Während ich so sinniere, habe ich gar nicht bemerkt, dass in der Zwischenzeit um mich herum viel  gegangen ist. Ein Junge rannte an mir vorbei und versteckte sich hinter einem Stein. Einige Polizisten rannten vorbei, dann tönten Sirenen eines Polizeiautos. Alles lief und fuhr an mir vorbei. Jetzt ist es wieder ruhig. Bari ist ja Eingangshafen für viele Exilanten aus  Albanien. Wahrscheinlich versucht der Junge, ohne Papiere einzureisen. Ich will mir die Finger daran nicht verbrennen. Soll sich ein anderer einmischen. Ich schaue zu, wie er sich hinter dem Stein duckt, weiss nicht richtig, was machen. Denn wie gesagt, ich will nicht wieder in ein unglückliches Verhältnis schlittern, wie damals bei Ali. Aber, ich bringe es doch nicht fertig, jemanden, der mich braucht, einfach sitzenzulassen, Der Junge bemerkt offenbar nicht, dass  ich ihn sehe.

Wie er sieht, dass jemand ihn beobachtet, will er wegrennen. Doch der Fluchtweg am Strand entlang ist versperrt, die Polizisten stehen herum. Jetzt merke ich es, es ist ja der blonde kurzhaarige Junge, den ich in Patras flüchtig sah. Da habe ich doch Alexandros etwas versprochen. Falls ich ihn wiedersehen würde, würde ich ihm helfen. Er hatte ihn doch irgendwie im Garten beschäftigt, weil er ein Grieche von Makedonien war und dort fast verhungert wäre. Doch gebunden bin ich nicht. Aber menschlich gerührt?

Der Polizist ist jetzt aufmerksam geworden. Der Junge weiss nicht richtig was tun. Er kann nicht wegrennen, alle Fluchtwege sind gesperrt. Er schaut um sich. Da steht so ein Typ, der ihm zuschaut, vom Mäuerchen her, hat er ihn nicht schon mal gesehen in Patras? Natürlich beim Auto von Alexandros. Der scheint ein Freund Alexandros zu sein. „Und schaut mich so an.“ Denkt er sich. Scheint auch so einer derjenigen vom anderen Ufer zu sein wie er sich ziert und gekleidet ist. Vielleicht kann ich ihn gebrauchen? Denn er hat der Polizei noch nicht gerufen. Ich  werde mal ansaugen solange es noch nicht zu spät ist,“ sagt er sich und schaut mich verlangend an. Doch irgendwie ist er sich nicht schlüssig, ob er mir trauen kann. Ich kann mich doch nicht ganz passiv verhalten, denn schliesslich bin ich es, der den Jungen in diese verzwickte Lage brachte indem ich immer auf ihn starrte. Die Polizisten machen einen Schritt auf ihn zu. Der Junge duckt sich. Es kommt mir nicht in den Sinn, dass er vielleicht auf mich zählt, da ich nicht weiss wie sein Verhältnis zu Alexandros war. Ich glaube nicht, dass Alexandros einer der unsrigen war. Schliesslich handle ich, wohl weil ich meine Gefühle über meinen Verstand setze, und weil er mich manipuliert. Ich hoffe nur, dass er mich nicht in eine zu verzwickte Lage bringen wird.

Hoffentlich erinnert sich der Junge, mich bei Alexandros gesehen zu haben. Ich benütze eine List.  Ich gehe zu ihm herab, nehme ihn bei der Hand und schimpfe auf italienisch: "Ai finito, con tuo bisogno, vieni infine." neige mich zu ihm um ihn an den Ohren zu ziehen. Gleichzeitig zische ich ihm ganz leise auf Griechisch ins Ohr. "Steig ein ins Auto, ich bringe Dich weg von der Polizei. Tu  als ob Du zu mir gehörtest." Gottseidank, der Junge ist nicht von langsamer Auffassung. Und wenn ich richtig gesehen habe, ist sogar ein Lächeln über sein Gesicht gegangen und er hat aufgeatmet. Doch ich will das nicht bemerken. Wie wenn nichts wäre, folgt er mir und steigt mit mir  ins Auto. Der Polizist schaut ins Auto. Ich kurble das Fenster herunter. Er sagt lächelnd, "Sono tutti gli stessi. Ne ho uno a casa che fa sempre il contrario de ciò che voglio."  Ich lache: "Lo dice, ma mia Moglie ci aspetta per pranzo e sono molto pressante." Schnell werfe ich einen Blick hinüber, er hat sich eingeigelt und schläft – oder tut so. Ich schaue ihn an. Schön ist er mit seinen blauen Augen, seinen blonden Haaren. Sein Gesicht ist aus der Nähe betrachtet fein geschnitten und elegant. Und offensichtlich ist er auch intelligent. Dann bedecke ich ihn mit einer Wolldecke. Der Polizist winkt mich durch. Ich  fahre los bevor der Polizist Zeit hat sich zu überlegen ob ein so schlecht gekleideter Junge wirklich in meine Familie passt.. Ich fahre los, kann nicht lange fahren. Weiter vorne gibt’s eine Polizeikontrolle, doch ich mit meinem BMW mit der Zollfreinummer und dem CD Aufkleber der griechischen Botschaft werde durchgewinkt. In der Hand halte ich den Akkordeonpass der Botschafter. Ein bisschen Herzklopfen habe ich schon, obwohl ich lässig dasitze, mit einer Hand das Steuer halte und mit der anderen meinen dicken Diplomaten-Pass. Ich arbeite inkognito für verschiedene internationale „Hilfsorganisationen“ und kann mir deshalb solche hübsche und nützliche Dokumente wünschen. Doch was soll’s. Ich glaub doch nicht richtig daran. Ich überlege was ich sagen soll falls er mich fragt wieso der Junge mit mir fährt.  Doch es geht, er winkt mir, weiterzufahren. Hat er eben noch mit den Augen gezwinkert? Allerdings hatte ich zur Sicherheit noch  eine Hunderttausend Lire Note in meinen Pass gelegt. Ich habe sie nicht gebraucht. Vorderhand ist alles in Ordnung. Ich fahre aus Bari hinaus. Richtung Norden. Auf der A14 der Küste entlang. Über Fogia Richtung Manfredonia, Ancona. Und mit jedem Kilometer den ich hinter mich lege, wird mein Herz leichter. Das Meer rechts von mir ist sehr rau. Beim nächsten Rastplatz fahre ich hinaus und halte.

Kaum habe ich den Motor abgestellt, ist der Junge aufgewacht. Eher aufgeschreckt. Er  hat sich aufgesetzt und will aufstehen, die Tür öffnen und aussteigen. Ist ihm nicht genehm in diesem geschlossenen Gefährt allein mit einem Unbekannten? Ich lege ihm meine Hand auf die seine. Schon zieht er die Hand weg. Schnell erkläre ich in Griechisch, denn offensichtlich versteht er diese Sprache: "Bevor Du wegrennst höre mir noch zu. Verstehst Du mich?" Der Junge schaut mich nur mit seinen grossen blaugrauen oder hellgrünen Augen an. Sagt nichts. Ist es doch derselbe den mir Alexandros ans Herz legte. Vielleicht kann er Albanisch. Ich kann es nicht. Aber Serbisch. Ich sage auf serbisch: „Renne bitte nicht weg. Höre auf mich." Jetzt antwortet er. Auf Griechisch: "Bitte rede nicht in dieser Verbrechersprache." Doch sofort hört er auf. Beisst sich auf die Lippen. Setzt wieder seine verbissene undurchdringliche Mine auf. Mir kann's gleich sein. Wenigstens weiss ich, dass ich definitiv Griechisch reden kann mit ihm. Ich fahre fort, in dieser Sprache der Götter: "Ich heisse Ramon Gandarian. Bin Schweizer armenischer Herkunft. Mein Grossvater war auch Emigrant und hat mir viel erzählt von seiner abenteuerlichen Flucht aus der Türkei. Ich weiss nicht, wer Du bist noch was Du hier tust. Ich kann es mir vorstellen, doch es interessiert mich vorläufig nicht. Das letzte Mal als ich Dich sah, waren wir in Saloniki am Quai. Ich sass im Auto von meinem Freund Alexandros. Du bist daran vorbei gelaufen. Ihm zu Liebe habe ich Dich von der Polizei gerettet." Da habe ich den Mund ein bisschen voll genommen. Aber ich liebe es zu übertreiben. Mein Zigeunerblut! "Ich nehme an, Du hast keinen Pass und sie hätten Dich zurückgeschafft." Jetzt schmiegt er sich an mich. Unwillkürlich weiche ich zurück. Er ist klein und fein. "Er gefällt mir. Aber ich bin fast sein Vater mit meinen 37 Jahren. Da kann er mich doch nicht wollen. Ich will mich nicht lächerlich machen. Und er ist immer auf dem Sprung, will wegrennen. Ich bin gebrannt. „Halt. Ramon,“ sage ich mir. „Pass auf. Er ist zu schön. Zu sehr Dein Typ. Du bist daran Deine Gefühle zu zeigen. Dich zu verlieren. Denk an das letzte Mal, er Dich dieser Nikos nicht erhöhrte und Du Dir fast das Leben nehmen wolltest. Nimm Dich zusammen! Lass Dich nicht gehen!“ Ich wende mich ab. Doch wieder schmiegt er sich an mich. Ich will aber nicht, denn es ist wie mir scheint keine Gegenseitigkeit vorhanden. Er macht es nur um mich weich zu stimmen, glaube ich und das will ich nicht. Ich ziehe mich noch mehr zurück, nicke abweisend mit dem Kopf. Jetzt will er die Türe öffnen, wegrennen. "Nein, nein warte noch. Ich weiss nicht, ob ich Dich irgendwohin bringen soll?" Er bleibt unbeweglich auf dem as Geld auSprung. Ich fahre weiter: "Ich mache dir folgenden Vorschlag. Ich reise jetzt nach Frankreich. Du kannst bei mir bleiben. Ich verlange nichts von Dir. Will Dich sicher nicht ausnützen. Wenn Du sowieso in den Norden willst, bringt Dich das ein bisschen näher zu Deinem Ziel." Der Junge sagt nichts. Er überlegt. Er sitzt auf der Kante vom Sitz, immer bereit wegzurennen. Am liebsten möchte ich seine schönen Haare streicheln, doch ich getraue mich nicht. "Hast Du Hunger. Ich werde beim nächsten Restaurant halten, dann können wir etwas essen."  Der Junge bleibt ganz schweigsam. Etwas muss passieren. Ich setze alles auf eine Karte, ziehe mein Portemonnaie heraus und gebe ihm alles Kleingeld was drin ist. Es ist immerhin fast eine Million Lire. Ich habe immer gern viel Cash auf mir. Sage: "Hier ist Geld, wenn Du willst, kannst Du aussteigen. Und auf eigene Faust weggehen." Der Junge macht weiterhin keinen Wank. Ich denke mir: „Wahrscheinlich überlegt er: Wenn ich jetzt aussteige, muss ich sowieso Autostopp machen, um weiterzukommen. Soll der mich in ein Restaurant bringen, dann werde ich türmen." Ich drehe mich nach hinten, lege df die hintere Sitzbank. Er schaut mich an, denkt wahrscheinlich: "Ja nichts sagen damit der nicht meint, er habe gewonnen. Wieso gibt der mir Geld. Will trotzdem etwas von mir."  Da nichts passiert, lasse ich den Wagen wieder an. Warte. Wieder nichts. Der Junge macht keinen Wank, bleibt in der gleichen Position. Dann stelle ich den Motor wieder ab. Plötzlich muss ich auf die Toilette gehen. "Musst Du auch auf die Toilette gehen?" frage ich. Das war daneben. Er bleibt unbewegt. Aber sein Minenspiel erzählt Bände. Was denkt er jetzt von mir? Gandarian der Klappengeist. Zuerst das Geld, dann der Klappenbesuch. So tut es doch der brave Bürger. Doch ich muss wirklich gehen, plötzlich, habe Mühe, es zurückzuhalten. Ich lasse ihn allein. Den Schlüssel ziehe ich ab, lasse aber alles wie es ist, wie ich dem Auto den Rücken zukehre. Wie ich zurückkomme, ist alles am normalen Platz. Doch der Junge ist mit dem Geld weg, verduftet. Das habe ich von meinem komischen Handeln. Er hat trotzdem Angst gekriegt. Aber er wird nicht weit kommen. Ich stelle den Motor wieder an. Jetzt habe ich wirklich das Gefühl, dass der Junge nicht weit weg ist, wahrscheinlich schaut er hinter einem Busch hervor. Ich fahre rückwärts heraus und jetzt sehe wie der Junge versteckt hinter einem Busch hervorschaut. Scheint unschlüssig was tun. Aha, er will und will doch nicht, es ist ihm zu gefährlich und doch braucht er mich. Hoffe ich. Claro Ramon jetzt ist’s an Dir. Nichts pressiert, ich fahre wieder zurück, parkiere wieder, stelle den Motor ab. Der Junge ist wieder auf Distanz gegangen. Er ist wie ein Mäuschen, spielt mit der Katze. Ich brauche Geduld. Muss nur warten und er fällt mir in die Arme. Spätestens wenn es Nacht wird. Doch das geht noch lange. Zu lange. Es muss etwas gehen. Vorderhand nehme ich ein Buch hervor und lese. Doch sehr zerstreut. Es ist ein Krimi, von der Cornwell, sehr psychologisch, handelt vom Drogen-und Kriminellenmilieu in Amerika. Ein Thriller der besten Art, doch entspricht er nicht meiner jetzigen Geistesverfassung. Die Geschichte packt mich nicht, mein persönlicher Thriller ist mir näher. Ich muss immer an den Jungen denken, was der erlebt hat, was ihm noch bevorsteht. Kann mich nicht konzentrieren. Lege das Buch auf die Seite.  Dann durchsuche ich das Auto: Ob ich etwas zum Essen mit habe? Das würde ihn hervorlocken vielleicht. Doch ich habe nichts mitgenommen. Ich wollte in Bari etwas kaufen, habe diese Stadt aber Hals über Kopf verlassen, nicht einmal die Kathedrale die ich vom meinem letzten Aufenthalt kenne, habe ich wieder besucht. Und sonst zünde ich doch immer Kerzen an in allen Kirchen, bei denen ich vorbeikomme. Es ist langweilig, zwischendurch tue ich als würde ich lesen, bewege mich aber nervös auf dem Sitz. Das Wetter ist grau in grau. Vor einem Moment noch schien die Sonne. Doch jetzt ist es endgültig bedeckt und ein kalter Wind kommt auf.
Ich höre die Nachrichten, doch es wird nichts gebracht über einen Jungen der illegal eingewandert ist und gesucht würde. Wäre ja kaum realistisch. Es wird trotzdem Abend, komische Gestalten kreuzen auf in Motorräder. Fahren aber weiter nachdem sie die Toilette benützt haben.  Nur einer bleibt. Er hat ein plumpes Gesicht, eine Knollennase und ein fahrendes Kinn, ist kahlschädlig oder rasiert und sitzt auf einer Harley Davidson. Geht in O-Schritten auf die Toilette zu. Vorsichtshalber nehme ich die Pistole hervor, entsichere sie. Der Harley Davidson Fahrer ist eine enorm lange Zeit in der Toilette. Ich habe ihn hineingehen sehen, aber sehe ihn nicht hinausgehen. Der Platz ist gross, auch den Jungen sehe ich nicht mehr. Höre auch nichts mehr von ihm und spüre ihn nicht. Ich fürchte um ihn. Vielleicht hats eine Türe auf der anderen Seite und der Motorradfahrer ist unbeachtet von mir aus der Toilette gegangen und stellt ihm nach. Ich stehe auf, steige aus dem Auto, schliesse es ab und gehe in den Park nach dem Jungen Ausschau haltend.  Der Platz ist durch hohe Drahtzäune mit Stacheldraht oben von der übrigen Landschaft abgetrennt. Ich glaube kaum, dass hier jemand darüber klettern kann. Ich durchsuche den Platz. In einer entfernten Ecke werde ich fündig. Ich habe mein Gesicht an einigen hohen dornigen Büschen zerkratzt, will gerade hinaus auf die  freie Wiese, wie ich plötzlich stockstill stehen bleibe und vor mich hin starre. Es hat sich ein Drama abgespielt. Ich sehe den Harley Davidson Rowdy. Er hat sich die Visage durch einen Strumpf verdeckt. Ich habe alle Musse, ihn eingehend zu betrachten. Ein ungewaschener struppiger und wahrscheinlich unrasierter Typ, die Augen sehe ich nicht, denn sie sind durch den Strumpf verdeckt. Kurz auf O-beinen stehend, mit ausgefranster Lederjacke und fleckigen Jeans. Nicht mein Typ. Er erinnert mich an Jimmy Waschbär, ein Jugendbetreuer, der mir als Erzieher beigestellt war und mich sexuell missbrauchte im piekfeudalen Alpeninstitut wohin mich mein Vater steckte, nachdem er mich nach meiner Eskapade in Soho wieder eingefangen hatte. Seine Erziehung war mehr lustbetont. Er zwang mich, seine Hosen hinabzuziehen und ihm einen zu blasen. Wenn ich was gesagt hätte, dem Direktor der Schule, hätten sie mir nicht geglaubt und das wusste ich ganz gut. "Wenn Du mir nicht einen bläst" sagte er, "Dann sage ich der Direktion Du hättest wieder Marco geil angeguckt." Nur das nicht. Marco war ein wunderschöner Kamerad, hatte ein feingeschnittenes Gesicht, lange schwarze Haare und zierte sich wie ein Frauenzimmer. Er war zum Direktor gegangen und sich bei ihm beklagt, ich hätte ihn belästigt nur weil ich ihn angeguckt hatte. Die anderen hatten ihn als Frauenmemme beschimpft und er hatte keinen anderen Ausweg aus dem Dilemma gefunden, als mich beim Direktor zu verpfeifen. "Du bist ein ganz schlimmer," sagte der Direktor, "das  hat schon Dein Vater gesagt." Wenn der gewusst hätte was mein Vater war! "Du bringst nur Unruhe in unsere schöne Atmosphäre" hatte er gewettert. "Wir werden Dir Deine Flausen schon noch austreiben." Und hatte mich zwei Tage mit Wasser und Brot in die dunkle Besenkammer eingesperrt. Ich weinte aus Angst, wetterte im Dunkel, aber es nützte nichts. Als mich Jimmy am Abend des zweiten Tages herausliess, war ich nass von Tränen und ganz zahm, liess alles mit mir machen.  Er wischte mir die Tränen weg, fuhr mir über die Haare schmiegte sich an mich und ich spürte wie seine Ausbuchtung wuchs. "Siehst Du, Du kannst es auch lernen, nett zu sein." sagte er indem er mich zurückstiess in die Kammer. Widerstand war zwecklos, so fest packte er mich an den Schultern. Ich bremste, wollte nicht wieder hinein ins Dunkel. "Jetzt nur noch schnell dem Onkelchen seinen Himbeerstengel schlecken und dann gibts Schokostengel jeden Tag." Er lachte. Ich glaubte ihm nichts, schleckte aber seinen dicken Pimmel. "Und merk Dir, schaue lieber mich an als diesen Marco." Ich schaute ihn an! Diesen groben ungepflegten Fettkloss sollte ich gegen den feinen Marco tauschen. So ein schlechter Tausch! Seitdem plagte mich dieser Jimmy immer. Sperrte mich bei Lust und Laune ein. Und ich hatte so Platzangst. Er sagte mir, es täte mir ganz gut mich in meinen Stärken zu üben. Wie oft habe ich mich ergeben in der Toilette, wenn es diesen dreckigen Kerl wieder überfiel. Die anderen sahen es und hatten ihre Freude daran, dass es diesen schrägen Typen wieder traf. Ich war bekannt als der Ausreisser der es mit einem Jungen getrieben hatte im Regent Park, denn mein piekfeiner Papa hatte ihnen alles erzählt, nur nicht, wieso ich ausgerissen war. Er zahlte gut, war auch Gönner des Instituts und niemand wollte ihn verärgern. Doch ich wende mich wieder der Gegenwart zu. Der Jimmy räuspert sich. Mit einer Hand packt er den Jungen am Arm, die andere Hand hält eine Pistole mit der er ihn in Schach hält. Klein und fein, wie ein Schilfkraut der Junge da, ist schwach verglichen mit dem stämmigen Gesellen. Er hat Angst, traut dem anderen nicht, denn der ist ein echter Pistolero und wird schiessen. Er hat sich in die Ecke geflüchtet und kann nicht mehr ausbrechen. Schreien kann er auch nicht. Er hält krampfhaft das Bündel Banknoten. "Gib es mir" fordert der Jimmy ihn auf, und wie das nicht sofort kommt, reisst er ihm fast den Arm ab. Zerrt ihm die Noten weg, zählt sie mit seinen dreckigen Fingern ab und steckt sie ihm zurück in die vordere Jeanstasche wo man das Kleingeld aufbewahrt. Ich realisiere jetzt, seine Fingernägel sind ganz abgebissen. Er hat ihn jetzt regelrecht in die Ecke gedrängt. Die Pistole hält er ihm an die Schläfe. Er zieht ein paar Fussschellen aus seinem Rucksack und befiehlt ihm, sie sich über die Füsse zu streifen und an den Beinen zu befestigen. Der Junge zögert. "Kommt’s bald" dröhnt es, mit einer Hand  drückt er ihm die Pistole in die Schläfe und schlägt ihm gleichzeitig mit dem Handrücken der anderen eins über, dass der Junge laut aufschreit und auf die Knie fällt. Jimmy neigt sich über ihn, umfasst ihn mit seinen Händen. Es macht Klick und sie sind festgemacht. Jimmy lacht. Jetzt steckt er sich die Pistole in den Hosenbund, und hat plötzlich ein Paar Armschellen in den Händen. Brutal drückt er den Jungen an sich, und dreht ihm die Hände auf den Rücken, dass er wieder aufschreit und fesselt sie mit den Armschellen.   Der Junge krebst zurück, kniend, buchtet den Drahtzaun aus. Jimmy lacht. Er kniet jetzt auch. Umarmt ihn, zieht seine Pistole wieder hinaus und drückt sie ihm an die Schläfe. Gleichzeitig drückt er seine Lippen an seine und..Langt ihm in die Tasche, zieht ihm das Bündel Banknoten wieder heraus, das ich ihm gab. Hämisch sagt er: "Schöner Fang, was. Hast es gestohlen, was? So viel Geld hast Du sicher noch nie gesehen. Denn Du kommst von den Wurzelfressern dort drüben auf der anderen Seite des Meeres. Ganz hübsch genug für 'nen reichhaltigen Apero. Aber ohne Dich. Offensichtlich hast Du den alten Lüstling dort vorne ganz schön übers Ohr gehauen. Hat was Hübsches von Dir gewollt, was. Sein Dingerlein ist wohl so steif geworden bei deinem Anblick, dass er unfähig war etwas zu tun, als Du mit der Kohle abgehauen bist.  Aber pfui, Du wolltest ihm nichts geben. Jetzt kannst Du's ja bei mir nachholen, bevor ich Dich als Teufelchen in Mohammeds Hölle schicke. Hübsch bist aber. Und so einen wie Dich wollte ich immer schon aufspiessen." Der Junge zittert. Jimmy geilt sich auf. Steht auf und drückt ihm den kalten Lauf der Pistole hinten an den Hals. Mit der freien Hand löst er seinen den Hosenbund und drückt die Hose mitsamt den Unterhosen hinab. Reibt ihn mit der Hand und steckt ihn in seinen Mund. "Auch ihr Wühlmäuse habt Pipihähnchen." Höhnt er. "Tu nicht so dämlich. Schleck mir meinen! Das hättest Du von Dir aus tun können" befiehlt er. Obwohl es auf italienisch ist, der Junge versteht, was er von ihm will  Mir kollern die Augen fast aus dem Kopf,  der Speichel läuft mir im Mund zusammen und es prickelt in meinem Arsch. So lange schon musste ich verzichten. Das muss schon Monate her sein, dass ich diesen langen, knochigen Hippy mit dem Rucksack am Strand von Patras vögelte. Und der war mit diesem hier bei Weitem nicht zu vergleichen. Und seitdem herrscht bei mir harte Entsagung. Jesus in der Wüste quasi. Und wie Jesus kann ich nicht widerstehen, wie mir der Teufel winkt. Denn das was die Bibel sagt, dem glaub ich nicht. Jesus hatte seine Maria Magdalena und den Lieblingsjünger Johannes. Wieso wäre er ein Entsager gewesen mit so einer Auswahl? Obwohl der Typ mir nicht gefällt, erregt mich seine Männlichkeit sexuell, das Blut der Gandarian  brodelt in mir. Der Harvey Davidson Typ kann sich nicht zurückhalten. Er schreit den Jungen an: "Komm endlich und tu was ich Dir sage." Für den Jungen ist es der reine Albtraum.  Er tut so, als ob er’s nicht versteht, was der will. Doch jetzt knallt’s.  Ein Schuss. Ich erschrecke. komme wieder zu mir. Dieser Affe. Einfach so herumknallern und hat offensichtlich schon einen ganz schönen Rausch. Wie gefährlich, wenn er unabsichtlich getroffen hätte! Der hat offensichtlich Schiessunterricht in Hollywoodfilmen erhalten. Solchen ist alles zuzutrauen. Natürlich hat er den Jungen nur verschrecken wollen, und es ist ihm gelungen. Der Junge kniet vor ihm, am ganzen Körper zitternd und seine Zunge schleckt und sagt zaghaft. Es degoutiert ihn ganz offensichtlich. Er hat furchtbar Angst. Was den anderen natürlich anstachelt. Jetzt stöhnt Jimmy vor Erregung, drückt ihm sein Glied in den Mund. Er passt nicht mehr gut auf. Merkt aus lauter Erregung nicht mehr was um ihn herum passiert. Mich erinnert es an längst vergangene Jugendalbträume. In der dunklen Kammer Jimmy Waschbärs nach Urin stinkenden Dolch ins Maul gesteckt. Und dazu sein Kommentar dass ich es verdient habe, dass ich ihn ja verführe  und dass er wegen mir in die Hölle kommt. Meinetwegen hätte er mich in Ruhe lassen können und im Himmel neben die Heiligen sitzen können, die hätten so zu ihm gepasst, ausser dem Heiligen Sebastian natürlich den ich immer bewunderte, als einziger. Doch ich lasse mich nicht mehr in Träumereien ein. Was war ist gewesen. Ich will nur nicht, dass dieser Junge gleich leiden muss wie ich es musste. Meine Waffe habe ich zurück ins Halfter gesteckt.  Habe mich ganz leise an die beiden herangepirscht. Stehe direkt hinter dem Jimmy. der offensichtlich so geil ist dass er nicht mehr merkt was um ihm herum geschieht. Jetzt ist der Moment gut, um zuzugreifen. Mit der Rechten packe ich die Pistole und wringe sie aus seiner Hand. Mein Arm packt ihn um die Taille, die Linke packt sein pulsierendes steifes Glied, zieht es aus des Jungen Mund und dreht ihn damit um die eigene Achse. Gleichzeitig drücke ich mit der Faust zu und fahre hinauf und herunter. Er trägt einen Hodenring. Ich merke wie sein ganzer Körper vor Erregung pulsiert, während ich ihm auf italienisch "Sauhund" ins Ohr flüstere. Er ist stark, befreit sich ein bisschen aus meiner Umklammerung, damit er mir mit dem Knie einen Stoss in die Eier geben kann. Ich habe nicht aufgepasst. Ich sehe Sterne aber lasse nicht los. Ziehe ihn wieder an mich, während ich seine Flöte reibe und meinen Pimmel an seine Lenden reibe. Ich spüre wie er sich sexuell erhitzt. Jetzt wage ich alles. Ich lechze nach diesem Ding, ich kann es nicht anders und stosse mit den Händen seinen Pimmel in meinen Hosenschlitz, schliesse die Beine und reibe sie zusammen. Jetzt stosse ich ihm den Schaft der Pistole hinten in die Hosen und drücke den Griff hinab. Das Rohr fährt ihm von unten her in seinen Arsch. Gleichzeitig drehe ich mich und meine Hände drücken seine Flöte, die nun schon ein Fagott ist, in meinen Schlitz und dann in mein Loch. Gott sei Dank bin ich in meiner Freizeit Schlangenmensch im Circus Rocalli denn ich muss mich recht verbiegen. Wie ich es mir dachte, ist er ganz der Macho der auf SM aus ist. Seine Augen leuchten während der Pistolenschaft seinen After bearbeitet und sein Pimmel verbogen und zusammengedrückt wird. Er spritzt in meine Hosen. Ich halte ihn fest wie im Schraubstock, drücke ihn auf die Knie. Abdullah der Guerillasoldat im Sudan hatte mich gedrillt und ich habe Übung. "Jeden Moment" pflegte er zu sagen, "musst Du ausnützen. Du weisst nie ob Du nicht im nächsten Moment drunten in der Hölle von den Teufelchen durchdrungen wirst. Deshalb sollen Dir alle Ärsche lieb sein, ob Frau, Mädchen oder Bub. So schön wirst Du's nie mehr haben." Jetzt ist Jimmy ganz hin von mir, will auf die Knie hinab vor mir und will mich küssen. Ich lasse es nicht zu, die Pistole habe ich nicht losgelassen, drücke den Pistolenschaft aber so abrupt hinein und gleichzeitig nach oben, dass er laut aufschreit.  Gleichzeitig drücke ich mein Knie in seinen Hodensack. Ziehe die Pistole hinaus und halte sie hinter meinen Rücken. Ich stosse ihn weg von mir während ich ihn umdrehe. "Wenn Dir Dein Leben lieb ist, Jimmy, verschwind. Im Gegensatz zu Dir kann ich treffen beim Schiessen. Willst Du etwa eine Kostprobe haben davon." Die Pistole drücke ich ihm in den Rücken. Gebe ihm einen Tritt in den Arsch, der von der Pistole blutet. Er versteht nicht recht. Läuft extra langsam, will sich umkehren. Doch ich ziele, die Pistole mit beiden Händen haltend, die Kugel fährt zwischen seine Beine im Gang, reisst ihm die Hose auf, und streift sein Fleisch. Heulend rennt er davon, strauchelt über seine offenen Hosen. Er zieht sie während dem Rennen hinauf und verschwindet. Bald hört man den heulenden Ton seiner Harley Davidson. Jetzt ist’s wieder ruhig. Eine Amsel singt. Alles ging so schnell, ich hatte keine Zeit auf den Jungen zu achten. Schaue umher. Wo ist er. Als ich ihn das letzte Mal sah,  kniete er immer noch, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, zitternd und mit offenen Hosen. Wenn ich ihn jetzt sehen würde... Das Verlangen wäre immens, denn ich bin furchtbar erregt. Aber er ist ab, ich habe für ihn mein Leben riskiert und er ist ab. Traut mir immer noch nicht. Ich atme tief ein, auch gut, sonst würde ich noch zu einem Monster. Ich kehre mich um und gehe langsam zurück zum Auto. Steige ein, fahre los. Ohne rückwärts zu schauen, hinaus aus dem Parkplatz, auf die Autobahn und mit voller Pulle Richtung Norden. Ich koche. Nach all dem was ich gemacht habe, diese Undankbarkeit. Undenkbar. Na, um so besser. Ich werde Francine abholen und unser altes gutes Leben zu zweit wieder aufnehmen. Was kümmert mich der Wunsch Alexandros'. Wenn ich ihn nicht getroffen hätte, einfach so, unerwartet, Ich würde den Wunsch auch nicht kennen. Und dieser Albaner der sich als Grieche aus Makedonien ausgibt. Sollen mich allesamt am Ehrwürdigen kratzen, diese Ausländer, undankbar. Doch mit der Zeit verraucht meine Hochstimmung und mein Mut. Ich fühle mich nicht mehr so sicher. Da kommt ein neuer Rastplatz mit einer Bar. Ein Espresso würde mir gut tun. Ich mache einen abrupten Stopp und meine Reifen quietschen wie ich das Auto im letzten Augenblick mit hoher Geschwindigkeit in die Ausfahrt zwänge. Stoppe gerade vor dem Lokal, befiehl dem Tankwart meinen Tank zu füllen, die Reifen zu kontrollieren und die Scheiben zu reinigen. Es ist jetzt kalt, ein Nieselregen kommt aus dem Nebel und ich friere. Der Junge, gefesselt draussen in diesem Wetter, frierend, will mir nicht aus dem Sinn, wie ich, sitzend auf dem Barhocker, meinen Café schlürfe. Das wäre gelacht. Ich und einen bedürftigen Jungen einfach sitzen lassen. Nein. Ich lege das Geld auf die Theke, stürme hinaus. Der Tankwart ist gerade am Putzen der Chromstahlpuffer. Mein Sportwagen, ein BMW Roadster, fasziniert ihn, liebevoll poliert er das ganze Auto auf Hochglanz . Ich bemerke es nicht mal richtig, werfe ihm eine Zweihundertdollarnote zu, steige ein und fahre weg mit quietschenden Reifen. Hinaus aus der Autobahn , über die Brücke und in die Gegenrichtung wieder hinein, rasend wieder hinab in den Süden. Achtung, jetzt rase ich am  Rastplatz vorbei. Sofort reiss ich einen Vollstopp. Leider ist der Rastplatz auf der gegenüberliegenden Fahrbahn und hat auch keinen Anschluss von dieser Seite. Ich fahre langsam weiter, stelle mich darauf ein noch weiter zu fahren zur nächsten Ausfahrt und dort wieder kehren. Doch halt, hier ist eine Verbindung für das Dienstpersonal zur anderen Fahrbahn.  Das Verbindungsstück ist mit einer Plastikkette anstelle der Leitplanke als unpassierbar gekennzeichnet. Doch mich stört’s nicht. Ich kehre den Wagen in voller Geschwindigkeit, die Reifen quietschen, doch die Plastikkette hält dem Druck meines Autos nicht stand. Ich habe um neunzig Grad gekehrt und fahre in den Rastplatz. Steige aus dem Auto. Schaue das Auto an. Natürlich hat der Lack einen Kratzer abgekriegt. Doch mich stört’s nicht.  Ich denk sowieso daran mir baldmöglichst ein neues zu kaufen. So einen Masarati oder Porsche. BMW ist nicht mein Standard. Zu zahm. Ich suche den Jungen in der Dunkelheit. Er liegt zusammengekrümmt unter dem Vordach des Häuschens. Hat sich trotz Hand- und Fussschellen bis dahin vorgekämpft. Und ist so erschöpft, dass er schläft. An diesem Ort. Und wenn wieder irgend so ein Jimmy vorbeigekommen wäre. Nicht zu denken. Offensichtlich hat er einen Schutzengel. Ich knie nieder. Fahre ihm mit der Hand über die Schläfen. Er wacht auf. Erschrickt. Ist dieser Ruffian zurückgekehrt? Gibt's für ihn nur diesen oder diesen Jimmy? Er bäumt sich auf, will aufstehen und wegrennen. Doch die Ketten stören und ich halte ihn gepackt. Ich sage; "Willst Du hier bleiben ganz allein, und wenn wieder so einer vorbeikommt? Ich bin zurückgekommen, denn ich will dich nicht allein zurücklassen." Er schaut mich weiterhin ganz verstört an. Versucht sich loszuwinden. "OK. Ich habe Dir Angst gemacht vorhin. Doch jetzt habe ich mich beruhigt. Ich verspreche Dir beim Blut meiner Grossmutter dass ich Dir nichts machen werde." Ich hoffe dass das Blut meiner Grossmutter ihm imponiert. Und es scheint zu funktionieren. Denn er bleibt endlich stehen, ich muss ihn nicht zurückhalten. "OK," sage ich wieder. "Ich hole die Werkzeuge um Dich von Deinen Ketten zu befreien. Bleibe hier. Ich gehe zum Auto. Öffne den Kofferraum. Es hat eine Beisszange und einen Hammer. Das muss wohl genügen. Ich gehe zurück dorthin wo er liegt. Doch er konnte aufstehen. Versuchte wieder wegzulaufen. Ich konnte ihn wieder packen. Knie nieder und mache mich daran ihn frei zu binden. Dieser Sauhund von Jimmy hat die Schlösser gleich 2 Mal zugedreht. Ich kann sie mit dem Trick die die amerikanische Polizei immer braucht, nicht öffnen. Ich schwitze und fluche. Gleichzeitig rede ich ihm zu, um ihn zu beruhigen. Es ist eine rechte Plackerei bis das Metall endlich geschnitten ist mit einer gewöhnlichen Beisszange. Gott sei dank sind diese Fuss- und Handschellen ein älteres Produkt und die verbindenden Metallbänder sind aus einzelnen Kettenglieder zusammengesetzt. Nicht so wie die modernen, die man jetzt auf 10 jährige Delinquenten, die ja bekanntlich besonders stark und gefährlich sind für die armen schwachen, sich ewig in den Fitness Center tummelnden amerikanischen Polizisten anwendet. Ich kann die Kettenglieder mit der Zange auseinander drücken und er kann Arme und Beine endlich wieder strecken und den Körper entspannen. Ich kann aber die Schlösser an den Ringen erst mit grossem Kraftaufwand und nach langer Zeit brechen. Endlich ist er frei und rennt erst mal weg von mir. Ich gehe zum Auto. Wie ein Wiesel schlängelt er sich aber an mir vorbei und ist vor mir dort. Das Auto ist geschlossen, er  lehnt sich draussen an die Tür, der ganze Körper zittert. Und jetzt sagt er: "Bitte lasse mich nicht allein hier." Ich öffne die Tür auf meiner Seite, steige ein und öffne die Türe zum Beifahrersitz von innen und er springt herein. Jetzt sitzt er direkt neben mir auf dem Beifahrersitz. Ich schäme mich immer noch, wie ich mich vorhin vor ihm zu diesem Jimmy benommen habe. So habe ich mich noch nie erlebt. Habe vor lauter sexueller Lust mich selbst vergessen. So was hätte ich nie erwartet von mir. Wage mich nicht zu bewegen. Wenn ich mich bewege und er fasst das falsch auf, rennt er davon. Um mich abzulenken nehme ich meine Pfeife heraus, ein wunderbares Stück von Chowdy. Mit gespielter Ruhe stopfe ich sie, ruhig, bis es perfekt ist, und zünde den Tabak mit dem Streichholz an. Extra langsam ziehe ich den Rauch hinein, stosse ihn heraus. Jetzt bin ich ruhiger. Das Wetter hat sich noch verschlechtert und es ist noch dunkler geworden. Kein Wunder, dass dem Jungen nicht wohl ist. Den Jungen wage ich aber immer noch nicht direkt anzusehen. Er ist immer noch halbnackt, die Hosen drunten, die Unterhosen die auch nicht mehr so sauber sind, sind auch fast bei den Füssen drunten. Hat wohl in die Hosen gemacht, vor dem Jimmy. Er zittert, hat offensichtlich jetzt auch Angst vor mir. Ich habe mich wieder gefasst. Diskret schaue ich auf sein Zipfelchen. Es ist wieder schlaff. Sage auf griechisch. " Beruhige Dich. Zieh Dich an. Ich werde Dir wirklich nichts tun. Ich bin zwar hitzig, aber kein Sauhund."  Jetzt ist er endlich frei. Eigentlich könnte er wieder die Flucht ergreifen. Ich lasse ihm die Möglichkeit dazu.  Ich drehe mich ab, lasse ihn sich allein anziehen. Erwarte eigentlich, dass die Türe wieder aufgeht und er wieder aussteigt, diesmal eigentlich in die Nacht. Klopfe die Pfeife aus, nimm mir eine andere, diesmal eine Savonelli und stopfe sie. Zünde sie mir wieder an. Doch ich höre ihn nur atmen neben mir. Plötzlich spüre ich seine Hand an meiner Rechten, die ich verkrampft am Lenkrad halte. "Placiba." sagt seine helle Stimme. "Es tut mir wirklich leid dass ich dich da hineingezogen habe. Willst Du mich noch." Plötzlich auf Russisch, so schnell dass er sich fast verhaspelt. Aber in dieser Sprache will ich nicht mit ihm reden, obwohl er sie sicher gut redet. Ich schaue hinüber, schau ihm endlich wieder offen in die Augen. Dann kann ich nicht mehr so steif und gefühllos bleiben. Natürlich will ich weiterhin mit ihm sein. Ich bin so glücklich, dass er mir trotzdem wieder traut, obwohl, wenn man es nüchtern betrachtet: was für eine Wahl hat er sonst? Ich nehme seinen Kopf in meinen Arm und küsse ihn auf beide Wangen, auf die Stirn. "Gottseidank" sage ich auf griechisch, "Du lebst und bist noch gesund." "Aber das Geld ist weg." "Quatsch, "sage ich, "das ist nicht wichtig, wichtig bist Du. Aber ich werde Dir wieder was geben sobald ich an einer Bank was beziehen kann." Ich schaue ihm in die blauen aufrichtigen Augen. Er hat Tränen. Erst jetzt merke ich den Gestank. Offenbar hat der Junge über die Hosen uriniert und noch was anderes gemacht. Ich weiss aus eigener Erfahrung was er litt, aber ich habe Hemmungen darüber reden. "Warte," sage ich. "Ich hole Dir saubere Wäsche von mir. Ich steige aus hole meinen Koffer aus dem Kofferraum. Bringe ihm meine Unterwäsche, die zwar etwas gross ist, aber sauber. "Geh doch in die Kabine und zieh Dich um." Doch er will nicht aus dem Auto. Ich habe noch eine Rolle WC Papier im Auto und Reinigungstüchlein. Und ein Flasche After Shave, die ich ihm gebe. Ich drehe mich auf die andere Seite während er sich reinigt. Ich bemerke, damit er seine Gedanken ändern kann: "Das muss ich Dir doch sagen: Alexandros hat gesagt dass Du ein Lichtschein gewesen bist für seine letzten Tage. Und wenn man das sein kann, finde ich, ist es wirklich schön. Alexandros war so ein grosser Freund für mich. Jetzt lese ich gerade ein Buch mit seinen Gedichten, das ich auf dem Schiff fand." Ich drehe mich wieder zurück. Der Junge hat sich wieder angezogen, zittert aber immer noch, ist ein bisschen weggerutscht von mir. Mir scheint, er hält krampfhaft die Beine geschlossen. Er schluchzt, sagt anfangs nichts und dann plötzlich brichts aus ihm heraus. "Wieso konnte ich nicht mit ihm bleiben. Es ist so schwer. Niemanden kenne ich. Alle schimpfen auf mich, alle wollen mir wehtun, wollen mich weghaben." Er weint. Mir ist es peinlich, ich nehme ein Taschentuch zur Hand, wische ihm die Tränen ab. Endlich hat mich der Junge akzeptiert. Er lässt sich trösten. "Ich bin froh dass Du da bist und ich will Dir helfen. Alexandros hatte Krebs und ist jetzt im Spital. Es ist schade, er war ein grosser Freund von mir. Wir haben so viel miteinander geredet als ich noch jung war vor zwanzig Jahren und dann haben wir uns nicht wieder gesehen bis Gestern. Hast Du denn keine Verwandten?" Der Junge schaut weg, bleibt stumm. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Andererseits hat’s keinen Zweck, noch lange hier am Rastplatz zu bleiben, vielleicht hat jemand die Schüsse gehört und es der Polizei gemeldet. Der Polizei möchte ich jetzt und hier lieber nicht begegnen. Ich starte den Motor, fahre weiter. Wieder auf die A14 und weiter hinauf gegen Norden. Die Autobahn ist fast leer und ich kann voll blochen. Den Jimmy befürchte ich nicht. Der wird nichts melden. Solche wie er sind eher scheu vor der Polizei. Doch auf der Küstenstrasse will ich trotzdem nicht länger bleiben. Man weiss nie. Sicher sucht die Polizei nach einem illegalen Einwanderer und dann ist die A14 das naheliegende. Bei Giulianova biege ich nach Links ab, nach Westen, auf der A24, Richtung L’Aquila, Roma. Mein BMW blocht seine 200 km in der Stunde und das schon seit einigen Stunden. Ich liebe schnell zu fahren. Der Junge neben mir beginnt sich zu entspannen. Endlich bei L’Aquila,  halte ich an einer Ausfahrt mit einer Bar. "Hier können wir etwas essen" sage ich "und miteinander besprechen, was wir weiter tun werden." Wir steigen aus und ich bestelle mir einen Whiskey. Ich brauche etwas Starkes. Ihm bestelle ich, einfach so, ohne zu fragen, ein Coke. Dann gibts zu essen, nur Kaltes. So Sandwiches, trockenes Brot und wahrscheinlich nicht das jüngste Fleisch. Doch etwas essen solte man, haben ja seit heute morgen früh nichts gegessen. Ich tauche direkt hinein in das Thema das ich anschneiden will. Bin nicht sehr diplomatisch, denn ich bin ja auch aus dem Blut meines Vaters. "Wie gesagt, Du bist jetzt mit mir gereist. Ich nehme an, Du weisst, dass ich Dir nichts antun werde. Oder Du findest es sicherer mit mir als allein, denn die Chance dass Du wieder so einen  Jimmy triffst ist gross. Alleinreisende Junge in Italien reisen gefährlich.  Immerhin musste ich etwas riskieren, um Dich zu retten. Der Jimmy hätte offensichtlich gerne mit mir gebändelt. Aber ich habe es nicht getan, warum, das sei dahingestellt. Er ist halt nicht so mein Typ. Manchmal brauch ich Jimmy Waschbär um mich zu strafen." Und ich erzähl ihm wer Jimmy Waschbär ist. Ein ziemliches Risiko, denn jetzt weiss er definitiv dass ich einer jener perversen Schwulen Schweinen bin. Und er ist, wie mir scheint absolut straight. Aber auch wenn er das von mir denkt. er lässt es sich nicht anmerken, Ganz cool dieser Blondschopf. Denkt er jetzt wie er mich ausnützen soll und dann verduften? Ist mir auch gleich, ich bin jetzt zu weit gegangen und werde das Abenteuer ausleben bis zum Schluss. Ich rede weiter: "Jetzt müssen wir abklären, wie wir weiterhin verkehren miteinander. Ich biete Dir meine Dienste als Chauffeur und Bodyguard an. Aber dazu möchte ich, dass wir uns ein bisschen näher kennenlernen und dass Du Dich mir gegenüber ein bisschen mehr öffnest. Denn sonst ist’s nicht angenehm." Die Getränke sind gekommen. Er trinkt hastig. Isst das Schinkensandwich das ich ihm gab gleich in Riesenbissen. Ich knabbere nur so daran, denn diese Kost behagt mir nicht. Ich fahre weiter: "Ich möchte Dir helfen und werde nichts verlangen als Gegenleistung. Du kannst mir glauben. Einfach Deine Gesellschaft. Denn ich bin nicht gern allein. Wie heisst Du?" "Nicos." "Und wie sonst." Nichts. Ich frage nicht weiter. Wenigstens hab  ich jetzt einen Namen um ihn anzureden. "Also Nicos, ich bin Ramon. Wir machen einen Pakt. Du reisest mit mir, rennst nicht wieder so weg nach Lust und Laune, dass ich Dich retten musst und leistest mir Gesellschaft. Nichts mehr. Nur hin und wieder einen Augenaufschlag und ein Lächeln.“ Ich lache wieder. Er ist nicht ganz sicher über mich. „C’est à prendre ou à laisser.“ sage ich auf Französisch aber er verstehts.  „Vielleicht bin ich nicht Dein Wunschpartner aber bis jetzt habe ich mich so benommen, dass Du nichts zu befürchten haben solltest. Ich bin nicht wie Jimmy, brauche keine Schwachen auszubeuten für meine sexuellen Lustspiele.“ Ich schaue ihn an. Schmächtig, schmalbrünstig, sieht aus wie 16 ist aber älter. Schäbige Kleider, ausgemergelt. Ein richtiger Bürgerschreck. Krank? Wäre mir gleich ihn auch pflegen zu müssen.  Denn schön ist er, wenn man hinter der verwitterten Schale den Kern sehen kann. Jetzt laufen ihm die Tränen hinab. Ich verstehe nicht recht. Will nicht verstehen? Ich fahre weiter. „Du musst wirklich keine Angst haben vor mir, ich verspreche Dir, ich werde Dir nichts tun.“ Er schlägt die Augen auf zu mir und schaut mich etwas zu verlangend an. Ich will nicht verstehen. Ein Abenteuer mit ihm möchte ich nicht. Ich liebe ihn bereits zu sehr, als dass ich ihn nach einem flüchtigen Abenteuer wieder verlieren möchte. Ich stehe auf. „Wenn Du noch Hunger hast, bestell Dir noch was zu essen. Ich möchte sofort weiterfahren, denn je schneller ich weg bin, umso so besser ist es für Dich und mich. Essen kannst Du im Auto." Wir steigen ein und ich fahre auf gewöhnlichen Strassen Richtung Spoleto. Jetzt geht’s nicht mehr so schnell vorwärts. Es ist Abend als wir in der alten Stadt von Rieti ankommen. Dort hats ein Restaurant dass mir gefällt. Richtiges typisches italienisches Altstadtrestaurant. Wir steigen aus, nehmen Platz. Wir haben eine Karte am Tisch. Es hat nicht viel Auswahl. Ich bestelle Risotto alle Melanzane, offensichtlich eine Spezialität des Restaurants, als Vorspeise, dann ein Fleisch. Ich habe richtig Hunger, freue mich auch auf den Barolo Jahrgang 1980 denn ich bestellt habe. Nicos weiss nicht richtig. Er kennt nichts von dem was auf der Karte steht.  Wahrscheinlich überhaupt nichts. Ich sage: " Sicher liebst Du Spaghetti Bolognese. Teigwaren und viel Fleisch mit Tomatensosse.." Jetzt ist er beleidigt. Ich seh's ihm am Gesicht an. Schnell sage ich. "Nimm was ich habe, das hast Du sicher gern." Jetzt ist's wieder besser.  Der Kellner kommt vorbei und ich bestelle. Dann fragt er: "Wer ist Simon?" "Das ist mein Sohn. Der ist jetzt erwachsen und wohnt in Amerika." "Amerika" sagt er, im singenden Tonfall. "Da wo alle Leute glücklich sind. Autos haben, arbeiten können." "Willst Du denn arbeiten?" Er schaut mich verwundert an. "Was denn sonst. Wenn Du arbeitest, hast du Geld. Kannst dir eine schöne Wohnung, ein Auto und genug zum Essen leisten." Ich schaue ihn nochmals an. Er ist schön auf seine Art, intelligent.  Sicher wäre er fleissig, wenn ihm Arbeit geboten würde. Er seufzt. "Immer werde ich für jünger angeschaut als ich bin!" "Wie alt bist Du denn? 50?"Er lacht. Ich liebe die Art wie er den Kopf nach hinten verwirft, mich verächtlich mit dem Blick seiner grünblauen Augen streifft. Er langt in die Tasche wo er offensichtlich seine Sachen hat, zieht ein verknülltes Papier hinaus, zeigt es mir. "Ich habe einen Beruf, Mechaniker, hier ist die Bestätigung." Irgend etwas steht in griechisch kyrillischer Schrift. Ich kann es nicht lesen. Aber das Geburtsdatum ist in arabischen Buchstaben. Das beweist mir dass er fast Volljährig, etwas über 19 Jahre alt ist. Also wird er wohl einen Beruf haben. Aber als Mechaniker, Automechaniker, wie er sagt, sehe ich ihn nicht. Er ist zu fein. Aber was das Dokument sein soll, weiss ich nicht. Ein Passierschein des griechischen Zolls. Ich geh nicht weiter darauf ein. Gebe es ihm zurück. Ich denke er könnte doch bei mir bleiben und ich würde nicht mehr so alleine sein. Aber ich will mehr wissen über ihn. Sie bringen das Gedeck und den Wein. Er nimmt gerne Wein offensichtlich. Wir prosten und ich frage: "Ich nehme an, Du hast Alexandros gut gekannt. Und warst auf dem gleichen Schiff wie ich. Alexandros hat viel von Dir gehalten, wie ich es Dir schon sagte.." Eigentlich hat er mir den Jungen ans Herz gelegt. "Was ist eigentlich passiert in Bari, Nicos? Wieso bist Du so nervös umhergerannt?" Der Junge ist sichtlich hingenommen. "Wir sind mit dem Camion angekommen. Da hat der Chauffeur gesagt. Wenn ihr mir nochmals 1 Million Drachmen gebt lasse ich Euch laufen. Wir sammelten zusammen, was wir hatten. Doch leider waren es nur etwa 500'000 Drachmen. Da hat er die Türe geöffnet und hat laut geschrieen. „Was, blinde Passagiere? Helft mir." Natürlich sind die Zöllner sofort neugierig geworden. Ich konnte mich noch gerade unter ihren Beinen hindurchschlängeln und ans Ufer rennen. Das Geld, alle meine Ersparnisse, ist dahin. Aber die Polizisten rannten uns alle hinterher. Und Hunde brauchten sie. Ich glaube die Freunde hat es alle erwischt. Was passiert mit ihnen?" "Ganz einfach, sie werden mit dem nächsten Schiff nach Albanien zurückgebracht." "Ja, aber ich komme nicht von Albanien. Ich bin von Mazedonien." Er verstummt. Eigentlich wollte er es nicht sagen. Kann man diesem Ramon vertrauen." Ich denke mir: “Vielleicht hat er jetzt endlich vertrauen und tut nicht mehr so störrisch.“ Ich schlage weiter in die Bresche. "Dein Pech." antworte ich. "Sie nehmen keine Rücksicht, sie wollen Euch bloss weghaben." Nicos verstummt. Ganz eindeutig kämpft er mit den Tränen. Ich stehe auf, gehe zu ihm hinüber, sitze auf den Stuhl daneben, lege meinen Arm um seine Schulter und wische seine Tränen mit dem Taschentuch ab. Wenigstens stösst er mich nicht weg. Er beginnt sich an mich zu gewöhnen. Und das ist offenbar schwierig mit mir. Simon konnte sich nie an mich gewöhnen. Er kämpft  mit den Tränen. "Von dort wo ich herkomme, da waren so viele Waisen. Ohne Vater oder Mutter. Wir hatten Hunger, kalt. Hatten keinen Schulunterricht und fanden keine Arbeit. Im Herbst kamen die serbischen Banden ins Dorf und schossen einfach so auf uns. Wir hatten keine Unterkunft um uns zu schützen. Die anderen hatten selbst zu wenig, wollten uns nicht. Im Winter ist es unmöglich draussen zu überleben. Wir hatten keine Wahl, mussten flüchten. Es ist so schwer, aus dem Land zu gehen. Man muss über ein Minenfeld. Mein Freund Selim ist gestorben. In die Luft gegangen. Quasi." Ich kann ihm nachfühlen. obwohl ich nicht ganz verstehe. Es muss doch dort irgend etwas wie eine kollektive Organisation zur Überlebenshilfe geben. Erst später, leider viel zu spät habe ich dann realisiert wieso er nicht unterstützt wurde und flüchten musste. Die Erwähnung von einem Freund, Selim, hätte mich hellhörigmachen müssen. Doch ich war lang von Begriff und habe es bereut. Wenn ich es dort gecheckt hätte, hätte ich mir viele unnütze Sorgen sparen können. Im Moment will ich nicht weiter darauf herumreiten. Wenn er es sagen will, wird er es mir sagen, "Nicht weinen. Nicos," sage ich. "Du bist in Sicherheit. Solange ich da bin, werde ich Dir helfen." "Aber die anderen." "Die anderen werden wieder einen Weg finden. Es gibt so viele, Nicos, die zu uns Reichen kommen. Sie werden von uns zurückgestossen, aber kommen wieder. Und haben recht." Als ich noch in Griechenland war, habe ich ihnen geholfen weiterzukommen, wo ich konnte. Als ich realisierte, dass  die „Freunde“ von den Flüchtlingsorganisationen dem FBI halfen, mich zu beschatten und mich dazu benutzten illegale Flüchtlinge denen ich half weiterzukommen, ausfindig zu machen um sie zurückschicken zu können,  hörte ich auf mit meiner Arbeit als Berater der Flüchtlingshilfe und allgegenwärtigen FBIs. Deshalb bin ich jetzt in Italien. Dann fahre ich weiter: "Alexandros hat mir gesagt, dass Du so gut singst." Und wieder dringt mein allgegenwärtiger Gandarianischer Spott durch. Ich frage ganz unschuldig: "Wirst Du mir auch etwas vorsingen?" In diesem Restaurant! Natürlich bleibt es still. Um die Stille zu unterbrechen fahre ich weiter: "Hier meine Pläne. Ich fhre jetzt weiter. Denn in Milano werde ich meine Frau abholen, die für ihre Ferien aus Neuseeland kommt und nachher fahren wir weiter nach meinem Haus in Frankreich." Das hätte ich lieber nicht gesagt, denn jetzt überlegt sich Nicos mich zu verlassen. Jetzt hatte er geglaubt endlich jemanden gefunden zu haben, vielleicht so ein Freund wie Selim. Denn er braucht eine Stütze, einen Freund hier in diesem fremden Land. Doch dieser Ramon hier hat auch eine Frau. Er traut dem nicht. Offensichtlich muss er sich dreingeben. Freunde gibt’s im Westen für seinesgleichen nicht. Jeder ist auf sich selbst gestellt und muss immer wachsam bleiben. Doch ich merke nichts. Vorderhand fahren wir weiter, jetzt wo wir gegessen haben, geht’s wieder besser. Es ist Nacht und ich fahre. Nicos ist todmüde, schläft ein. Fällt seitwärts auf mich und legt seinen Kopf auf  meinen Schoss.  Ich muss höllisch aufpassen, zu fahren ohne ihn aufzuwecken. Es ist nicht ideal, da es der Verkehr nicht erlaubt. Schliesslich halte ich bei irgend einer Raststätte, parkiere auf dem dunkelsten Parkplatz weit weg vom WC, verdunkle die Fenster und schlafe selbst ein. Wir schlafen bis lange in den Morgen. Ich träume von Ali, wie wir uns aneinander schmiegen. Wache nass auf. Es ist sehr früh am morgen. Der brummende Motor eines Camions hat mich aufgeweckt. Nicos ist jetzt ganz auf meine Seite hinübergerutscht. Unbequem liegt er über dem Schalthebel und umarmt mich im Schlaf mit beiden Armen, um sich an mir aufzuwärmen. Ich wage es nicht, mich zu bewegen um ihn nicht aufzuwecken und schlafe schliesslich wieder ein. Wie ich aufwache ist es hell im Auto. Ich gucke hinaus indem ich einen Zipfel des Tuches aufhebe. Es ist sehr bedeckt, nur eine kleine helle Scheibe ist am Himmel und erinnert dass es eine Sonne gibt. Nicos Kopf liegt jetzt wieder auf meinem Schoss, er schaut hinauf und schnarcht leise. Ganz behutsam gebe ich ihm einen Kuss auf seine Stirn, seine Nase, seinen entblössten Hals. Er erwacht, merkt wo er ist und wie. Ich erröte und hebe ihn weg von mir auf seinen Sitz. Ich weiss nicht richtig was sagen. Ich merke einfach dass ich beginne ihn zu lieben und zu begehren. "Aber Ramon.” Sage ich mir, „Du wirst Dich doch in Deinem Alter nicht schon wieder verlieben. Und wahrscheinlich ist er nicht schwul. Der träumt doch von seiner Freundin in Mazedonien! Du willst doch nicht zum Gespött der alten Weiber...."  Ich ziehe die Tücher von den Scheiben, stelle den Motor an und wir fahren weiter. Ich habe gar nicht realisiert, dass Nicos mich angeschaut hat und gestöhnt hat. Jetzt lehnt er mit seinem Kopf auf der Scheibe und schläft. Ich lehne hinüber, drücke den Hebel auf seiner Seite um seine Rückenlehne hinabzudrücken. Irgendwie spüre ich ihn wie noch nie, wie i so über ihn lehne. Sofort ziehe ich mich zurück und schaue ihn nicht mehr an. Zu meinem Leidwesen, denn sonst hätte ich gemerkt, dass er gar nicht so tief schläft, sondern aus halb geöffneten Lidern mich anschaut.

Ich bin nicht richtig  im Saft heute. Doch ich fahre weiter, über Terni, Folighe. Und auf der Höhe von Assisi sehe ich den Wegweiser links nach Assisi, Perugia. Es gelüstet mich dieses Städtlein zu besuchen, das ich so liebe aus einem Aufenthalt in Perugia, als ich mit Francine dort auf Hochzeitsreise war. In Assisi stelle ich das Auto ab und besuche San Francesco Maggiore um zu sehen wie die Basilika jetzt nach dem Erdbeben aussieht.  Nicos folgt mir, aber zögernd. Ich zünde auf einem Altar vor dem Bild von Cimambue, wo eine Frau den blutenden Körper Jesus auf dem Schoss trägt. eine Kerze an und bete.  Alles in mir ist aufgewühlt. Es ist so wie es war als ich Ali im Sudan kennenlernte. Und es war nicht in Europa. Ich brauche Gottes Hilfe um aus dieser Falle zu kommen. "Bist Du orthodoxer Christ, Nicos?" frage ich. Nicos antwortet nicht.  Er ist Muslim aber auch so nicht sehr religiös. Er hat die Erfahrung gemacht, dass diese religiösen Typen oft falsch sind und findet überhaupt, dass seine Religion niemanden was angeht. Diese Frage war natürlich eine Fangfrage von mir. Orthodoxe Christen haben eine starke Abneigung gegen meine Art. Ich bin verwundert, dass Nicos beleidigt ist, will aber nicht weiter bohren. Weiss nicht so richtig was sonst sagen. Ich muss mich halt einfach weiterhin zurückhalten. Dieser Nicos hat sich schon wieder in sein Schneckenhaus zurückgezogen und ich verstehe nicht recht wieso.  Traut er mir wieder nicht? OK, denken wir nicht weiter darüber nach. Heute werde ich nicht weiter fahren. Ich bin so müde. Ich werde hier in Assisi bleiben.  Zum Teufel mit Francine. Hat mich verlassen und sucht mich offensichtlich schon wieder. Ich suche ein Hotel, werde hier übernachten. Ein Zweierzimmer mit Nicos mit 2 Betten. Der Portier an der Rezeption fragt nicht nach dem Pass. Wir gehen hinauf aufs Zimmer. Nicos ist ganz zutraulich. Kaum sind wir im Zimmer, schmiegt er sich an mich. Ich kann nicht anders, küsse ihn und streichle ihn. Knie nieder und öffne schon seinen Hosenladen. Alles automatisch, wie im Traum. Nicos seufzt laut aus Freude. Plötzlich komme ich wieder zu mir: Ich kann mich nicht länger beherrschen. Was will ich. So einen vernaschen. Seit wann verführe ich solche die von mir abhängig werden könnten?. Nein, ich will es nicht mit ihm machen. Alexandros steht hinter mir, sein Atem bläst mir in den Nacken. Er hat mir bereits in Paris grosse Vorwürfe gemacht wegen meiner Art. Und doch blieb ich bei ihm, ich spürte seine Nähe und schon das geilte mich auf. Alexandros war gläubiger Orthodox und glaubte die Homosexualität sei des Teufels.

Seit diesem Zwischenfall auf dem Rastplatz bin ich ganz erhitzt. Kann nicht mehr warten. Aber mit Nicos will ich es nicht machen. Obwohl er der leibhaftige Teufel ist, der mich verführen will. Weint und schreit, weil ich nicht weiterfahre. Es ist bald Mittag. Ich sage: "Muss ein Buch zum Lesen kaufen. Bin bald wieder zurück" und ziehe meinen Mantel wieder an. Nicos hat sich zurückgezogen. Mit angewinkelten Beinen sitzt er auf dem Polsterstuhl und hat den Fernseher angestellt. Ist beleidigt, sagt nichts. Ich gehe hinaus, zum Auto und rase nach Perugia. Ich brauche Grossstadtatmosphäre. Parkiere den Wagen auf der Piazza und flaniere die Strasse hinauf. An einem Kiosk kaufe ich mir irgendso einen Roman von einem italienischen Autor im Mondari Taschenbuch. Dann gehe ich ins erstbeste Café. Sitze vor meinem Espresso das Buch aufgschlagen vor mir und schaue umher. Ein wunderschöner Jüngling mit einem immensen rabenschwarzen Haarschopf der bis zu den Schultern reicht, tritt ein. Der ganz enge Jeansanzug unterstreicht seine herrlich schlanke Taille. Schlenkert mit den Hüften, sitzt ab am Nebentisch, lächelt zu mir hinüber. Ich kann es nicht länger aushalten, wie ich so hinüber schiele auf seinen Schoss, die Ausbuchtung zwischen seinen Beinen. Gehe hinüber und wir trinken einen Apéritv zusammen. Kommen ins Schwärmen. Während wir so über Belangloses schwatzen, er heisst Manuele, muss ich ihm unverwandt in die schönen hellbraunen Augen blicken, bewundere seine seidigen schwarzen Haare, seine schön geschwungene schmale Nase. Unversehens bin ich neben ihn auf die Bank gewechselt und wir schmiegen uns aneinander. Wir sind beide ganz erhitzt und stehen auf. Gehen hinaus. Im Stadtpark vor der Universita per Stranieri hat's träumerisch gelegene Bänkchen versteckt hinter Sträuchern. Und  Leute hats fast keine, sie arbeiten oder kaufen ein. Auf jeden Fall sind wir allein in der Natur. Sehen hinüber zu den Hügel von Assisi und hinab in ein grosses Tal. Wir streicheln uns gegenseitig, ich fühle und streichle mit meiner Hand den Buckel in seiner engen Hose. Ratsch, öffne ich den Hosenladen greife hinein und ziehe ein immenses Ding heraus. Ich kann nicht mehr länger warten, stehe auf knie bald vor meinem Adonis, zwischen seinen Beinen mit denen er meinen Leib streichelt und lutsche am roten Erdbeerglace, und verschlucke es bald. Dank seiner Fürsorge ist auch mein Penis schön steif und gross geworden. Jetzt halten wir es so nicht mehr aus, wir gehen definitiv hinter die Büsche (Achten nicht auf Zecken) und knien vis-à-vis und küssen uns. Dann  liegen wir gegeneinander nebeneinander und schlecken uns gegenseitig. Plötzlich will ich ihn in mir verspüren. So schön ist's und wir lassen uns Zeit bis er kommt in mir. Jetzt kommt er dran, ich spritze. Und wir stöhnen um die Wette.  Ein Rausch, ein Traum, im Nu verflogen. Wir liegen nebeneinander, massieren uns die Brustwarzen. Manuele schaut auf die Uhr. "Was, schon Nachmittags. Ich muss gehen, Franco kommt jetzt aus der Fabrik und erwartet mich." O tempore, o mores. So jung und schon so verdorben. Er hatte schon einen Freund und fickt mit einem anderen. Ich bin enttäuscht. Eine Zufallsbekanntschaft ohne Anschluss. Aber gesättigt bin ich nun. Und schön ist mein neuer Schatz. Ich frage doch nach seiner Adresse, wie er die Jeans und Jacke anzieht und sich verabschieden will. Er will sie mir nicht sagen. Doch so tut man's nicht mit Ramon. Ich packe ihn nochmals mit beiden Händen, fasse ihn um die Taille und küsse ihn bis er wieder ganz hin ist und sein Ding seine Hose ausbuchtet. Hebe ihn weit weg von mir, stiere ihn an und lache. "Siehst Du, Du liebst mich." Er schaut nervös auf die Uhr. Will mich loshaben, gibt mir die Adresse.

Ich fahre  zurück nach Assisi. Komme in den Stau. Gott, es ist schon fast vier und Nicos allein im Zimmer und hat kein Geld. Sicher ist er am verhungern.  Nicos schläft im Sessel so wie er vorhin war. Der hotelinterne Sexkanal läuft.

Disgusting! Ich stelle ab. Schaue auf Nicos. Er liegt auf dem Fauteuil mit ausgespreizten Beinen. Wieder schaue ich hin. Wirklich so wo es vorhin war? Ist es wirklich Nicos? Dieses geschminkte Mädchen mit rosa Wangen, Lidschatten und langen schwarzen Wimpern, in dunkelblauen Strümpfen angetan mit einem BH mit Herzchen drauf! Plötzlich kommt mir ein Bild auf. Ich sehe mich selbst, vor 25 Jahren, wie ich dort lag im Sessel im Hotelzimmer vor dem Spiegel. Papa und Mama waren zum Tanzen gegangen. Das einzige Mal in meiner Kindheit dass sie so gut auskamen. Ich sass oder eher, ich lag da. Genau gleich verändert wie Nicos jetzt. Auch mit Strümpfen und einem BH angetan. Ich weiche zurück. Ich erinnere mich wie ich immer so gern wie Mama gewesen wäre. Vielleicht hätte mich Papa dann wenigsten beachtet!  Hatte bei Mama alles geholt und mich verkleidet. Doch dann war Papa unerwartet eingetreten und es hatte diesen Klamauk gegeben. Ich erschauere. Richtig. Wie wenn es plötzlich kalt wäre im Raum. Diese Kälte, die ich während meiner ganzen Kindheit verspürte. Zwischen Papa und Mama. Ich muss mich zusammennehmen. Genug der Sentimentalität. Ich will mich gar nicht zurückerinnern, was das für einen Stein ins Rollen brachte in meinem Leben. Wie mich der Vater nach London brachte und mich dort an seinen Kollegen verschacherte! Wie ich ausriss! David kennen lernte. Und gleich wieder verlor! Wie sie mich einfingen und in dieses Internat steckten, zu Jimmy, der mich richtig missbrauchte. Nein, ich will nicht mehr daran denken! Nach all dem Weg den ich zurückgelegt habe seither, mich erholt habe! Die Wärme wieder (zeitweise) gefunden habe mit Francine und Simon.

Doch Nicos ist wie ein Geist aus früheren Zeiten. Jetzt hat dieser Kerl wirklich in meinem Gepäck gewühlt. Hat meinen Koffer geöffnet, aus dem Toilettentäschen mein Schminkset genommen, die Strümpfe mit Strumpfhalter, den gefütterten  Büstenhalter. Hat sich die Lippen mit einem kirschroten Lippenstift geschminkt, die Backen gepudert und ein diskretes violett als Lidschatten aufgetragen. Falsche Wimpern angeklebt. Was für Gelüste. Was für eine Blamage für mich. Seit jenem denkwürdigen  ersten Mal in meiner Kindheit liebe ich es, mich in ein Mädchen zu verkleiden. Mein Vater, die Verantwortlichen des Internats, niemand hat mir diese Perversität austreiben können. Ich bin halt starrköpfig. Doch niemandem habe ich damit geschadet. Ich habe mich für Parties in eine Frau verwandelt, und immer erntete ich einen Grosserfolg. Aber jetzt....Gottseidank bin ich nicht verantwortlich für ihn und schuld daran dass er offensichtlich aus Natur so pervers ist wie ich!

Er wacht auf, sieht und erkennt mich und steht sofort auf. Ich will schimpfen. Doch er ist so schön, ich kann ihm nicht böse sein. Jetzt säuselt er mit hoher Fistelstimme. Schaut mich an mit schmachtenden Augen: "Bitte Ramon," singt er "nimm mich jetzt. Du siehst, jetzt bin ich wie Du mich willst." Ich möchte ihn ohrfeigen, wenn ich nur nicht so verliebt wäre in ihn. Ich verlange nach ihm. Doch ich kann nicht. Ich habe ein schlechtes Gewissen weil ich ihm weiterhelfe in Italien und weiss doch, was für Chancen er hat in unserem industrialisierten westlichen Europa (wird wahrscheinlich bei den Drogen landen), und jetzt habe ich ihm noch zur Travestie verholfen, nur weil ich diesen vermaledeiten Koffer nicht verschlossen habe! Und all dies hat angefangen, weil ich ihm helfen wollte! Wirklich. Sonst bin ich wirklich ziemlich egoistisch. Doch diesmal, bei der Fähre, war ich noch so unter dem Einfluss Alexandros, der ihn mir ans Herz gelegt hatte, das ich diesem Immigranten helfen wollte. Erst später wie ich ihn länger kannte, begann ich ihn zu lieben. Doch das nimmt mir niemand ab. Ich weiss. Ich bin nervös. Denn ich bin nun voll drin in einer neuen Liebesaffäre. Die Sache scheint ernst zu werden, entgleitet mir!

Ohne zu überlegen, schnauze ich ihn an, er solle sich sofort umziehen. Bestelle für ihn in der Reception ein eigenes  Zimmer und befehle ihm ins andere Zimmer ins Bett zu gehen. Er schaut mich böse an. Ich schaue an mich herunter, das Hemd schaut noch aus der Hose, der Hosenladen ist offen. Blütenstaub klebt an der Hose. Was denkt er bloss von mir?  Er sagt nur, auf russisch diese Sprache die er hasst:“ Schnell ein Buch kaufen gegangen, wie? Hast es wahrscheinlich in den Hosenladen stossen müssen.“ Dann schnell und so leise dass ich es nicht verstehe: „Und wir hätten es so gut miteinander haben können. Du hättest nicht zu einer Klappe fahren müssen oder in den  Park. Ich liebe Dich nicht mehr.“  Ich schaue meine leeren Hände an: „Verdammt, wo ist das Buch. Ich habe es im Auto vergessen.“  So ist es eindeutig, dass es nur ein Vorwand war. Es herrscht definitiv ein gespanntes Verhältnis zwischen uns. Niemand bewegt sich. Wir schauen uns bloss starr an.

Jetzt überlege ich es mir. Ich bin jetzt drin, in der Sauce. Muss die Sache einfach weitergehen lassen. Ich werde ihn einfach über die Grenze nach Frankreich schmuggeln, dann soll er selbst weiterkommen. Doch wir sind hier in Assisi, die Mägen knurren, er hat sicher nichts gegessen heute Nachmittag. Das Beste ist  etwas zu essen, vielleicht können wir uns bei einem Gläschen besser aussprechen und ich bin dann weniger gehemmt. Plötzlich kommt mir der Gedanken. Wie wäre es, wenn ich mich in eine Frau verkleiden würde. Ich wäre viel freier über meine Gefühle. War es immer. Und Frauen mit jungen Männer zusammen fallen weniger auf als zwei Männer. Ich verwerfe sofort meinen Gedanken. Nein. Nicht wieder! Dieses Zeugs sollte ich vernichten! Werde es in die nächstbeste Jauchegrube werfen. Ich schlage ihm vor dass wir zusammen essen und wie komisch: er folgt mir. Das Restaurant im Hotel ist gut, es gibt speziell im Haus zubereitete Teigwaren, die ich so gern habe. Endlich etwas gutes und genug. Ich bestelle eine Flasche Vino Nobile di Montepulciano. Die haben Jahrgang 85. Ich goutiere sie. Wunderbares Bouquet. Für Nicos will ich ein Coke bestellen. Ist billiger! Doch er will nicht. Möchte Wein trinken. Geht doch nicht. Und die Antialkohol Liga, die Frauen gegen die Sucht, die  Blaukreuzer, was würden die sagen. Verstohlen blicke ich im Restaurant umher. Da sitzt wirklich so eine am Nebentisch, graue Haare im Chignon, runde Metallbrille. Und schaut mich mit ihren grauen Augen ganz böse an. Wie meine Grossmutter Schmiedlin, impulsiv ducke ich mich, möchte unter den Tisch kriechen. Ich will sie hochnehmen, diese Chaise. "Mit Deinen 16 Jahren, Nicos, " sage ich, "da solltest Du doch nicht trinken." Sage ich nur so, um ihn zu provozieren! Er braust auf. "Immer behandelst Du mich wie ein Kind, auch auf meine Gefühle nimmst Du keine Rücksicht. Ich bin 19. Wie ich es Dir schon sagte." Er weint. Dann flüstert er und ich muss gut hinhören, dass ich ihn verstehe: "Und ich liebe Dich so, seitdem Du mich gerettet hast vor diesem Rowdy. Du hast es ja auch gern. Auf jeden Fall habe ich gemerkt wie Dein Pimmel gestiegen ist, wie ich Dich streichelte."

  So richtig primitiv. Man könnte es doch gediegener ausdrücken. Umschreiben. z.B. "Ich sah wie Du Dich erregtest unter meinen Karessen." Oder "Ich spürte wie es den Wal an die Oberfläche zog." Oder "Dein Schwert war daran, sich von selbst aus der Scheide zu ziehen." Ich muss ihm unbedingt Proust, Goethe zum Lesen geben, mit ihm in die Walküre gehen. Denn das geht nicht, mein ganzer Bericht strotzt von obszönen direkten Beschreibungen. Da kann ich korrigieren, umschreiben so viel ich will, ich bringe es nicht fertig, mich so indirekt auszudrücken wie mein Vorbild Marcel. Doch, eigentlich, in meinem Innersten will ich es nicht. Ich lebe nicht in Proust's Zeitalter. Das war einmal, vor hundert Jahren als ich degenerierter Kunstmaler war und ihn verführte. Wie mir träumte letzthin. Aber jetzt bin ich im 20. Jahrhundert. Dem Jahrhundert der Beatles, der Rolling Stones des Pierre Perret, Leon Ferret, und anderen, viel rudimentärern, dessen Namen mir heute nicht gerade einfallen. Guillaume Appolinaire hat schon die erste Bresche geschlagen in unsere gepflegte Sprache, die Sprache der Arbeiter hat Einzug gehalten in die Bourgeoisie, man läuft nicht mehr so gebildet umher. Und man schreibt wie einem der Schnabel gewachsen ist. San Antonio ist gebildet, kennt alle Päpste von Petrus an und drückt sich aus wie ein Arbeiter im Bordell. Ich schreibe so wie mir halt der Schnabel gewachsen ist, und bin trotzdem noch nicht ganz Meister darin.

Doch trotzdem. Ich bin erschlagen. Weiss nicht richtig was sagen. Er liebt mich. Und Alexandros hat ihn mir zum Schutz empfohlen. Er sollte überhaupt keine Liebe fühlen. Ich kann ihm nicht abnehmen, dass er mit seiner Schönheit gleich empfinden sollte wie ich heruntergekommener Gigolo und auch die Alte nebenan nicht. Wie ich dem Kellner sage, er solle noch ein Glas für Nicos bringen, schaut sie mich ganz böse an und ich komme mich vor wie ein Macho. Wieder. Zwischen mir und Nicos ist nun ein ganz schlechtes Klima. Er  mag gar nicht richtig. Er isst lustlos, trinkt aber umso mehr und alles pur, ohne Wasser und nach dem Essen entschuldigt er sich, er müsse auf die Toilette. Ich denke nichts weiter darüber.  Nehme es für selbstverständlich, dass er bei mir ausharren wird. Aber er kommt lange nicht zurück. Bis ich misstrauisch werde. Ich zahle, gehe in die Toilette nachsehen. Natürlich ist niemand mehr da. An der Rezeption haben sie ihn gesehen in Richtung Busstation laufen.  Weil ich  so ein Gefühl habe, dass was nicht stimmt,  fahre ich mit dem Auto dorthin. Der Mann am Tickettoffice hat den Straniero gesehen, der mit Drachmen ein Ticket bezahlen wollte. Natürlich nimmt er keine Drachmen. Der  Junge ging daraufhin weiter zur Strasse hinunter wahrscheinlich um Autostop zu machen. Man hat gesehen, wie ein Camion mit Coca Cola ihn dann mitgenommen hat. Die Strasse geht nach Nordosten Richtung Urbino. Der Beamte nimmt an, dass es sich um den Ragazzo Albanese handelt, der in Bari entwichen ist und den die Carabinieri überall suchen. Er fragt, ob ich Carabiniere bin und als ich verneine, gibt er sich zugeknöpft. Er schimpft allgemein über diese "Pazzi" wegen denen Italien untergehen wird weil sie ihr weiches Herz spielen lassen und alle Ausländer einwandern lassen. Nur Pierotelisco ist fähig, in Italien wieder Ruhe und Ordnung zu schaffen. Jetzt ist die Situation ziemlich hoffnungslos. Ein junger schriftenloser Flüchtling schwach und wie minderjährig aussehend in einem ihm unbekannten Land verfolgt von der Polizei. Er hat keine Chance zu entkommen, besonders da er keine Freunde hat. Er wird in Albanien landen. Ich kann ihn dort sicher nicht suchen gehen, habe aber die Verpflichtung im Gedenken meines Freundes Alexandros für den Jungen zu sorgen. Und da ist ja noch Francine die diesen Moment in Mailand landen wird. Ich habe ihr versprochen sie abzuholen. Leider bin ich ein unverbesserlicher Idealist. Ich glaube offensichtlich doch an das Gute im Menschen. Nur der Gedanke daran, wie der Junge im Dunkel der Nacht, während andere schlafen, gejagt wird, lässt mich nicht los. Ich sage mir, ich schulde es meinem Freund Alexandros, und darf nicht aufgeben. Aber das ist natürlich nur ein Vorwand. "Ramon, Ramon wohin steuert die Welt, als Fluchthelfer mit Deinem Egoismus und Deinen unhehren Motiven wirst Du unsere Welt in den Untergang treiben. Wieso begibst Du Dich nicht freiwillig in die Fänge der Pieroteliscofans damit sie Dich unschädlich machen. Mit Insektenvertilgungsmittel für Perverse vertilgen." Doch dafür bin ich mir zu gut. Ich telefoniere dem Informationsschalter der Fluggesellschaft des Mailänder Flughafens, damit sie meiner Frau mitteilen, das ich Verspätung habe und dass sie sich ein Hotelzimmer nehmen soll.  Per Handy bin ich erreichbar. Dann setze ich mich wieder ins Auto. Man muss organisieren und klar überlegen. Ich fahre der Strasse  Richtung Urbino entlang. Nach dem Dorfausgang, einigen Strassenkehren und einer Stunde fahrt, langsam und angestrengt überall schauend, komme ich an ein Strassenrestaurant. Davor steht der Coca Cola Camion. Ich gehe ins Restaurant, lasse den Chauffeur ausrufen. Tatsächlich, er hat einen fremdsprachigen Jungen mitgenommen, doch der ist im letzten Dorf ausgestiegen. Eigentlich hat er ihn unmissverständlich aufgefordert auszusteigen, weil er mit der Polizei keinen Clinch will und weil er nicht derjenige sein will, der die Polizei informiert. Doch das erzählt er nicht. Das weiss ich aber auch so, wie ich diesen Typen genau betrachte, seine ungepflegten Fingernägel, ganz zerknautscht und die Art mit der er mich aus seinen graublauen Augen ansieht, nie direkt sondern immer von unten herauf und meinem Blick ausweichend. Er erklärt  noch wohin es zum Dorf geht wo der Junge ausstieg. Dann wendet er sich ab. Ich fahre weiter.  5 Minuten später wird sicher die Polizei erscheinen und das Gleiche fragen. Als ich an der Strassengabelung ankomme, ist natürlich nichts mehr zu sehen. Auch Nicos ist nicht mehr da. Ich läute an einem Haus. Die Bewohner sind sehr misstrauisch. Zuerst glauben sie, ich wolle sie ausrauben. Schlussendlich findet sich jemand der den Jungen hat einsteigen sehen in einen verrosteten Fiat. Ich fahre die Strasse entlang und sehe den verlotterten Wagen am Strassenrand stehen. Der Fahrer versucht ihn zu reparieren. Der Junge sei zu Fuss weitergelaufen. Offensichtlich habe er eine furchtbare Angst gehabt. Sei auf der Flucht vor irgend etwas. Er schaut mich durchdringend an. Ich gehe sobald als möglich weiter damit er nicht auf dumme Ideen kommt. Jetzt ist es natürlich ganz schwierig mit der Suche weiterzukommen. Ich fahre ganz langsam  die Strasse entlang und inspiziere jeden Meter des Strassenrandes. Denn es sollten sich Fussspuren finden lassen. Doch nichts. Ein Weg geht Richtung eines Passes. Ich parkiere das Auto, steige aus und finde dort Spuren von Schuhen. Er trägt ja klobige hohe Wanderschuhe aus dem letzten Jahrhundert. Das sieht man gut, weil der Boden nass ist. Ich laufe in Richtung des Passes. Nichts. Nach einem langen Fussmarsch sitze ich entnervt auf einen Stein. Und jetzt läutet das Telefon. Francine! Ich erzähle ihr den Sachverhalt und bitte um ihre Telefonnummer. Ich werde ihr zurückläuten. Beim Aufhängen realisiere ich, dass ich sogar vergessen habe, ihr zu fragen ob sie einen guten Flug gehabt hat. Doch ich denke nur an das Eine. Wo ist Nicos? Sein Schicksal lässt mir keine Ruhe. Weiter oben hat es einen Bauernhof und ich gehe in dieser Richtung weiter.

Die Bewohner teilen mir mit, dass sie tatsächlich jemanden herumstreunen hörten. Doch sie hatten Angst und schauten gar nicht richtig hin, wie sie behaupten und vertrieben diesen Eindringling mit Gewehrschüssen. Ein brauner dreckiger Daumen zeigt in Richtung des Passes: hierhin ist er  weitergegangen. Ich laufe weiter. Ich habe das Gefühl, das ich auf der richtigen Spur bin. Nicos läuft sicher nur einige Meter entfernt vor mir. Ich rufe. Nur der Wind antwortet. Und es beginnt zu stürmen und regnet jetzt in Strömen. Ich muss es anders machen, vielleicht direkt dorthin fahren wohin der Weg führt. Ich gehe wieder zurück zu den Häusern und frage, wohin dieser Weg führt. Er führt zu einem Pass hinauf und geht nachher hinab zu einem Weiler der per Auto erreicht werden kann. Sie zeigen es mir auf der Karte. Ich beschliesse, mit dem Auto dorthin zu fahren, und dort Nicos abzuwarten. Er wird sicher nicht droben auf dem Pass bleiben. Renne zum Auto zurück und fahre auf Umwegen dorthin. Wo gemäss Karte der Weg die Strasse wieder kreuzt, halte ich. Dort steht auch einsam ein Gehöft. Und jemand hat dort einen Jungen gesehen. Ich bin zu spät. Der Junge kam vor sehr kurzer Zeit aus der Richtung des Passes. Er hat wieder Autostop gemacht und ein schwarzer BMW hat ihn aufgenommen und ist in Richtung Urbino gefahren. Das ist das Ende. Jetzt habe ich Nicos offensichtlich endgültig verloren. Und man weiss ja nie, wie solche Autostopper von denjenigen, die sie mitnehmen, behandelt werden. Einige Meter weiter findet sich ein Strassencafé wo man noch Nachts Café trinken kann. Die Nachrichten teilen mit, dass die Fahndung nach dem albanischen Jungen ohne Resultat abgebrochen wurde. Also ist der Junge Nicos bereits medientauglich geworden, und die Möglichkeit, dass alles unerkannt ablaufen kann, ist jetzt geschwunden.

Ich bin müde und habe alle Hoffnung verloren. Ich zahle und fahre in Richtung Urbino davon.  Gebe die Suche auf. Wichtig ist mir jetzt, Francine wiederzufinden. An einer Kurve hätte ich vor lauter Müdigkeit die Strasse verpasst und wäre geradeaus in ein Bachbett gefahren. Das schreckt mich auf, ich beschliesse, anzuhalten, bevor ich einen Unfall gebaut habe. Schliesslich bin ich seit Gestern morgen am Steuer und habe auf der Fähre auch nicht viel geschlafen. Ich kippe meinen Sitz nach hinten verdunkle das Fenster mit einer Decke und schlüpfe unter eine andere Decke. Schlafe sofort ein.  Merke auch nicht, dass ein schwarzer BMW auf der anderen Strassenseite steht. Ich schlafe auch nicht gut. Träume von Kidnappern, Leuten die mich anschnauzen. Autos fahren vorüber und auch der schwarze BMW fährt weg, ohne dass ich etwas merkte. Am Morgen hat  das Wetter umgeschlagen. Das Morgenrot zeigt einen neuen schönen Tag an. Ich telefoniere meiner Frau und sage, dass die Suche ergebnislos war und dass ich kommen werde. Ich will mich nur noch am Fluss waschen oder erfrischen und bei einem dabeistehenden Baum   noch mein Bedürfnis erledigen. Beim Baum liegt ein schwerer schwarzer Wanderschuh. Hatte nicht Nicos solche Schuhe an? Ich gehe weiter auf dem Pfad der neben dem Fluss hinauf führt. Da liegt ein weiterer Schuh. Der Weg zeigt in Richtung eines Wäldchens. Dort liegt am Boden die Jacke des Jungen und dann finde ich noch seine Hosen. Ich bin ganz sicher dass sie Nicos gehören. Offensichtlich ist er entführt worden. Aber merkwürdig, wieso musste der Entführer so schnell flüchten, dass die Kleidungsstücke als Beweismaterial noch herumliegen? Vielleicht ist Nicos nicht weit. Ich suche den Waldrand ab. Plötzlich ist mir, als sähe ich etwas fleischfarbenes im Gebüsch. Ich teile die Sträucher, Haselnusssträucher und da liegt Nicos. Der Junge ist nackt. Er liegt auf dem Bauch, bewusstlos. Sicher hat er sich dem Schänder anerboten, nach dem gestrigen Frust mit mir aufgegeilt vom Film den er gesehen hat. Aber der andere hat noch mehr gewollt als er offerierte. Ich knie hinab bei seinem Kopf. Am Po, zwischen den Schenkeln, überall hat es Peitschenspuren. Am Hals hat es Strangulationsspuren. Der Schänder wollte ihn eliminieren, nachdem er ihn missbraucht hatte. Ich nehme ihn auf, trage ihn auf den Armen, horche am Herz. Es schlägt schwach. Ich trage ihn zurück zum Auto auf den Armen, er ist leicht, lege ihn auf den Hintersitz. Bette ihn gut ein in den beiden Wolldecken. Die Kleidungsstücke sammle ich auf. Ich werfe sie in den Kofferraum, ziehe ihm die Unterhosen über. Er seufzt, dreht sich auf die Seite. Ich sitze auf den Boden, streichle ihm über die Wangen. Er nimmt meinen Arm und schmiegt seinen Kopf daran. Schläft wieder ein. Ich ziehe ganz sorgfältig meinen Arm weg, stehe auf. Jetzt muss ich ihn ins Spital bringen. Doch halt. Die Polizei sucht ihn. Im Spital wissen die das sicher und geben ihn der Polizei an. Ich muss einen Arzt finden, mit dem ich mich einigen kann, damit er ihn pflegt ohne es weiterzumelden. Natürlich mache ich mich strafbar als Fluchthelfer, aber Hilfe an einen Menschen in Not ist besser als einfach ein gutes "Gewissen". Meine Meinung ist: Gute Gewissen sind meist keine sanften Ruhekissen. Ich fahre der Strasse entlang in ein kleines Städtchen. Dort ist glücklicherweise eine Arztpraxis. An einer Einfahrt steht die Anzeige für eine Arztpraxis. Ich fahre in den Hof. Wie ich anhalte, den Motor abschalte, höre ich Nicos seufzen. Ich gehe sofort nach hinten, helfe dem schlaftrunkenen aufzustehen, unterstütze ihn indem ich ihn umarme und gehe mit ihm langsam auf eine Tür zu. Läute. Der Arzt ist gerade aufgestanden, er öffnet mir die Tür im Pyjama und Morgenrock. Ich trete ein, halte den Jungen aufrecht in meinen Armen. Der Arzt ist in der Küche und trinkt Kaffee und löffelt ein Rührei.  Wie er den Zustand des Jungen sieht, lässt er das Essen liegen. Wir legen ihn zusammen auf den Tisch und er inspiziert Nicos Körper. Es ist klar. Der Junge wurde ganz erbarmungslos gepeitscht, vergewaltigt  und anschliessend versuchte der Schinder ihn zu strangulieren. Offensichtlich wurde er dabei gestört, denn er rannte davon bevor der Junge tot war, Gott sei dank. Jetzt schaut er mich an. Ich war es nicht und sage es ihm lautstark. Doch Nicos ist halbwach, schaut mich und den Arzt mit grossen blauen Augen an. Sagt nichts. Das ist nicht gerade förderlich für mich. Der  Arzt weiss zwar nichts von der Grossfahndung nach einem illegalen Einwanderer. Aber er wird misstrauisch. Warum ist der Junge fast nackt?  Es ist klar dass der Arzt annimmt, dass ich der Schinder bin. Er möchte die Polizei benachrichtigen. Ich versuche ihn davon abzubringen. Die Polizei darf man nicht benachrichtigen, denn sonst wandert Nicos ins Gefängnis, nicht nur ich.  Das versteht der Doktor nicht. Er nimmt an, dass ich kein reines Gewissen habe. Es gibt ein Riesenpalaver. Umso mehr als ich ihm ja nicht sagen darf, dass ich weiss, dass Nicos gesucht wird, sonst wird er auch noch zum Komplizen. Und  nun lässt sich Nicos auf den Boden gleiten um sich davonzumachen. Ich verliere  die Geduld. Ich bin sowieso in einer verzwickten Lage. Wenn das so weiter geht, kommt eine Angestellte oder ein Nachbar und zeigt mich an. Meine Position bei der Polizei wäre nicht gerade gut für mich, als Ausländer, Fluchthelfer und vielleicht sogar als Hauptangeklagter für Vergewaltigung, würde ich ganz sicher eingekerkert. Ich muss handeln. Ich ziehe die Pistole und schlage sie ihm über den Kopf und der Arzt sinkt bewusstlos zu Boden. Nicos hat die Tür durchquert und läuft Richtung Hofausgang. Ich  kann ihn noch an der Hand einfangen. Packe ihn wie ein Bündel mit den Armen. Ich kann es mir nicht leisten einen schreienden Jungen im Auto zu haben, deshalb stecke ich ihm mein sauberes Nasetuch in den Mund und binde ihm Hände und Füsse zusammen. Ich lege ihn ins Auto, gehe zurück, nehme den Arztkoffer mit Merfen und Verbandmaterial, steige ins Auto und fahre weg. Ich verfluche meine Idee, zum Arzt zu gehen, denn jetzt habe ich den Arzt und Nicos brutal behandeln müssen. Der Arzt tut mir nicht leid. So ein Affe. Aber Nicos! Ich höre wie er Mühe hat durch den Knebel zu atmen.

Wie eine Halbe Stunde später die Praxisgehilfin erscheint, liegt der Arzt im Hof bewusstlos am Boden. Er erinnert sich nur vage an das Vorgefallene und an mein Aussehen. Und niemand hat das Auto gesehen, denn im Kaff  schliefen noch alle. Die Polizei schliesst wegen der vagen Beschreibung des Arztes daraus, dass der albanische Junge immer noch in der Gegend ist und schiebt mir die Schuld am der Vergewaltigung zu. Sie hat einen ziemlich rudimentären Beschrieb von mir, mit dem sie nicht viel anfangen kann. Ich verlasse die Gegend natürlich fluchtartig. Und wie sie beginnen Strassensperren zu machen bin ich bereits auf der Autobahn und rase Richtung Mailand. Ich halte bei einer Autobahnraststätte  um einen Café zu trinken. Dort haben sie noch nichts von dem Überfall gehört. Gott sei Dank kann ich dort einen roten Adidas Trainer für Nicos kaufen. Im Arztkoffer hat’s noch Schlafmittel. Ich löse es in einem Löffel in ein bisschen Whiskey auf, nehme Nicos auf, nehme ihm den Knebel aus dem Mund und träufle ihm das Schlafmittel hinein. Dann trinke ich einige Schlucke aus der Whiskeyflasche und höre mir den Polizeifunk ab. Rings um Urbino muss die Hölle los sein, Strassensperren sind überall. Bald höre ich Nicos Schnarchen. Ich nehme ihm die Fesseln an Armen und Beinen ab, reinige ihm das Blut weg mit Whiskey, weil ich kein Wasser habe und tunke ihm Merfen auf die Wunde. Besonders die Arschbacken, der Schritt und die Oberschenkel sind rot und furchtbar anzusehen und den roten Streifen am Hals sieht man immer noch. Ich ziehe ihm die rote modische Trainerhose und Jacke an. Im Schlafe schmiegt sich Nicos an mich, was mich  in Verlegenheit bringt. Wenn Nicos nicht betäubt wäre, er würde mich wahrscheinlich weit weg schieben. Aber ich muss ehrlich sagen, ich habe Nicos ins Herz geschlossen nach all dem was vorgefallen ist. Und was ich schon alles investiert habe für ihn? Mit einem Fuss bin ich bereits im Gefängnis. Meine bürgerliche Ehre ist befleckt. Und das Intermezzo mit Jimmy-Kid. Wenn erst das auskommt. Gute Nacht Ramon. Obwohl ich Jungen gern habe, habe ich noch nie jemanden vergewaltigt, weil es gegen meine Prinzipien geht. Meinetwegen bin ich ein Lüstling, bin sexbesessener, pervers, ein allgemeinzugängliches Abflussröhrensystem, wie ich von einem besonders erzürnten Briefschreiber tituliert wurde.  Doch ein Macho bin ich nicht. Auch Francine, die in der letzten Zeit vor ihrem Wegzug kein gutes Haar an mir fand, hat mir das nie vorgeworfen, die gute Francine, die unverwüstliche Verteidigerin der Rechte der Frauen, die für Ruth Dreifuss am Bundesplatz eine Nacht lang fror. Und jetzt im Hotelzimmer eine Nacht lang verlassen auf mich warten muss. Doch sie werden mich verdächtigen. Denn immer verdächtigen sie uns, wenn sowas passiert, und meist sind es andere gewesen, aber es ist schwierig ihnen das nachzuweisen wenn man bereits im Knast sitzt.

Natürlich bin ich nicht ungerührt vom Schicksal Nicos.  Ich küsse ihn auf die Wangen und Nicos scheint dies wieder zu beruhigen. Er schläft. während ich ihm den eleganten. aber weiten Trainer anziehe. Die alten Kleidungsstücke sind immer noch im Kofferraum. Ich schmiss sie einfach hinein, unfähig sie mehr als mit spitzen Fingern anzurühren, denn sie sind befleckt vom Schänder Nicos. Natürlich sind sie ein Indiz gegen mich, doch ich bringe es nicht über mich, sie noch einmal anzulangen. Doch ich kann es nicht riskieren  in die Hände der Polizei zu kommen. Und weiss nicht wie weit der alte Arzt sich an mich erinnert. Bei der nächsten Raststätte rasiere ich mir den Schnauz ab und ziehe mich um, in einen Anzug den ich schon seit Jahren mit mir herumtrage und nie anziehe. Trage meine alte Hornbrille, die ich als Ersatzbrille im Autofach habe. Auf meinem Passfoto trage  auch keinen Schnauz.  Eine ziemlich alte Photo.  Ich rufe nochmals Francine an. Die hat bereits in den Nachrichten gehört, dass in der Nähe von Urbino ein Junge geschändet wurde und dass der wahrscheinliche Schänder auf der Flucht sei. Er habe einen braunen Regenmantel, einen Schnauz sowie einen Pullover an. Sie erzählt es mir und ich sage nichts dazu, ich sage einfach dass ich um Mittag im Hotel sein werde.

Ich fahre weiter. Mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Mailand.  Nicos liegt auf dem Hintersitz.  Plötzlich wacht er wieder auf. Er liegt hinten auf dem Sitz und fühlt sich ganz schlecht, spürt den Effekt des Schlafmittels an das er nicht gewöhnt war. Das Auto kennt er, doch plötzlich erschrickt er. Denn der Fahrer ist ein rasierter Geschäftsmann, mit blauem Anzug, gelber Krawatte und Hornbrille. So genau sah der Mann aus, der ihn geschändet hat. Er schreit auf. Ich erschrecke und lasse das Steuer einen Augenblick fahren. Und schon ist es zu spät. Der BMW fährt mit 150 km über den Strassenrand und überschlägt sich, fällt in den Graben. Ich befürchte dass es explodiert. Doch nichts passiert. Es liegt auf der Seite im Graben, nicht mehr benutzbar. Die Türe lässt sich öffnen, ich kann aussteigen. Nicos bewegt sich nicht . Ich muss schnell reagieren. Stosse die Türe auf, steige hinaus. Öffne die Hintertüre um den Jungen herauszuziehen. Es pressiert, denn das Auto kann jederzeit explodieren. Nicos hat sich wieder den Kopf angeschlagen. Er ist bewusstlos. Ich ziehe ihn heraus. Was tun? Die Lage ist vertrackt. Die Polizei wird sicher jeden Augenblick kommen. Gott sei Dank ist das Auto nicht explodiert, aber weiterfahren kann man trotzdem nicht.  Ich bin in einer ganz verzwickten Lage und so kommt es immer, wenn man auf dem Helfertrip ist. Doch das ist späte Reue und nützt nicht mehr. Kommt die Polizei, nimmt sie mich gleich mit und ich sitze wegen Hehlerei, sexuellem Missbrauch und Schieberei. Auch meine Freunde vom CIA oder FBI werden mich daraus nicht befreien können. Ich muss weg, sofort. Aber nicht allein. Ich knie nieder, um mit Nicos sofort wegzugehen. Doch der Junge hat eine Wunde und Narbe auf der Stirn, blutet aus der Nase. Er ist bewusstlos. Hat vielleicht sogar einen Hirnschlag. Ich kann ihn so nicht mitnehmen. Wieso nur hat er so geschrieen? Doch das ist jetzt irrelevante Vergangenheit. Ich gehe halt allein. Halt, ich muss noch meinen Koffer mitnehmen! Ich gehe wieder zurück. will den Kofferraum öffnen. Doch ich werde zurückgehalten. Ich hab’s nicht gemerkt dass jemand das Auto abgestellt hat und nachschauen gegangen ist. Der Mann zerrt mich weg, und braucht Kraft dazu, aber es war knapp, weil das Auto sofort explodiert. Es hat nicht viel Verkehr auf der Autobahn.  Offensichtlich ist es auch mitten auf dem Land. „Gott sei Dank ist ihnen nichts passiert.“ Sagt er. Immer diese Geschwätz um Gott. Auch ich brauche es dauernd  obwohl ich doch eher an den Teufel glaube. Doch es hatte Zeugen und der Junge muss ins Spital. Offensichtlich ist es jetzt fertig für Nicos. Er wird geheilt werden und in Albanien landen. Wie heisst es bei Bach: " Was Gott tut, das ist wohlgetan..." Ich kann nur noch die Achseln zucken. Ich knie vor  Nicos nieder, schaue ihm in die Augen, und mache ein kurzes Gebet für ihn. Doch der Mann, mein Retter, schaut mich an. "Siehst Du," sagt er, "wenn ich Dich nicht gerettet hätte, wärst Du tot und der Junge ohne Vater." Ich lasse es ohne Kommentar über mich ergehen. Wahrscheinlich wird er bald bei denen sein, die mich als Fluchthelfer der Albaner beschimpfen werden. Doch ich habe wenigstens alles getan, um einem Unglücksraben doch noch zu helfen. Eigentlich möchte ich mich davonmachen. Wie soll ich es tun. Ganz einfach. Ich sage zum anderen, meinem "Retter", der mich ja sowieso duzt. "Pass  bitte auf den Jungen auf, ich muss einen Arzt holen." Und will wegrennen. Und keinen Moment zu früh.  Denn schon tönen die Sirenen, die Polizei und ein Krankenwagen sind da. Meine Flucht  ist nicht mehr möglich. Ich resigniere, sage mir trotzig: "Ich werde es doch jetzt nicht aufgeben. Ich werde mit der Polizei fahren und Nicos ins Spital begleiten. Komme was wolle." Und es wird sehr mühsam für mich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Nachdem sie meine Papiere eingehend studiert haben und meine Aussagen aufgeschrieben haben, wollen sie es noch genauer wissen wegen Nicos. Ich erzähle ihnen, dass er Autostop gemacht hat und dass ich ihn ab Urbino mitgenommen habe. Sie schütteln den Kopf: Hörte ich denn nicht dass er nicht italienisch sprach. Spätestens in den Nachrichten hätte ich hören sollen dass er polizeilich gesucht wird. Ich sage dass ich nichts gewusst habe dass er ein Asylant und clandestin eingewandert sei. Ich bin tedesco und verstehe italienisch nicht gut und höre die Nachrichten nicht ab. Doch sie wollen mir nicht recht glauben. Ich werfe nun ein, dass ich im Auftrag des FBI da sei. Der Polizist runzelt die Stirn. Den Freund, den ich ihnen angebe, wollen sie nicht unbedingt stören. Denn es passt ihnen nicht, dass ich ihnen in die Latten gegangen bin, bei der heutigen politischen Notlage der Regierung. Die Superrechten aus den eigenen Rängen gegen die populären Linken! Doch wie gesagt, sie dürfen doch nicht.... Denn wenn die Zeitungen hören würden, dass ihnen ein Clandestino durch die Latten gegangen ist und das sie denjenigen, der ihm geholfen hat nicht gefangen genommen haben. Wie es scheint, hat der Arzt mich nicht angezeigt, und da atme ich doch auf. Denn wenn’s noch zu einem Fall wegen Überfall kommen würde..? Wir sehen uns an, der Beamte zuckt mit den Schultern, hat die Hand offen gegen mich ausgestreckt. Ich verstehe, wieder wechseln 500'000 Lire die Hand. Die habe ich in einer Tasche meines alten Anzugs gefunden. Für ein Geschenk an seine Frau, sage ich. Er hat keine, ist geschieden. Aber die Mutter ist notleidend.  Endlich. Der Beamte lächelt mich an. Also, ich bin mit Verdacht entlassen. Den Jungen behalten sie, und schicken ihn so diskret wie möglich zurück nach Albanien. Ich sage nichts über die wirkliche Herkunft Nicos, es hat ja sowieso keinen Sinn. Er entlässt mich und empfiehlt mir Italien sofort zu verlassen.

Wie ich aus der Carabineria herauskomme, kommt eine alte Fiat Camionette vorbei mit einem Bauern am Steuer, der eine Pfeife raucht. Der hat sicher die Nachrichten nicht gehört und auch keine Zeitung gelesen. Der bringt mich sicher zum nächsten Bahnhof. Was schulde ich dem Jungen. Der hat mir nur Ungemach bereitet bis jetzt, hat mich schlussendlich in diese dumme Lage gebracht. Der bringt mir nur Unglück. Ich will die Sache damit bewenden lassen, mich auf Französisch aus der Sache herauswinden. Für dieses Mal habe ich Glück gehabt, doch wie sieht’s das nächste Mal aus? Es ist mir immer noch in den Knochen. So blöd habe ich mich noch nie benommen. Fast wäre ich ins Gefängnis gekommen und wie sie die Homos im Gefängnis behandeln lässt mich erschaudern. Der Bauer fährt mit seinen Rüeblein, Kabis und Salat nach Urbino zum Markt. Das wäre eine Mitfahrgelegenheit. Ich frage den Bauern ob ich mit ihm fahren kann. Natürlich gegen  ein gutes Trinkgeld. Da man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut, hält er sich zurück, Fragen zu stellen. Ausserdem hat er seine paar Gläschen als Morgentrunk schon gehabt und sieht bereits alles ziemlich schief und doppelt und in Morgenrötefarben. Er fährt los. Ich stehe einen schlimmen Moment aus, klammere mich an der  Sitzbank des Wagens fest, wie dieser hin- und herschwankt  und dessen Türe immer wieder aufgeht und zuklappt. Doch bald ist das Gott sei Dank durchgestanden. In Urbino gehe ich schnurstracks zum Bahnhof. Der nächste Zug ist ein Bummler nach Bologna und kommt gerade in den Bahnhof als ich auf dem Perron stehe. Ich steige ein, sinke erschöpft auf den Sitzplatz, den ich noch ergattern konnte. Das Ticket werde ich  im Zug zahlen. Habe noch einige Lire beim Bankomaten beziehen können. Ich fühle mich erleichtert, wieso konnte ich mir diesen Jungen aufhalsen. Und er hat mir noch jede Menge Ärger gebracht. Jeder soll für sich selber schauen, denk ich mir. Gottseidank bin ich ausgestiegen solange es noch Zeit ist, oder war es schon fünf nach zwölf als mir der Polizist diese Möglichkeit bot? und hat dieser Arzt keine Probleme gemacht. Ich werde in Bologna Francine anrufen, sie soll einen Wagen mieten und mich abholen. Im Zug schlafe ich ein. Doch ich schlafe unruhig. Eine Viertelstunde später wache ich auf und bin schlecht aufgelegt, Die anderen Leute im Coupe schauen mich ganz entgeistert an. Ich denke mir: Der Junge ist ganz allein im Spital, in einem fremdsprachigen Land ohne Geld und das will mir nicht aus dem Sinn. Es geht nicht, ich muss wieder zurück, mich meinem Schicksal stellen. In Bologna gehe ich zur nächsten Hertz Filiale und miete einen Wagen. Ich telefoniere  Francine, meiner Francine geboren De la Rue d'Orléans und vereinbare ein Treffen am Bahnhof von Bologna. Es ist sehr dringend, sie muss den nächsten Zug nehmen. Wie sie ankommt, ist Francine ganz ausser sich. Und behutsam erkläre ich ihr was passiert ist. Doch Francine geht in die Luft. So was von einem Spinner hat sie noch nie gekannt. Bringt sich dauernd in gefährliche Situationen, um sein Ego zu befriedigen. (Ja sogar Freud wird eingeschaltet.) Aber sie macht nicht mehr mit. Ihre Freundin erwartet sie in Paris und sie werden zusammen die Ferien verbringen. Und dass ich mich ja nicht mehr melde. Sie fährt mit dem nächsten Zug nach Mailand und von dort nach Paris. So stehe ich alleine da resp. sitze im Café und komme mich blöd vor. Doch ein zurück gibt’s nicht mehr. Mein Entschluss ist gefasst. Die Gesellschaft soll mir den Buckel herunterrutschen! Ich werde nicht mehr Rücksicht auf andere nehmen. Jetzt gilt es, Nicos aus dem Spital zu entführen, um weiter zu sehen. Und dafür braucht es einen Plan, und den muss ich selbst ausführen. Denn andere so blöd wie mich gibt’s nicht und niemand wird mir helfen.

Wie Nicos aufwacht, weiss er vorab nicht wo er ist. Er liegt in einem weissgetünchten Raum auf einem Eisenbett. In einem solchen Bett war er schon lange nicht mehr. Als er noch drei Jahre alt war, war es das letzte Mal. Dann ist die Grossmutter gestorben und seitdem lebte er auf der Strasse, gehetzt und gejagt. Doch aufregend auch dies. Wie er aber umher sieht schlägt ihm sein Herz. Um sein Bett herum stehen zwei Männer in Uniform, die gleichen wie die, die ihn in Bari jagten. Sie reden in einem unverständlichen Dialekt und stellen in dieser Sprache Fragen. Er versteht nichts, antwortet in seiner Muttersprache. Jetzt lächeln sie plötzlich, zeigen an, dass sie ihn durchschaut haben. Draussen gibt’s ein lautes Palaver offensichtlich mit dem Arzt. Aufgeregt fluchen die Polizisten, leise antwortet eine dunkle Stimme. Doch dann entfernen sich Schritte. Es ist letzte Zeit, Nicos weiss aus Erfahrung, wann es für ihn brenzlig wird, er will türmen, baldmöglichst, sonst bringen die ihn noch nach Albanien. Er kann sich vorstellen wie das würde, als Fremder bei Fremden, gejagt, ausgenützt, verhasst. Schon in Mazedonien war es schlimm, als Einheimischer Waisenknabe. Er hatte keine Möglichkeit Geld zu verdienen, es hatte Hunderte anderer in der gleichen Lage wie er und keine Hoffnung, dass sich was ändern würde. Und dann hatte er diesen Selim getroffen, älter und auch erfahrener als er. Zusammen hatten sie es fertiggebracht der Hölle zu entfliehen, durch die Minenfelder, die ihr Ghetto vom Paradies der Reichen trennt. Und jetzt wieder der Fall zurück in eine schlimmere Situation. Zwar einer Minderheit. Doch in Albanien. Nichts verbindet ihn mit den Albanern. Er würde Underdog sein von den Etablierten und von den Bettlern. Er ist kein Fatalist, will sich wehren bis zum Schluss. Er steht auf, um aus dem Fenster zu springen und wegzurennen. Gerade in diesem Augenblick kommt der Arzt  herein. Sofort legt er sich wieder aufs Bett. Doch der Arzt hat’s schon gesehen, dass er türmen wollte. Er kontrolliert seinen Puls, schaut sich die Wunde an seinem Kopf an. Dann sagt er in einem gebrochenen Russisch. "Ich weiss schon, dass du der Junge aus Albanien bist, den sie suchen. Sicher willst Du nicht in die Fänge der Polizei kommen. Du hattest eine Gehirnerschütterung und solltest Dich nicht bewegen. Sie wollten Dich mitnehmen, doch ich habe mich, aus medizinischen Gründen, geweigert, ihnen zu erlauben, dass sie Dich mitnehmen. Doch wie ich sie kenne, sind sie bald wieder zurück und dann mit Arzt und behördlicher Bewilligung. Doch du hast sicher Erfahrung, Dich vor der Polizei zu retten, sonst wärst Du nicht hier in Italien. Du bist robust. Ich kann Dich nicht zwingen im Spital zu bleiben, obwohl ich medizinische Bedenken habe. Doch ich kann Dir auch nicht helfen. Das Fenster ist offen, sobald ich draussen bin, springe, es ist ebenerdig, renn um Dein Leben, denn die haben blutgierige Hunde. Ich habe nichts zu tun mit Deiner Flucht, will meine Stelle nicht verlieren. Vor allem weil ich auch Ausländer bin. Seinerzeit musste ich aus Ungarn flüchten." Und kaum ist er weg, türmt Nicos. Kaum ist er aus dem Bett gesprungen, wird ihm schwindlig, Doch er gewinnt bald wieder Kraft. Er nimmt die Kleider, den roten Trainer, zieht sie an und die Schuhe, wirft den Stuhl ins Fenster. Dann springt er. Drunten auf den Knien angelangt, wird’s ihm wieder schlecht. In  seinem  Kopf dröhnt es und er hat das Gefühl dass er ihm platzen wird. Doch er geht weiter. Der Zaun ist hoch, doch er kann auf einen Baum klettern und sich auf der anderen Seite auf die Beine fallen lassen. Wieder muss er einige Sekunden Ruhe fassen, dann rennt er los, in Richtung eines Wäldchens. Und schon hört er ein Hundegebell hinter ihm. Er hat nun Bärenkräfte, rennt  über die Wiese und kann im Wald verschwinden. Ein Kinderspiel, an der Grenze zu Griechenland hatte es noch überall Minen im Feld das man rennend überqueren musste. Er hat selber gesehen, wie es einen Flüchtling in Fetzen riss und er ihm nicht helfen konnte. Im Wald hat es ein Bächlein. Er geht ins Wasser, um die Spuren zu verwischen, geht einige Schritte im Bachbett. Ein Baum, gerade am Ufer. Er klettert hinauf, in die Äste. Kauert auf einem Ast. Sein Kopf dröhnt, ist am zerplatzen, sein Herz pocht wie verrückt, er wackelt hin und her, muss sich krampfhaft halten am Stamm um nicht herunterzufallen. Vorhin hatte er wie Bärenkräfte, jetzt ist ihm richtig schwindlig, und er fühlt sich schwach. Er muss ausruhen. Überdies hört er die Hunde bellen, die Männer fluchen. Doch er scheint gerettet, sie haben vorerst seine Spur verloren. Was wollte dieser andere, dieser Ramon, eigentlich von ihm? Hat so behauptet, er wolle ihn retten. Nicos ist es nicht ganz geheuer. Doch hat er seine Selbstbeherrschung verloren und sich sogar noch in den verliebt. Wie seinerzeit in Selim, der immerhin ein Mazedonier, ein Bruder war. Niemand hier in Europa, wie in Mazedonien, hat Zeit einen Jungen zu retten aus purer Menschenliebe. So was hat er noch nie erlebt. Sogar er ist weggerannt, geflüchtet, als es Selim erwischte. Sogar ohne zu wissen, ob Selim wirklich tot war. Er misstraut solchen "Rettern". Für was wollte der ihn gebrauchen? Doch er denkt lieber nicht daran. Hat keine Zeit und es bringt ihm nichts. Der hat ja dann seine Notlage ausgenützt, als er auf der Flucht war. Es war ein dunkelblaues Auto, wie das von Ramon. Den Fahrer hat er nicht erkannt, es war ganz dunkel im Auto. Er hat ihn gebeten, ihn zur nächsten Stadt zu bringen. Der Fahrer hat nur genickt und war losgefahren. Und Nicos war so müde, dass er Mühe hatte in der Wärme des Autos und der Weiche der Sessel, die Augen offenzuhalten und auch bald einschlief. Und plötzlich wachte er auf. Er hängte kopfunter am Rücken und war aufgewacht weil er den Kopf anschlug. Die Hände waren ihm hinter dem Rücken festgebunden. Der Mann hielt ihn an den Fussknöchel. Er strampelte, wollte loskommen. Doch nichts half, die Hände hielten ihn fest wie eine Klammer. Und dann wurde er plötzlich über die Schultern des Mannes hinweg kopfvoran in einen Strauch geworfen. Die Dornen rissen ihm das Gesicht auf. Der Strauch fing sein Gewicht auf und der Boden, in dem sein Kinn jetzt steckte, war weich. Eine Hand fuhr nun unter ihm durch riss ihm die Hose und die Unterhosen weg, packte ihn brutal an seinen Geschlechtsteilen die er quetschte. Den Mund im Waldboden konnte er sowieso nicht schreien. Eine schrille Stimme, die sich vor Erregung überschlug, rief: "Schreie nicht, sonst bist Du der Polizei ausgeliefert. Wenn Du meinen Drang gestillt hast, lass ich Dich laufen." Aber er verstand die Worte nicht, konnte sich nur vorstellen dass der Mann so etwas sagte. Die redeten ja auch nicht, damit die anderen es verstanden, wollten nur die Luftwellen in Bewegung setzen. Die Peitschenschläge, während der Mann aus Freude seufzte und röchelte, die verstand und kannte er nur zu gut. Plötzlich hielt er ihn mit beiden Händen an den Schenkeln und vergewaltigte ihn von hinten, durchbohrte ihn, es tat entsetzlich weh und er musste auf die Zähne beissen um nicht laut aufzuschreien. Da hörte man, nicht weit entfernt, einen Automotor und quietschende Reifen eines haltenden Autos. Der Mann fluchte, nahm ein Taschentuch hervor, wand es um seinen Hals und drückte. Nicos rang nach Luft und wurde bewusstlos. Als er endlich wieder voll bewusst war, lag er ausgestreckt auf einem Küchentisch. Der Mann, der wie Ramon aussah, stritt sich mit einem anderen älteren Bärtigen. Er dachte zu türmen, liess sich zu Boden gleiten was entsetzlich weh tat. Doch dann gab's einen lauten Krach mit einem anderen Kerl und plötzlich fiel der Arzt vornüber und er erhielt einen Schlag auf den Hinterkopf. Er rannte wie wild weg wurde aber vom Kerl der wie Ramon aussah eingefangen, geknebelt und gebunden. Der träufelte ihm eine ekelhafte Medizin in den Mund, zwang ihn sie zu schlucken. Er schlief ein. Wie er wieder erwachte, sass er vorne im blauen Auto und es wurde gesteuert von einem Mann, der den gleichen Anzug hatte wie derjenige der ihn vergewaltigt hatte. Er war in einen roten Trainer  gekleidet. Als er im Mann Ramon erkannte, schrie er laut auf, der Fahrer erschrak und das Auto fuhr scharf rechts in die Böschung und überschlug während es in den Graben stürzte. Er ist immer noch nicht über die Hinterhältigkeit Ramons hinweggekommen. Da ist ihm dieser Dichter, dieser Alexandros doch sympathischer. War ziemlich allein und brauchte einfach Gesellschaft und täuschte nichts anderes, keine Menschenliebe oder so was vor. Und dieser Ramon hat ihn noch vergewaltigt.

So kauert der Junge auf dem Ast, hält sich krampfhaft fest. Alle Körperteile schmerzen. Im Kopf ist ein einziges Flammenmeer. Rings um ihn hört er die bellenden Hunde, die fluchenden Carabinieri, die ihn suchen. Sie wollen ihn diesmal nicht mehr entweichen lassen, die Vorgesetzten können es sich nicht erlauben, das Gesicht nochmals zu verlieren, nachdem ihr Versagen am Vortage bereits in allen Zeitungen ausgeschlachtet wurde. Nicos ist verkrampft, er hat unsägliche Kopfschmerzen, Immer wieder durchzucken die Blitze sein Gehirn, er sieht nichts und hält sich krampfhaft fest. Er möchte, dass es aufhört, möchte schlafen. Schliesslich gibt er auf, die Schmerzen sind zu gross. Er lässt sich hinabfallen, zwei, drei Meter direkt auf den Rücken. Die Hunde schnuppern an ihm, Carabinieri finden ihn unter dem Baum. Alles tut ihm so weh, er ist wie gelähmt. Und sie lassen ihren ganzen Frust an ihm ab. Sie stellen ihn auf die Beine, drücken ihn mit dem Rücken an den Stamm und lassen ihn mit erhobenen Armen stehen, während sie ihm den ganzen Körper abtasten, ihn abziehen, und mit den rauen Händen über die persönlichsten Stellen fahren. Sie drehen ihn um und die groben Finger bohren sich in seinen Anus und suchen nach etwas. Er hört sie fluchen und schwatzen, wie durch einen Schleier. "Rauschgift?" sagen sie, "die schmuggeln es so durch." Dann binden sie ihm wie einem Mafiaboss Arme und Beine mit Hand- und Fussschellen fest. Diesmal werden sie ihn nicht mehr entweichen lassen. Mit Rotlicht wird er ins Internierungsgefängnis von Bari gefahren. In einer vergitterten Zelle werden  ihm Schmerzmittel verabreicht und die Wunden gereinigt und verbunden. Dann, kaum wieder vernehmlassungsfähig, wird er stundenlang verhört und dann den Journalisten vorgeführt. Der Arzt ist aus Protest zurückgetreten, doch sie haben einen anderen Arzt angeheuert, der wegen der Karriere beide Augen zudrückt.  Er wird mit dem nächstmöglichen Schiff zurückgeschafft werden, und das ist Befehl der höchsten Instanz. Der Befehl kommt vom Büro des Regierungschefs höchstpersönlich. Denn man will nicht noch mehr Wirbel um den Fall haben. Jedermann fürchtet um seinen Kopf.

Ramon erlebt eine unruhige Nacht im Hotel in Urbino wo er abends ankommt. Er erzählt: Gott sei Dank lernte ich beim Nachtessen diesen netten Jungen aus Amerika kennen. Wir amüsierten uns und ich schlief in seinen Armen ein. Doch in den frühesten Morgenstunden wachte ich auf und konnte nicht wieder einschlafen. Der Junge wollte mir nicht mehr aus dem Sinn. Ich war intuitiv ganz sicher, dass Nicos ganz schlecht dran war. Ich fühlte mich schuldig. Urbino war die Stadt, wo ich den Jungen im Spital zurückliess, ihn buchstäblich seinem grausamen Schicksal überliess, nachdem mich die Polizisten verhört hatten und mich aus politischen Gründen und wegen dem grossen Bestechungsgeld, das ich bezahlt hatte, laufen liessen. Um halb neun, kaum habe ich gefrühstückt und mich von Ricky verabschiedet, fahre ich in die Stadt, parkiere das Auto vor der Polizeipräfektur. Wie ich ins Gebäude hineingehen will, kommt mir der gleiche Beamte entgegen, der mich gestern verhörte. Der scheint erstaunt und winkt mir, mit ihm einen Kaffe zu trinken im nächsten Café. Im Café sitzt er an einen Tisch, winkt mir abzusitzen, legt die Zeitung und irgend so ein Blatt auf den Tisch, warten sie, ich muss noch schnell verduften, bestellen Sie mir bitte noch einen ristretto. Steht auf und verschwindet. Das Blatt liegt unter der Zeitung. Ich bin neugierig. Was wirft man mir wirklich vor? Niemand ist dabei. Ich ziehe das Blatt unter der Zeitung hervor. Überfliege es. Es sind die Personalien von Nicos. Name und ein Geburtsdatum. Und daneben mit Handschrift: „Homosexuell! Ist deshalb aus Makedonien geflüchtet. Vorbestraft in Griechenland. Der Dichter A. Semiotokles hat ihn aus dem Gefängnis befreit, wollte ihn adoptieren.“ Das ist es. All meine Reserviertheit war unnötig. Ich Affe. Ich hätte mir vieles ersparen können. Er ist kleingewachsen und zierlich gebaut. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er all die Strapazzen aushielt bis jetzt. Da hat er doch irgendwann etwas erzählt von einem Selim! Doch jetzt ist zu spät. Die Serviertochter taucht am Horizont auf und ich lege das Blatt hastig zurück. Vielleicht hat sies doch gesehen denn wieso zwinkert sie mir so zu als ich zwei Ristretti und Biscotti bestelle. Doch schon ist der Commandante zurück. Er fragt mich: "Wieso sind Sie noch hier in Italien. Ich habe Ihnen geraten, zu verduften. Sie werden gesucht von der Polizei." Eine neue grosse Lire Note wechselt den Besitzer. "Man hat den Jungen Albaner, diesen Nicos Marouasset oder sowas verhört und er hat Sie angeklagt der Vergewaltigung und versuchten Mordes und Sie werden jetzt gesucht.“ Ich schaue ihn ungläubig an. „Haben sie ihn nicht vergewaltigt?" fragt er ganz direkt.  Ich falle aus allen Wolken. Sowas von Nicos. Die Sprache fehlt mir, ich kann nur noch negativ den Kopf schütteln. "Nein, nein, was fällt Ihnen ein. Ich habe ihn nur gefunden." "Aha, wieso haben sie gelogen bei der Befragung. Sie haben ihn nicht als Autostopper mitgenommen. Ich dachte mir schon, dass etwas faul sein müsse. Bei diesem Bestechungsbetrag. Und jetzt schon wieder. Eigentlich dürfte ich das nicht akzeptieren. Denn bei uns herrscht ja Mane Pulite. Doch der, der die Kampagne leitet, müsste sich die eigenen Hände waschen. Der Wagen, den Sie fuhren, entspricht dem Wagen den der Vergewaltiger fuhr. Und für diese Zeit haben sie kein Alibi." Er schaut mich nochmals scharf an, wie wenn er mich abziehen würde. "Ich glaube Ihnen, dass sie unschuldig sind, wieso würden sie sich jetzt wieder bei der Polizei melden. Sie wären schon längst über den Grenzen wenn Sie schuldig wären. Überdies pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass der eigentliche Täter ein Minister ist. Ich sage nichts weiter" Und schaut mich herausfordernd an. "Aber ausgeschrieben sind Sie sowieso. Wieso sollte man auch nach einem weiteren Schuldigen suchen. Die Regierung wankt. Beim Opfer handelt es sich ja nur um einen schriftenloser illegalen Emigranten. Deshalb werden Sie nicht besonders intensiv gesucht, da das Ministerium keine schlafenden Hunde aufscheuchen möchte. Würde man sie als  Schuldigen finden, gäbe es einen recht aufwendigen Prozess, vieles das man lieber unter dem Teppich lässt würde herauskommen und Menschenrechtler würden auf den Plan gerufen und es könnte wohl sein, dass die bestehende Regierung gestürzt würde." Hat man schon je eine nicht wacklige Regierung in Italien gesehen? Ich lache nervös. Er fährt weiter. "Deshalb wird der Junge möglichst rasch zurückbefördert. Und die Akte geschlossen. Ich würde Ihnen empfehlen, möglichst bald zu verduften, denn noch wird Sie sicher niemand an der Grenze belästigen." "Das will ich aber nicht, ich habe eine moralische Verpflichtung gegenüber dem Jungen, Nicos." Der andere schaut mich lange ungläubig an. Schüttelt den Kopf. "Sie haben keine Chance den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, wenn Sie hier bleiben. Vergessen Sie das, was ich Ihnen sagte. Es kann nichts bewiesen werden." Ich schaue ihn einfach an. "Können Sie mir jemanden angeben, an den ich mich in Bari wenden könnte." Ein schrilles nervöses Lachen. Und wieder wechselt eine bedeutende Banknote den Besitzer. Es gibt ein kleineres Zettelchen dafür zurück. "Der Betreffende wird Sie gut informieren. Doch seien Sie diskreter mit dem Trinkgeld. Seit Mani Pulite ist es schwieriger in Italien sich das Gehalt aufzubessern." Ich bedanke mich. Der Beamte schaut mich an, scheint erleichtert, dass er mich nach Bari weiterschicken kann. "Glauben Sie mir, Sie haben keinen Zeugen dass ich Ihnen je was gesagt habe und Fremden gegenüber,  ist man misstrauisch. Glauben Sie mir wenn ich Ihnen das noch mal sage, was meine Freunde in der Regierung auch sagen würden, verduften sie von hier und halten Sie das Maul! Ansonsten....!" Ich stehe auf um das ungastliche Lokal zu verlassen. Wie ich aufstehe, kommt mir die Serviertochter, eine bildhübsche Brünette mit dem Morgenkaffee und dem Gipfeli  für den Signor Commandante herein. Daran hat er mich nicht beteiligt. Ich schenke ihr mein breitestes Lächeln. Und werde von ihr mit einem diskreten Lächeln und einem spitzen Kussmündchen belohnt. Dann lungere ich noch ein bisschen am Eingang herum, die Ohren gespitzt. Ich sehe noch wie sie neben ihn sitzt, sie einander Zungenküsse geben und höre wie er ihr sagt: "Grazie Valeria per il tuo cafè. Per stasera non ti aspetto, mia moglie e a casa, ma domani. " Dann muss ich gehen, weil er böse in meine Richtung schaut. Doch bevor ich Urbino verlasse, mache ich noch einen Spaziergang zum Spital. Ein Art Kaserne, Innen alles weiss und kalt, weisse Metallbetten, keine Bilder an der Wand. Trostlos, wie alle diese Spitäler für die Armen. Doch der Junge ist am Vorabend geflüchtet und der Arzt der Aufsicht hatte heute seinen freien Tag und niemand weiss, wo er zu erreichen ist. Erst morgen Abend wird er wieder am Arbeitsplatz erwartet. Ich denke, ich kann noch einen Café bei Valeria ertragen. Sie wäre genau mein Typ. Ich kehre zurück zum Lokal. Es ist Mittag, Valeria hat ihre Zimmerstunde. Die Padrona kann meinem Lächeln und den Nötchen nicht widerstehen. Eine füllige Blondine mit blauen Augen. Im dunklen Gang gebe ich ihr noch einen langen Kuss auf die dunkelroten fleischigen Lippen, fahre ihr mit der Zunge über ihre Zunge und spitzele in ihren Gaumen während mein vorwitziges linkes Knie sich unter ihrem Rock verliert. Sie gurrt wie eine Taube und säuselt mir Familienname und Adresse von Valeria ins Ohr, muss dann aber abrupt von mir weg weil ihr charmanter Gatte in den Gang hineinschaut. „Irene. Che fai. Ci sono delle patate per pellare nella cucina. E lo zio Ernesto grida per la sua minestra.” Es ist ein vierschrötiger dicker Kerl mit einem viereckigen Kopf, Haare im Bürstenschnitt. Er ist komplett besoffen bereits in diesen frühen Morgenstunden. Ich profitiere vom Aufruhr den sein Erscheinen bereitet,  um aus dem Hinterausgang zu flüchten und eine halbe Stunde später bin ich mit meinem weinroten Porsche ein Strauss voll Rosen in der Hand vor einem Hochhaus in der Agglomeration von Urbino. (Ach ja ich weiss, ich hatte einen BMW, einen blauen Roadster. Doch der ist zu Schrott gefahren und ich habe mir endlich einen einigermassen akzeptablen Schlitten kaufen können. Habe noch keine Zeit gehabt eine Maserati Garage zu finden und fand mich in der Porsche Garage meines stillen Verehrers Luigi wieder. Oder so was. Ich erinnere mich nicht mehr so richtig.)

Im 20. Stock wohnt die Familie Bellavista. Der Lift ist defekt und die Treppen sind nicht gerade schön sauber. Ich stehe vor der Türe mit dem Namen Bellavista. Eigentlich heisst das auf Deutsch „Schöne Aussicht“ und ich freue mich schon darauf. Ich läute. Schlurfende Schritte. Und da kommt die schöne Aussicht. Mir ist zum kotzen. Ein bärtiger, schlecht rasierter und ungekämmter Alter im Trainer öffnet die Türe. "Che vuole?" frägt er. "Vengo per Valeria" "Uno straniero! Che pensa da noi?" Ich sage ihm nicht was ich von ihm denke. Ich bin zu höflich. Ich schaue ihn nur an. Er stinkt aus dem Mund nach Alkohol und Knoblauch, so dass ich impulsiv einen Schritt zurück trete. Endlich gedenkt er mir zu antworten. "Valeria no e in casa" Ich glaub ihm kein Wort. Ich will an ihm vorbei in die Wohnung schlüpfen,  doch er steht mir im Weg. Das lass ich mir nicht bieten. Ich stosse ihn brutal auf die Seite und gehe hinein durch die offene Türe. Er mir nach. Will mich hindern weiterzugehen. Packt mich am Aermel und reisst mir die Rosen weg die er auf den Boden wirft. Doch da hat er den Falschen erwischt. Es gibt eine Schlägerei. Ich bin behindert, kann eigentlich nur eine Hand gebrauchen, weil ich mit einer Hand die Nase abklemme um seinen schlechten Mundgeruch abzuwehren. Aber bald liegt er unter mir. Ich drehe ihn um und will ihm die Hände zusammenbinden. Mit was? Valeria schaut ganz vorsichtig aus einer Zimmertüre. Ich winke ihr und werfe ihr Kusshändchen zu. „Amore mio. Io sono venuto per portarti via. Vedi quell’impertinante non vuole lasciare mi andare da te. Porta mi una corda per legarlo.” Mit der Hand mit der ich mir die Nase zudrückte, presse ich auf seinen Mund, mit der anderen Hand halte ich ihn fest. Er murrt, will was sagen. Kann sich aber nicht ausdrücken wegen meiner Hand. Und das liebe Mädchen  bringt mir eine Schnur. Der besoffene Signore Bellavista ist fest in meinem Griff. Er erhält noch einen Knebel in den Mund und ich binde seine Hände und Füsse zusammen. Er windet sich und will schreien, kann aber nichts machen. Jetzt kann ich mich Valeria zuwenden. "Taeubchen" saeusle ich ihr in ihr Ohr. "Das ist kein Ort fuer Dich. Komme mit mir auf ein Faehrtchen." Ich umarme sie und kuesse sie. Buecke mich und nehme die Rosen auf. Sie sind leider ziemlich zerdrueckt doch immerhin ein Zeichen meines guten Willens. Valeria schaut auf die vielen Rosen die sicher ein Vermoegen gekostet haben, und die jetzt zum Teil zertreten am Boden liegen. Bald neigt sie ihren Kopf zu meinem und ich fühle ihre Lippen die die meinen suchen. Ich küsse sie lange auf ihre weichen runden Lippen und unsere Zungen suchen sich gegenseitig. Der Alte baeumt sich auf in seinen Fesseln. Jetzt muss ich schnellstens weg. Ich nehme Valeria bei der Hand und wir rennen die Treppen hinab. Ihre hohen Stoeckelschuhe hindern sie am rennen. Beim ersten Absatz nehme ich sie auf die Arme und trage sie hinab waehrend sie sich mit ihren Armen an mich klammert. Unten angelangt, stelle ich sie wieder auf die Beine und nehme sie um die Taille. Dirigiere sie in Richtung meines Porsche. Sie ist im siebenten Himmel, schmiegt sich an mich, gurrt wie eine Taube. Beim Auto angelangt, nehme ich meinen  Infrarottürschlüssel heraus, druecke auf den Knopf. Sofort öffnen sich die Türen und die Sitze werden ausgefahren. Wieder halte ich ihren Kopf und küsse sie. Huh, das schmeckt gut nach ihrem Parfum. Und sie windet sich unter meinen gewagten Zungenstössen. Ich vergehe fast von Verlangen. Sie schmeckt so schön nach Erdbeeren und Ihre Zunge ist so weich und bohrt sich in meinen Mund. Unweigerlich versteift sich meine Flöte und ich schmiege meine Beine an sie, zeige Ihr unmissverständlich, dass                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ich sie begehre. Sie stösst mich weg. „E il mio fidanzato, ci pensa?“ Ganz schön frech, diese Valeria, hat einen Verlobten und geht mit einem Fremden aus. Ich säusle. “No lo sa. Voi far una passegiata col zio Farniente?.” Sie schaut auf das Auto. „E tua.“ “Ah si certa, la mia Rolls Royce e a St Tropez. “ „Sei ricco.“ „No, le banche mi danno del credito.” Sie lacht. Einige Passanten halten, schauen uns an und  runzeln die Stirne. Ein eleganter Farniente, mit Lederjacke, engen Jeans, mit der Tochter des Säufers Bellavista, ihre schmalen Hüften in engen schwarzen Hosen, ein grauer Pullover und eine rote Bluse, so elegant hat sie sich angezogen. Erst als ich daran war den Alten unschädlich zu machen, hat sie sich umgezogen um mit mir ausgehen zu können. Und verdammt schnell. Die Passanten eilen an uns vorbei. Im Fenster nebenbei bemerke ich ein bleiches Gesicht dass mich anstarrt. Ich denke, dass ich hier nicht unbedingt sehr beliebt bin. „Venga“ sage ich, „Facciamo una passegiata. Vuole.“ “Si.” Sie lacht über das ganze Gesicht. So eine Spritzfahrt in einem Porsche. Sie steigt ein. Ich stelle das Radio an, schiebe eine CD in den Player mit italienischen Schlagersongs. Bald sind wir umhüllt vom mareladigem Sopran Madonnas und dem schnulzigen Tenor Capricetos . Ich neige mich herüber und küsse sie wieder. „Sei tanta bella. Son innamorato di te. Che fortunato tuo fidanzato!” Doch der scheint der schönen Valeria bereits weit entrückt. Sie gefällt mir, mit ihren hellbraunen Haaren. Ihre schwarzen Augen mit den langen Wimpern. Dem schön geschwungenen Mund und besonders wegen ihrer dünnen  Taille. Denn sie hat keine sehr ausladende Brüste aber ihre schwarzen Satinhosen und ihr Pullover bringen ihre Wölbungen schön zur Geltung. Fast wie ein Junge. Aber natürlich feminin. Ich starte den Motor und fahre rasant los. Ricky im Hotel gestern hat mir ein gutes Restaurant mit Hotel angegeben in den Bergen bei Acqualagna. Er war einfach wunderbar. Sein ganzes tänzerisches katzenhaftes Gehabe brachte mich in den siebenten Himmel. Ich habe ihm gesagt, dass ich als Tourist hier bin. Und er sagte mir, er komme gerade vom Albergo delle Due Sorelle. Der freigiebige Freier sei ziemlich korpulent und glatzköpfig gewesen. Dafür habe es gutes Essen, feine Zimmer mit wunderbarer Aussicht und ein gewärmtes Schwimmbad gegeben. "Und da hat’s diesen Jungen. diesen Yves, der einfach zauberhaft anzusehen ist und im  Bett einfach himmlisch ist. "Himmlischer als Du kann man einfach nicht sein, Ricky." antwortete ich am Boden sitzend, meinen Kopf auf seinem Schoss. Ich schaute ihm in die braunen Augen, die er aufschlug, wie Pappageno der seine Pappagena betrachtet. Er war ganz schön schmeichelnd, Ricky. Und erinnerte mich so an David, der mich immer so anschaute, damals im Hyde Park, mein erster Schatz. Und ich musste lachen, erhob mich auf die Knie und küsste ihn. Da beschloss ich, dass ich Yves sehen würde. Ricky war ein junger Amerikaner, hellbraune, lange Haare, am linken Ohr einen Ring mit einem stecknadelgrossen Diamant, am Ringfinger der rechten Hand einen riesigen Siegelring aus Alexandrit, zwei weitere Ringe an zwei Finger jeder Hand und ein breites Armband aus Silber mit dem Raub der Sabiner(innen). Am linken und rechten grossen Zehen trug er auch Ringe und auf den Höckerchen seiner schnurgeraden braungebrannten Brust.  Elegant gekleidet in weiten Armani Jeans und einem weichen Lederslumber. Er stammte aus einer reicher Familie der Ostküste und verbrachte einige Monate als Studienaufenthalt in Europa in sicherer Entfernung der prüden Mutter. Wenn die gewusst hätte was ihr Herzallerliebster, ihr geliebter Aeltester hier tat? Er zeigte mir einen Brief in dem sie schrieb er solle sich in Acht nehmen vor diesen armenischen Hexen und Teufel hier in Europa die keine Acht vor dem Bibelvers nähmen. Wir lachten uns den Buckel voll. Am gleichen Abend schrieben wir ihr zurück, er schrieb er sei Mitglied eines Bibelzirkels der Wiedertäufer und heute Abend lese er zusammen mit einem Pfarrer die Bibel um sich noch mehr weiterzubilden. Quasi als Nachhilfsstunden. Ich fühlte ein Prickeln als Pfarrer zu gelten, ich, ein Perverser Häretiker! Ich unterschrieb und empfahl ihr Bibelvers Lukas II.2 wo Maria Magdalena Christus die Füsse wäscht. Es ist der einzige Vers der Bibel den ich noch kenne, wir mussten ihn im Religionsunterricht auswendig lernen weil unser Pfarrer das so rührend fand und Tränen darob vergoss. Seine Frau wird ihm wohl nie die Füsse gewaschen haben. Ich musste lachen wie ich mir seine Mutter vorstellte, mit Chignons und strenger Brille, wie sie ihrem Mann die Füsse wäscht. Als ich das Ricky erzählte bekam er einen Lachkrampf. Sein Vater tut wohl eher solche Dinge, macht den Haushalt und kocht und seine Frau schaut zu und belehrt ihn dabei in religiösen und ethischen Sachen. Wie mir scheint ein harmonischer Haushalt!

Ricky und ich haben uns sofort gegenseitig gefallen und hatten eine schöne Nacht zusammen. Doch das gehört nicht hierhin. Ich möchte diese schöne Stätte auch kennenlernen und werde dies zusammen mit der schönen Valeria tun. Die Strassen sind kurvenreich und ich bin bekannt für mein rasantes und gewagtes Fahren. Nehme die Kurven mit Schneid. Mit einer Hand halte ich das Lenkrad, mit der anderen halte ich Valerias Händchen, wenn ich nicht gerade schalten muss.  Valeria tut verängstigt und sucht meine gute Unterstützung. Das Dach habe ich geöffnet. Ihr langes Haar schwebt in der Luft. Bei fast jeder Kurve macht sie spitze Schreie und ich drücke ihr Händchen, neige mich zu ihr hinüber und gebe ihr Küsschen. Das Lenkrad balanciere ich zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Kommt jemand entgegen, weiche ich schnell aus gegen den Rand. Wenn nur mindestens zwei Räder auf der Fahrbahn sind, kann nichts passieren! Schliesslich habe ich seinerzeit als Stuntman für Sean Connery gewirkt. Wenn die Kurve besonders eng ist, fällt Valeria auf mich und wir schwelgen in Sinnenlüsten. Ich verliere nie die Nerven und Valeria auch. Sie gefällt mir. Endlich kommt ein kleiner Parkplatz von wo es eine besonders schöne Aussicht hat. Ohrenbetäubend kreischen die Bremsen und mein Gefährt steht bockstill, die Vorderräder 1 mm vor dem 100 m tiefen Abgrund. Valeria zittert. ich neige mich zu ihr. Ich umarme Valeria um die Hüften und streichle sie. Sie beruhigt sich und wir können aussteigen um die Aussicht zu geniessen. Grad daneben hat es ein Bänklein für den tugendhaften Wanderer. Für den Moment wird’s  zweckentfremdet gebraucht. Valeria ist genau meine Wahl, das sportliche Mädchen hat sich bereits beruhigt und geniesst den Augenblick. Wir sitzen, Valeria im Amazonensitz auf meinen gespreizten Knien. Küssen uns während wir die schöne Aussicht geniessen. Ihre Arme umklammern meinen Hals, sie schmiegt sich an mich. Meine Erregung in meinem Schoss wächst, als gelte es, die ganze Ludovkanische Armee bei Marignano eigenhändig zu erschlagen und dabei "Vom Himmel hoch da komm ich her" zu singen. Ich habe meine Hände in unerlaubte Gefilde wandern lassen, fahre unter ihren Büstenhalter mit einer Hand. Die andere Hand hat sich in ihr nach Rosen duftendes Höschen verirrt und sucht im Wäldchen nach den vergrabenen Trüffeln. Sie zieht den Pullover aus. So eine schöne Aussicht! Ich weiss nicht, soll ich hinaus auf die hohen Berge und  Pinienwälder oder auf ihre hellbraunen Nippel  schauen. Endlich entscheide ich mich, lege meinen Kopf auf Ihre Brust, küsse ihre Nippel, während meine Hand nun die Trüffeln ausgräbt. Sie schwenkt ihren Po links und rechts über meiner Ausbuchtung, sich schmiegend an meinem Oberkörper. Wenn einer der tugendhaften Wanderer jetzt vorbeikommt, er hätte seinen Schock für den Rest der Saison. Doch Italiener sind bekanntlich keine grossen Wanderer und sitzen eher am Tisch. Die Wandergruppen der Schweizer die man öfter sehen könnte sind noch nicht bis zu diesem Bänkchen vorgedrungen. Doch jetzt ist’s genug der Scharwenzel, ich bin erregt, möchte in die Schlacht. Die Sonne geht langsam unter, wir sind auf der Strasse von Acqualagna zum Albergo delle Due Sorelle. Wir geniessen die Aussicht von der riesigen roten Sonnenkugel. „Viene, Colombina mia, andiamo per il pranzo. E continiuniamo nella camera.” Sie gurrt vor Freude. Im Albergo nehme ich das schönste Zimmer. Aber zuerst nehmen wir ein Bad in der Piscina. Wir springen gegenseitig ins Wasser, abwechselnd empfange ich sie und sie mich in den Armen, wir schwimmen eng umschlungen um das Bassin, tauchen uns jagen uns gegenseitig. Die anderen Gaste sind schockiert, schauen anderswohin. Dann gehen wir aufs Zimmer. Sie entkleidet sich und geht in die Dusche. Stellt das Wasser an. Ich sehe ihre schlanke Figur durch den Duschvorhang. Ich kann nicht mehr warten, gehe zu ihr. Wir duschen und seifen uns gegenseitig ein. Mein Peterlein sucht sich einen stillen dunklen Ort und findet ihn auf Anhieb. Ich lasse Euch raten wo das ist. So ein Lausbube. Abwechslungsweise gurrt und piepst die schöne Valeria und tut der Taube ehre. Und dann liegen wir eng aneinander. Und wieder kann sich Zizi Jeanmarie nicht zügeln muss sich neugierig benehmen. Valeria hat Erfahrung aber sie schwenkt in Erregung mit dem Kopf. "Von den Franzosen erzählt man viel. Aber so hitzig hätte ich sie mir nicht mal geträumt." Kein Wunder hat sie noch nie sowas erlebt. Mit dem kahlköpfigen schmerbäuchigen Commandante als Fidanzato, Doch ich halte mich diskret zurück mit Kommentaren. Ich beschliesse eine Pause einzulegen. Schmachtend lege ich meinen Kopf auf ihren Schoss und schicke Kusshändchen. Sie muss lachen. Dann steh ich auf. Ich seufze und gurre: „Schätzchen, jetzt habe ich Hunger.“ Sie schaut mir in die Augen, ich schicke ihr Kusshändchen. Doch sie ist nicht pressiert. Klar, mit dieser Taille. Wahrscheinlich isst sie nur rohes Obst. Aber in meinem Bauch knurrt ganz eindeutig. Wenn ich nicht bald etwas Kalorien bekomme, werde ich zusammenbrechen. Und jetzt wäre das die Katastrophe. Dann kommt mir noch was in den Sinn. „Soll ich Dir noch ein Geschenklein machen.“ Sie schaut mich ungläubig an. Ich strecke mich und nehme den Telefonhörer ans Ohr und wähle die 11. Im Hotel hats eine Kleiderboutique. Ich lasse eine Auswahl an Abendkleider für ihre Wespentaille heraufkommen und es gibt eine vergnügliche Modeschau. Zum Abendessen sind wir elegant gekleidet. Ich mit lachsfarbigen Smoking und sie in einem feinen schwarzen Satinkleid mit Rüschen das ich ihr nach langer Auswahl kaufen konnte. Es gibt Saltimbocca mit feinem Risotto, von einem Vino Nobile aus dem Jahr 1964 begleitet. Und ich reisse die Augen auf.  Wie sie zulangt. Und hat eine solche Taille. Auch ich habe keine Gewichtsprobleme, doch ich verbringe regelmässig jede Woche einige Stunden im Sportcenter, bei Velofahren, Springen, hantelnheben und schiessübungen. Und Valeria, ... Ich kann mir Valeria einfach nicht als Sportlerin vorstellen.  Sie ist viel zu fein und dünn! Ich nehme mich zusammen. Ich fange ja an zu schwärmen. Und eigentlich bin ich hier auf Einsatz. Ich muss herausfinden welcher Minister Nicos vergewaltigt hat. Und sie wir es wissen, denn der Commandante hat ihr sicher was erzählt und sie ist nicht so dumm, dass sie es ihm nicht aus der Nase gezogen hätte. Denn ich nehme an, dass alle Leute so neugierig sind wie ich. Deformation Professionnelle, eben. Was weiss Valeria über Nicos. Mehr als man annimmt.  Doch vorerst sitzt Valeria neben mir streichelt mir mit der Hand über meine Hände und schmiegt sich mit Becken und Beine an mich. "Schenkst Du allen Frauen so viel?" fragt sie. Gute Frage. "Wieso, wenn Du wüsstest, wie ich Dich liebe?" Gurre ich zurück. "Du bist die schönste Frau die ich je gesehen habe.“ Ich pfeiffe durch die Zähne: „Deine schönen ovalen schwarzen Augen, Deine seidigen Haare und Deine samtene Haut." Ich hebe ihren Kopf und schaue ihr in die Augen. "Deine Augen sind wie unergründlich tiefe Ziehbrunnen, ich möchte drin sehen ob Du mich liebst." Jetzt ist sie rot gewordenen und hat Tränen in den Augen wie ich ihr ein Küsschen auf die dunkelrot gefärbten Lippen drücke."

Die schöne Valeria ist kein unbeschriebenes Blatt, aber auf mich ist sie jetzt ziemlich scharf. Doch ich bin unstetig. "Mit dem linken Auge schiele ich nach rechts wo ein  schlacksiger dünner und langer Jüngling mit krausigen kurzen dunkelblonden Haaren und schönen braunen Augen sitzt. Sicher ist das der Yves von dem mir Ricky so schwärmte. Beschämt lässt er seine langen dunklen Lider auf die Augen fallen, wie er uns beide anguckt und nicht versteht dass jemand so unverschämt offen lieben kann. Oder ist er eifersüchtig auf mich oder gar auf Valeria, was mir natürlich am besten gefallen würde. Denn wenn ihr es noch nicht gemerkt habt seid ihr wirklich hart von Verstand: Ich bin ein eitler Schönling und wage mich deshalb gar nicht in eine Kirche um zur Konfession. Die vielen Ave Marias die mir der Pfarrer aufbrummen würde! Das wäre einfach zuviel für mich. Der Junge sitzt ganz allein am Tischlein. Aber am Anfang sass da noch jemand anderes, ein älterer Herr und ein jüngeres Fräulein und die haben den Tisch verlassen. Ich schreibe etwas auf ein Zettchen, zerknülle es und werfe es ihm auf den Schoss. Möglichst diskret, aber Valeria hats gesehen. Sie schaut in die Richtung, wo ich es geschickt habe. "Aha," sagt sie "bist schon  abgeblasen wie ein Ballon ohne Luft. Willst Dich im Bett von jemandem anderen unterstützen lassen." Diese Blamage. Ich, James Bonds und San Antonio’s Rivale, ich der ich beide schlagen würde wenn sie zusammen gegen mich rivalisieren würden. Ich will mein Vorhaben doch noch durchziehen. Ich säusele in ihr Ohr: "Siehst Du nicht wie er Dich anschaut. Ich denke nur an Dich. Will Dir Freude machen. Liebe zu Dritt ist besser als zu zweit. Stell Dir vor. So ein Glück für Dich, rechts das dunkle, links das helle Wunder." Sie schaut mich kritisch an: "Wen ziehst Du vor. Diesen Schönling oder mich. Du liebst Männer, das habe ich mir schon gedacht. Deshalb Dein Theater wegen diesem Jungen, wie heisst er doch, Nicos?"

Schon ist’s wieder draussen und ich denke an Francine. War ihre erste Frage nach der Hochzeitsnacht. Gescheite Frauen merken halt alles. Ich spiele den Gekränkten wie bei Francine, denn dort hat’s geklappt. Seufze. "Kaum kennst Du mich eine Stunde, bist Du schon eifersüchtig. Wen könnte ich mehr lieben als Dich?" Schaue sie schmachtend an. Dann "Du bist Schneewittchen und Sophia Loren in einem. Und ich bin komplett erschöpft, schon nach diesem Geplänkel im Schwimmbad. Ich kann ihn nicht mehr hochbringen. Brauche Unterstützung!" Sie lacht während ihre grosse Zehe meine riesige Ausbuchtung streichelt. Ich habe sie schon richtig eingeschätzt. Habe halt Erfahrung gesammelt in all meinen Kongressen. Sie spielt Theater und ist noch verdorbener als ich, wenn man das überhaupt sein kann. Ich getraue mir zu sagen, ziemlich frech: "Ich kann nicht warten auf dass wir wieder allein im Zimmer sind! Aber ich muss zugeben, auch dieser schöne Jüngling gefällt mir. Ich bin total verseucht und habe bereits einen Platz reserviert im achten Kreis der Hölle, neben Beatrice di Tenda. Der Priester hat es aufgegeben, aus mir einen Heiligen zu machen." Sie schaut mich nur an. "Du lügst wie der Papst aber Du bist so charmant, ich muss Dich lieben."  seufzt sie mit Augenaufschlag. Doch inzwischen hat der Jüngling sein Zettelchen gefunden, geöffnet und ist hinübergeschlendert. "Darf ich mich zu Euch setzen." fragt er in einem Pariser Französisch. indem er sich zu Valeria verbeugt, aber mich anschaut aus grossen schmachtenden Augen. So eine Blamage für Valeria. Wie wird sie reagieren. Meine weisse Zellen leuchten beim phosphoriesieren (Um es wie Frederic Dard zu sagen, der leider nicht mehr da ist, um mich zu tadeln. Ich liebe es mit San Antonio auf einer Hotelterrasse zu sitzen und über meine Erfolge zu prahlen. Natürlich. Doch Frederic ist da immer eifersüchtig und stört uns regelmässig, indem er veranlasst, dass ihm seine Mutter telefoniert. "Natürlich" sage ich. "Wo zwei sich lieben kann auch ein dritter sich beteiligen." Ich benehme mich ganz cool aber überlege fieberisch wie ich es Valeria gegenüber ausbügeln kan, dass er nur Augen für mich hat. Schweisströpflein bilden sich auf meiner Stirne. Valeria blickt mich fragend an, aber ich gedenke nicht zu übersetzen. Doch jetzt spricht er zu ihr, in makellosen Italienisch. Endlich. Und ohne mich dabei anzusehen. Ich bin erleichtert. Mein Plan wird vielleicht doch funktionieren. Sie ist charmiert. Und beide beginnen ein Zwiegespräch. Es droht auszuufern und mich in eine Randrolle zu drängen. Das ist nichts für Ramon Gandarian, der Schillernde. Ich muss mich einmischen. Ich platze hinein, indem ich seine Hand ergreife: "Ich bin Ramon. dass ist Valeria. Wie heisst Du, schöner Schatz, ich vergehe fast vor Begierde nach Dir." Wieder auf Französisch, weil das Valeria offensichtlich nicht versteht. Meine ich! Er wendet sich wieder mir zu. Ich habe die Situation schon richtig erfasst. "Ich bin Yves."  Definitiv mein Typ. Valeria und er zusammen mit mir! Ich bin ganz hin. Was für eine Nacht steht uns bevor. Ich umschlinge Valeria mit meinem rechten Arm. mit der linken Hand ziehe ich Yves auf den Stuhl rechts von mir. Küsse ihn schallend auf die Backe. "Du bist ganz allein, mein Adonis. Hat Dich Dein Liebhaber im Stich gelassen?" "Das war nicht mein Liebhaber, das war mein Vater." "Aha, Dein Vater. Und ich glaubte Du seist bereits volljährig!“ „Bin ich, ich studiere aber Geschichte an der Sorbonne und wohne bei den Eltern.“ Und die hübsche Blondine daneben, ist sie Deine Mutter! Wenn ich Dich anschaue, seid ihr beide vom gleichen Stamm." Er lacht. "Das glauben alle. Und das möchtest Du so weil Du gerne schöne Frauen hast. Nein, meine Mutter ist geschieden. Das ist die neue Geliebte meines Vaters und er will sie ungestört vernaschen. Du hast vorläufig keine Chance. Keine Angst, er nimmt sicher immer den gleichen Typ.“ Das sagt er mit gespielter Nonchalance. Aber die Augen sagen was anderes. Ich realisiere dass ich ihn etwas zu intim anspreche. Muss ihn beruhigen. Während ich ihm unauffällig die Hand drücke, streichlet ihm mein Zeigefinger und mein Mittelfinger über seinen Handtelleller. Das hat bisher immer gewirkt. "Und sie lassen so einen hübschen Jüngling ganz allein! Pfui." Rufe ich aus. Wieder küsse ich ihn aber diesmal auf den Mund. Yves lacht. Sein Hand ist jetzt gewandert, streicht über meinen Hoseladen. Während ich mich ergeile, sagt er "Ich habe Prousts Sodome et Gomorrha als Lektüre." Ein Fingerzeig! Er ist mein Typ. Ich muss ihn verführen. Ich verziehe meinen Mund. "So was Langweiliges. Wenn Proust so einen herzigen Jungen getroffen hätte wie Dich, er hätte keine Zeit gehabt, so was zu schreiben." "Aber ich schreibe auch an einem Roman." "Dann musst Du Erfahrungen sammeln, denn das Zeug von Proust ist trocken wie ein unerregtes Furzloch." Es ist herausgerückt, unerartet, nie kann ich mich gesellschaftsfähig ausdrücken! Deshalb erscheint so viel über mich in der Zeitung! Yves schaut mich an mit einem undefinierbaren Lächeln, sagt aber nichts. Ich merke, ich kann handeln. Er tut schüchtern, weil man das von ihm erwartet, doch sein schmachtender Blick und seine spazierenden Hände sprechen Bände. Ich säusele: "Das will heissen das auch Du frei bist heute Nacht. Verbringen wir doch die Nacht zu Dritt. Du und ich höfeln Valeria. Das wird uns die Zeit vertreiben. Das Dessert lasse ich ins Zimmer bringen." Valeria nickt und neigt sich über den Tisch um ihn zu küssen. Doch jetzt krault Yves Finger in meinem offenen Hosenladen. Wie der aufgegangen ist, ist mir ein Rätsel. Plötzlich gibt's einen unterdrückten Schrei. Valeria gibt mir eine Ohrfeige und schaut auf meinen offenen Hosenladen. Ich schaue mit weitaufgerissenen Augen ganz perplex Yves an. Doch ihre Hand hat Yves' Hand gepackt. Jetzt hats der Kellner gemerkt. Ich spüre seinen vorwurfsvollen Blick der sich in meinen Rücken bohrt. Ich werde mich bessern müssen. Aber erst morgen. Ich schliesse meinen Hosenladen, stehe auf,  gehe hinüber und küsse Valeria. Doch schon steht  Yves neben mir, stösst Valeria auf die Seite und umarmt und küsst mich. Jetzt sind wir aufgefallen. Der Kellner, der allein zurückgeblieben ist im Raum, pfeift durch die Zähne. Zwar ist es spät und wir sind allein im Essraum, doch ich schmachte nach ein bisschen mehr Privatraum. Das Puzzle ist Valeria. Wieso spielt sie so offen mit, wie sie doch merkt, dass wir Männer uns offensichtlich ohne sie amüsieren. Frauen nehmen dass sonst nicht so gelassen. Doch ich will nicht länger nachdenken. Dass mich alle lieben, dass kenne ich. Ich weiss, nicht oft stehen einem so sportliche, elegante und charmante Männer zur Verfügung wie ich eben einer bin. Ich verschwende keine Zeit für falsche Scham. Sonst kommt man nirgends hin im Leben! Alle warten wie gebannt auf das, was ich machen werde. Ich lächle. Das gefällt mir. Säusle beiden nacheinander ins Ohr: „Kommt, gehen wir ins Zimmer.“ Banal aber es war doch der Anstoss. Wir stehen auf und gehen engumschlungen hinauf ins Zimmer.

Kaum sind wir droben, läutet das Telefon. Es stört mich, denn in diesem Moment küsse ich Valeria und Yves gleichzeitig, kraule Yves unten an seinem Wimpel und habe die rechte Hand unter Valerias Bluse zwischen Ihre Brüste geschoben. Leider muss ich Valeria's Büste verwaisen, um das Telefon abzunehmen. "Sie haben jemanden zusätzlich ins Zimmer gebracht." tönt die hohe enuchenhafte Stimme des Portiers. Der hat mir gerade noch gefehlt. Spioniert mir offensichtlich nach. Schneidend sage ich: "Berechnen sie mir das morgen und lassen sie mich jetzt in Ruhe." Der bekommt morgen sicher kein Trinkgeld. Oder nein, ich habe noch einige griechische Drachmen die ich ihm geben kann. Dafür wird das Zimmermädchen reich beschenkt werden. Abrupt hänge ich auf. Yves hat nicht warten können. Seine Knie reiben sich an meinem Schritt. Doch Valeria will nicht verzichten. Ihre Hand schiebt Yves Knie weg während sie mich mit der anderen Hand streichelt. Ich drücke beide eng an mich. Wir schmiegen uns aneinander, streicheln und küssen uns bis wir heiss erregt sind. Dann ziehen wir uns alle gleichzeitig ab und springen unter die Dusche, Das Wasser läuft über unsere Haut und wir seifen uns ein und streicheln uns weiter. Dann trocknen wir uns ab. Yves hat mein Toilettentäschlein und alles untersucht. Reibt sich ein mit meinem Salvador Dali Moisture und parfürmiert sich mit dem Salvador Dali Parfum. Das Parfüm gefällt ihm ungemein. Ich und Valeria müssen uns auch parfümieren. Überall und besonders an den intimsten Orten müssen wir uns einreiben mit der Moisture und er schleckt uns anschliessend genüsslich ab. Valeria und ich kämpfen um die Möglichkeit ihn abzuschlecken. Wir liegen aufs Bett und lieben Valeria gleichzeitig, sodass wir uns durch das Häutchen spüren. Anschliessend verbringen wir zusammen eine anregende Nacht mit Zirpengeflüster und Nachtigallengesang am Morgen. Ich liege in der Mitte, Yves links und Valeria rechts von mir, als wir in den frühen Morgenstunden, es ist immer noch Nacht, einschlafen. Als ich aufwache, ist es Tag, die Vöglein zwitschern, eine Katze blickt ins Zimmer durchs offene Fenster, ich bin allein mit Valeria, Yves hat sich unbemerkt weggeschlichen. Ich bin enttäuscht und entrüstet. Gehe im Morgenrock hinab, nachschauen ob er schon frühstückt. Und auch im Essaal ist er nicht.  Der Vater ist offensichtlich schon weg. "Der Jüngling ist schon weg. Offensichtlich hat's Muff gegeben in der Familie." posaunt der Portier wie ich an seiner Loge vorbeilaufe. Der dumme Kerl, muss sich nicht als mein Informant aufspielen, das wird sein Trinkgeld nicht aufbessern. Gedrückt schleiche ich wieder hinauf aufs Zimmer. Es tut mir wirklich leid dass ich seine Adresse nicht weiss. Doch ein Souvenir hat er mitgenommen. Mein Tangaslip und mein Salvador Dali Parfum fehlt mir. Ich mag es Yves herzlich gönnen und ich hoffe er wird auch eine Visitenkarte von mir mitgenommen haben, denn die lagere ich immer in meinem Toilettentäschlein. Ich hoffe wirklich, dass ich eines Tages von ihm hören werde. Valeria ist wirklich gut gelaunt heute morgen. Ist es wegen der Nacht oder weil Yves weg ist? Ich habe einen Kater, mag das nicht näher untersuchen. Das Morgenessen nehmen wir im Zimmer ein.

Ich will jetzt endlich wissen wer Nicos vergewaltigt hat. Doch so direkt will ich nicht fragen.  Ich spiele den neidischen Widersacher des Commandante und den aufbegehrenden Liebhaber Valerias. Ganz schön frech von mir, nach dem was letzte Nacht passiert ist. Doch Valeria hat offensichtlich gefallen gefunden. Denn sie schaut mich heute womöglich noch verlangender an als gestern. Unschuldig frage ich: "Gehst Du jetzt zurück zu Deinem Verlobten." Nach dieser Nacht ist Valeria glühend. Mit grossen grünbraunen Augen schaut sie mich an. "Hast Du schon genug von mir. Suchst wieder Deine Jungen!" Ich schüttle meinen Kopf, tue aber doch als sei ich beschämt. "Von Dir hätte ich nie genug, mein Täubchen, mein Häschen. Aber denk doch, was machst Du nur. Du klebst an einem perversen Bi. Und an einem der noch vergewaltigt, um seine Bedürfnisse zu erfüllen. Pfui. " Sie lacht laut, es tönt wie das Geläute von Christbaumengel, so weich, so herzig. "Red nicht so um den Brei herum. Frag doch direkt. Meinst Du ich weiss nicht wieso Du eine ganze Nacht mit mir verbringst. Ich liebe Dich, aber Du. Da bin ich mir nicht so sicher." So früh am Morgen, ich mag noch nicht scharwenzeln. Hab meinen Hangover und meine Enttäuschung. Ich streichle die Hand, die sie auf meinem Schoss hält. Küsse sie über den Kaffee und die Marmelade hinweg auf ihren vollen Mund. Und frage, ganz cool: "Was kannst Du mir denn sagen?" Sie prustet und ich bekomme noch einige Brotsamen ins Gesicht geschleudert: "Das weisst Du ganz genau, mein Bengelchen. Spiel Dich nicht so auf. Du warst es nicht." Ganz unschuldig bohre ich weiter: "Wer war es denn?" Sie schaut mich lang an, überlegt sich lange was, und sagt endlich: "Der Commandante meint, es sei der Innenminister, Giulino der Sittenwächter. Schon einige Male  habe man solche Vergewaltigungen, die er machte, von Regierungsseite aus touschieren müssen." Ich schlucke mehrmals leer. Dieser Anhänger Berlusconis, der sich immer mit seiner intakten Familie ins Rampenlicht setzt, allen seinen Moralstempel aufoktruieren will.

Plötzlich jetzt plötzlich schluchzt und weint sie. Herzerweichend. Ich fühle mich ein bisschen überfordert, wie immer wenn Frauen weinen. Habe Mitleid mit ihr gehe hinüber, ihr die Tränen zu trocknen. Sie schiebt mich weg. "Tu nicht so. Du willst sowieso nichts von mir wissen. schwelgst in den Ärschen Deiner Jungen. Aber ich habe mich jetzt verplappert. Meinst Du ich könne jetzt zum Commandante zurückkehren. Er der den Innenminister erpressen möchte." Ich glaube keinen Moment an ihre gespielte Unschuld. Das hat sie von Anfang an gewollt. Sie wusste was ich von ihr wollte und hat mitgemacht, um mich als Spendenvater zu gewinnen. Doch Valeria ist in meiner Achtung gestiegen. Sie ist kein so dummes Sexpüppchen wie ich anfangs dachte. Bei Ihr muss ich meine graue Masse ein bisschen mehr einsetzen als ich annahm. Schon will ich mich aufplustern mich, mich als Retter aufspielen, doch dann stoppe ich in meiner Vorstellung. Bei ihr ists unnötig. Sie imponiert mir denn sie bietet mir die Stirn. Nicht wie die anderen. Sie hat mich in die Enge getrieben, mir bleibt gar nichts anderes. Sie hat sicher schon einen Plan zur Hand wenn ich ihre Wünsche nicht ernst nehme. Doch ich will das gar nicht mehr. Valeria möchte ich als Freundin gewinnen. "Hast Du irgendwelche Pläne?" frage ich. Sie hat welche. "Nach Hause will ich nicht mehr. Das ist abgeschlossen. Ich möchte auch mit meinem Beruf aufhören. Am liebsten möchte ich in den Journalismus einsteigen." Eigentlich wollte ich nicht von Valeria hören, was für eine Ausbildung sie haben möchte. Das soll sie mit ihrem Vater abklären. Aber ich bewundere ihren Mut. Denn ihrem Vater konnte sie ganz sicher nie etwas erklären. Der hat sie nie angehört. Aber mich hat sie sofort an meiner empfindlichen Stelle getroffen. Vielleicht achte ich sie ein kleinbisschen mehr als andere schöne Frauen. Und merke wohin sie heraus will. "Wo willst Du diese Journalistenausbildung denn machen." "In Rom, Ich kann dort bei einer Cousine logieren." Aha sie hat neben dem Verlobten, dem Commandante, da bin ich mir nicht mehr so sicher, noch eine Freundin. Oder einen Freund. Das weiss man nie bei den Italienerinnen. Deshalb haben  ihre Brüder so Mühe, auf sie aufzupassen. Aber sie hat sicher keinen Bruder und ist so attraktiv, es kann ja nicht anders sein. "Ich bringe Dich nach Rom. Und dann, sicher kann ich noch was beisteuern an Deine Studien wenn Du weiterhin so lieb bist." Das ist mir einfach so herausgerückt. Jetzt hat sie was sie wollte, durchfährt es mich. Ramon Gandarians Versprechen gilt immer, das hat sie sicher schon gemerkt an meinen Anstregungen um Nicos. Sie nickt, möchte noch etwas sagen, lässt es dann aber sein. Und es ist auch besser so. Denn auf der Hand Liegendes muss man nicht aussprechen. Und ich hoffe sie sagt nicht schon wieder das sie mich liebt. Das ist mir zu peinlich!

Nach Rom hat es etwa 240 km schön breiter Strasse. Ich pressiere nicht denn ich scharwenzle noch mit der schönen Valeria. Wir kommen gerade auf den Mittag und haben noch einige Zeit bis wir den "Cousin" gefunden haben. Denn der hat einige Male gezügelt. Doch dann essen wir zusammen Mittag. Ganz schön persönlich mit der schönen Valeria, dieser "Cousin". Bald merke ich, dass er auch gern mit Männer scharwänzelt. Dieser schöne Carlo imponiert mich und ich scharwänzle mit ihm zur grossen Freude Valerias. Er gefällt mir. Hat einen kahlrasierten Schädel und ganz dunkle Augen, trägt überall Ringe. Doch ich stiere auf sein Gesicht. Irgend etwas passt nicht. Und jetzt fällt es mir auf. Dunkle, nein schwarze Haare hat er. Aber keine Bartstoppeln, die besonders bei dem virilen Italiener immer gut sichtbar sind. Er wohnt in einer wunderschönen Altwohnung in Trastevere. Zusammen mit einem Freund. Der Freund ist Journalist, aber nicht anwesend. Wir amüsieren uns zu Dritt und hier erlebe ich meine Erniedrigung. Erst viel später komme ich darüber hinweg, finde sie im Nachhinein besonders schön. Doch jetzt wurmt es mich in meiner Selbstachtung, dass Valeria mich in meiner Homovirilität so legen kann.  Denn wie immer will ich zügig zur Sache kommen nach dem Essen, denn ich kann es nun einmal nicht lassen, ich muss scharwänzeln, muss den Einlass finden in Klingsors Rosengarten. Muss meine Schwerter wetzen und ziehen. Und was passiert. Der schöne Carlos ist eine Carla. So eine Blamage. Noch nie habe ich mich getäuscht. Habe immer die Herren der Schöpfung lieber gehabt als die Frucht aus seiner Rippe. So dachte ich es mir wenigstens. War mächtig stolz auf mich. Und jetzt. Ich, ein Mann, bin verliebt in einen Mann und merke gar nicht, dass dieser Mann eine Frau ist. Und bin auch in die Frau verliebt. Ich, Don Juan, viriler Mann, verliebt in eine Lesbe. Die Blamage. Sofort ziehe ich mich zurück. Verabschiede mich, gehe zum Auto um ein Hotelzimmer zu suchen.

Eigentlich hätte ich warten wollen, bis ihr Bruder zurückkommt. Denn  wie sie diesen Bruder beschreiben, ich glaube ihn zu kennen. Kann ihn aber nicht einreihen. Auch ein Photo auf dem Kaminsockel zeigt einen Mann in den Dreissigern, den ich schon gesehen habe.

Aber ich will zeigen, dass ich beleidigt bin. Aber vor allem will ich nicht länger warten bevor ich Nicos sehe,  beschliesse sofort weiterzufahren, ohne Zeit zu verlieren. Denn die Zeit drängt. Ich fahre mit voller Geschwindigkeit nach Bari. Während der Reise überlege ich fieberhaft was zu machen ist. Das Beste wird sein, zuerst  Nicos aufzusuchen. Denn es ist für ihn wichtig dass ich ihm die Wahrheit erzählt. und eventuelle Missverständnisse ausräume. Vor allem muss ich mich wieder versöhnen mit ihm. Und dann muss ich mich mit ihm koordinieren was weiter zu tun ist. Wichtig vor allem ist, dass ein Aufschub in der Ausschaffung erzielt wird. Den Gedanken. der mir in Urbino gekommen ist, ausführen. Wieso nicht meine Kenntnisse, die ich habe, den Journalisten weitererzählen. Der Umstand, dass ein todkranker Junge nach Albanien, in den sicheren Tod zurückgeschafft wird, wird sicher für rechten Aufruhr sorgen. War da nicht in Griechenland, dieser nette Junge - ja, Franco, der war doch Journalist beim Corriere. Ich hatte ihm einen Gefallen erwiesen, indem ich ihm als ersten über einen sensationellen archäologischen Fund,  den ich gemacht hatte, berichtete. Es war das Grab des Prinzen Alekis, in das König Christobolous ein auf Stein gemeisseltes Testament getan hatte. Leider kann man die Schrift der Hyksos bis jetzt noch nicht lesen, und das ist etwas, was noch vor mir ist. Aber der legendäre König Christobolous ist jetzt historisch und in der Zeit nachgewiesen, und zwar anhand seines Wappens.

Ich halte mit dem Wagen auf dem Pannenstreifen, suche fieberhaft die Telefonnummer. Aha, die feste Telefonnummer habe ich. Den Vornamen und eine Nummer. Doch niemand nimmt ab. Ich muss bei der Auskunft nachfragen. Und da fällt mir das Handy praktisch aus der Hand. Carlo wohnt an der gleichen Adresse wie Valerias Freundin, er ist ihr Bruder Deshalb schien mir, dass ich den Mann auf dem Photo kannte. Fast falle ich auf einen Gemeinplatz, Die Welt ist klein. Ich halte mich aber zurück, denn das sagte immer mein Grossvater Schmiedlin, wenn er uns empfing ! Ich wähle, fahre weiter und bald wieder mit höchster Geschwindigkeit, das Handy am Ohr. Es läutet. Einige Male und niemand nimmt ab. Nicht einmal den Antwortdienst hat er eingerichtet.  Komme am späten Abend in Bari an. In Bari ist ein riesiger Rummel. Presseleute überall, Fernsehen Tageszeitungen. Zuerst ein Hotelzimmer. Doch zuerst Nicos und das Hotelzimmer wird warten. Ich erreiche meine Kontaktperson erst nach langem Umherfragen. Doch offensichtlich hat man sich zurückgezogen. Ich will nur erreichen, dass man mich zum Jungen lässt. Lange muss ich auf den Polizisten einreden. Und erst die Höhe der Geschenksumme bewirkt etwas. Ich muss mich morgen zu einer gewissen Zeit an einem gewissen Ort einfinden. Wieder versuche ich, Franco zu erreichen. Doch niemand nimmt ab. Es ist in mir der Entschluss gereift, dass ich alles machen werde um die Ausschaffung Nicos zu verzögern. Jeden Tag, den man die verzögern kann, ist von Vorteil, alle Mittel um das zu erreichen sind mir recht. Ich suche mir ein Hotelzimmer. Im besten Hotel des Ortes wimmelt es natürlich von Journalisten. Es ist natürlich ausgebucht. Während ich an der Bar etwas zu mir nehme, kommt mir die Stimme des neben mir Stehenden bekannt vor. Es ist Franco. Manchmal kann man sich auch auf das Schicksal verlassen. "Dich wollte ich schon lange per Telefon erreichen. Was ist der Zweck eines Mobiltelefons, wenn es immer abgestellt ist." Verdutzt schaut Franco drein, versucht sich an die Visage zu erinnern, die neben ihm steht und auf ihn einredet. "Ich bin Ramon, weisst Du noch, der von der griechischen Streitaxt im Sudan.“ Und ich lache. Denn das war ein Scherz dort im Sudan. Ich hatte ihn reingelegt für Fasnacht. Hatte ihn hinabgejagt in den Sudan. Und dort war nur eine moderne billige Kopie einer kretischen Streitaxt. Denn kretische Streitäxte hatten die Hyksos nicht. Sie waren nicht Kreter. Denn als ich den Pulitzerpreis erhielt, hatte Franco in einer Rezension über meine Werke geschrieben, das sie kretische Meervölker seien. Ich hatte ausdrücklich ausgeführt in meinen Werken, dass die Hyksos entgegen der Meinung einiger unbelehrbarer Historiker keine kretische Meervölker waren. Er hatte eine ungerechte Kritik geschrieben und dazu noch falsch. Und ich wollte ihn kennenlernen,  Natürlich war er grauenhaft verärgert gewesen. Doch als wir uns kennenlernten, verzieh er mir, denn wir verbrachten wirklich eine tolle Hochzeitsnacht zusammen. Es war das erste Mal dass ich es mit einem Mann machte. "Ah, jetzt kommt’s wieder, natürlich, wir hatten eine schöne Zeit dort. Wie geht’s Dir immer." Flüsternd sage ich: "Ich habe eine wichtige Nachricht was diesen Albanischen Jungen angeht, wegen dem ihr ja alle hier seid. Es könnte als Schlagzeile einschlagen. Können wir irgendwo ungestört miteinander reden." Franco hat sofort verstanden. Laut sagt er: "Ein schlechter Freund bist Du, Dich erst jetzt zu melden. Sehen wir uns  in meinem Zimmer? Es ist die Nummer 403, ich gehe voraus." Er verabschiedet sich von den Kollegen. Sie lächeln verständnisvoll, denn sie wissen von Francos Vorlieben. Und jetzt hat er offensichtlich wirklich einen attraktiven Freund gefunden.

Im Zimmer sagt er: "Wirklich, Du bist ein schlechter Freund. So lange erwarte ich Dich und meldest Dich erst jetzt. Pfui." Und erst in dieser Angelegenheit, Ich glaubte Du seist in Griechenland." Doch er lacht. "Schütte jetzt Dein Herz aus." Ich erzähle ihm wie ich Nicos kennenlernte. Erzähle ihm wie es gegangen ist bis jetzt. Er hört mir aufmerksam zu. "Wirklich," sagt er am Schluss. "Das ist eine gute Geschichte. Das wird mir was bringen. Das wird, wie mir schwant, eine Regierungskrise heraufbeschwören oben in Rom. Vielleicht wird sogar die Regierung gestürzt. Und der Zeitung eine Auflagenerhöhung bringen. Du bist wie immer ein Engel." "Komm," sage ich, "Ich verkitzle darauf, Deinen Stachel wieder in mir zu spüren. Wir haben nicht viel Zeit. Ich muss noch ein Zimmer finden." Er lacht. "Und Du meinst Du findest eins? Es ist alles besetzt. Willst Du bei mir übernachten?" Sofort bin ich einverstanden. "Bis Morgen. Um 12 muss ich vor dem Gefängnis sein und kann den Jungen besuchen." Franco ergreift die Gelegenheit. "Kannst Du mir nicht mit dieser Minikamera ein Photo des Jungen schiessen, woraus man sieht, dass er krank ist.. Das war so eine Presseschau, pfui, alles mediengerecht präpariert, ich habe kein brauchbares Photo, da sie uns bereits angepasste Photos verteilten." "Natürlich werde ich Dir helfen, "antworte ich, "aber natürlich nur wenn ich allein bin in der Zelle. Und versprechen kann ich nichts. Denn ich will Nicos nicht überrumpeln."

Jetzt schaue ich Franco an. Unter seinen Jeans, seinem T-Shirt erkennt man seinen schönen schlanken Leib. Ich sterbe fast vor Verlangen. Wir schauen einander in die Augen, Ich in Francos dunkelbraune Augen im schönen Gesicht mit den fleischigen Lippen, der geschwungenen Nase, dem krausen schwarzen Haar. Wie auf Befehl stehen wir beide gleichzeitig auf, gehen aufeinander zu. Umarmen einander, Franco drückt mich fest an sich. Mit den Beinen fahre  ich ihm zwischen seine Beine, reibe an seinem Schoss bis ich durch den Hosenstoff spüre, dass dieser hart wird und mein eigener auch meine Hosen ausbuchtet. Die Hände fahren über die Körper, knüpfen das Hemd auf und ziehen es ab, dann die Hosen und wir beide stehen da, nackt aneinandergepresst, schmiegen uns aneinander, regen uns an. Und schon spielen das ganze Stück, in Klingsor's Rosengarten, riechen die Düfte, spüren die Dornen, die zackigen Blätter, kommen uns vor wie die Biene Maya. (Ich weiss, ich weiss ich komme ins schwärmen, verliere meine Kultur. Erich, der Germanist, schüttelt den Kopf. Sowas unstetes, sowas kitschiges, nein, das verdient eine beissende Kritik im Literaturteil der NZZ. Stört mich nicht. Ich lese sowieso nur die Glückspost und wenn ich Lust habe viel zu lesen den Blick. So hochkultiviertes Zeug wie der Literaturteil der NZZ brauche ich höchstens um gewisse Küchenabfälle einzupacken damit ich sie auf meinen Mist werfen kann (sic!). Ich reite, galoppiere, winde meinen Körper im gleichen Takt wie Franco und wir kommen beide gleichzeitig. Francos Samen spritzt in meinen Arsch. Es ist so schön, ich umarme ihn, drücke mich an ihn, meine Lippen suchen seine Lippen und wir küssen einander. Franco lässt sich hintenüber aufs Bett fallen. Ich liege über ihm ihn fest umklammernd um ihn ja nicht wieder zu verlieren, ihn zu spüren in mir, während wir einander küssen und mit den Händen über den ganzen Körper streicheln. Und wir drehen uns auf die Seite und streicheln einander über Rücken und Brust, zwischen den Beinen, um das Gefühl der Erlösung möglichst lange aufrechtzuerhalten. Am Ende wie wir auf dem Bett liegen, uns umarmen, sage ich. Der Entschluss ist bei mir jetzt erst gereift. "Wir werden uns vielleicht lange nicht mehr sehen. Ich habe im Sinne mich bei der Polizei freiwillig zu melden. Ich war es ja nicht, der den Jungen vergewaltigte, sie können mir nichts nachweisen. Doch es ist ein Mittel, das Vertrauen des Jungen wiederzugewinnen, mein Gewissen zu beruhigen und den Skandal Publik zu machen. Es ist mir wichtig, dass ein Aufschub in der Angelegenheit coût que coût herbeigeführt wird, und dass ihre Art die Sache heimlich abzutun, vereitelt wird." Franco schaut mich schmunzelnd an: "Ganz der Ramon" sagt er "nie etwas halb machen. Ich sehe schon, der Junge ist für Dich etwas mehr als nur interessant. Es erinnert mich daran wie Du Dich seinerzeit für sudanesische Flüchtlingskinder eingesetzt hast. Nie hast Du etwas halbherzig gemacht. überdies, wie geht es Ali." "Ja, Ali, habe ich Dir das nicht gesagt?  Er ist in einem Minenunfall umgekommen. Wir konnten es nicht wissen, dass irgend jemand in unserem Hinterhof eine Mine vergraben hatte. Er wollte Wasser holen im Ziehbrunnen und plötzlich ist’s geschehen. Ein Knall, ein Blitz, ein Schrei. Sein Unterleib wurde in Hunderte von Splitter gerissen. Ein blutiges Stück Fleisch, lag er auf dem Boden. Ich wusste nicht, wie ihn nehmen, denn überall musste es ihn schmerzen. Ich konnte nur noch hinzuknien, seinen Kopf umarmen um ihm die Schmerzen erträglicher zu machen. Er konnte bereits nicht mehr reden, war zwar nicht bewusstlos, aber unfähig zu reden. Ich konnte ihm nur noch zureden, ihn trösten. Und er ist qualvoll gestorben, wir konnten ihm nicht helfen, hilflos musste ich zusehen wie er starb. Sein kleiner Bruder war weggesprungen um den Arzt zu holen, denn wir wussten nicht, wie ihn verbinden, das fliessende Blut zu stoppen. Der Arzt ist zu spät gekommen, er hätte ihn auch nicht retten können, hätte ihm nur eine Spritze geben können." Bei der Erinnerung an den zuckenden blutenden Körper von meinem Schatz kämpfe ich mit den Tränen. Ich hatte gehofft noch viele glückliche Jahre mit dem schwarzlockigen, immer gut aufgelegten Jüngling verbringen zu können. Und ich werde seinen zuckenden blutigen Stumpf nie vergessen. Die ersten Monate träumte ich davon und wachte regelmässig mit Albträumen auf. Jetzt habe ich es verdrängt, aber nicht verarbeitet. Denn so etwas kann man nie verarbeiten. Seitdem bekämpfe ich alle Waffenschieber mit allen Mitteln. „Das tut mir wirklich leid. Ich hatte ihn auch ins Herz geschlossen, diesen fröhlichen sympathischen Burschen." Franco sagt’s, fühlt sich schlecht, solche schlechten Erinnerungen in Ramon wieder geweckt zu haben.  "Ein Lichtstrahl, so gescheit und hatte mich immer aufgeheitert. Ich vergass meinen Kummer erst viel später indem ich mich wirklich in die Flüchtlingshilfe hineinkniete, dass ich keine Zeit hatte, an etwas anderes zu denken. Ich habe meine Lebensziele, meine Schwerpunkte im Leben in dieser Zeit des Leidens komplett umgekrempelt. Nie hätte ich gedacht, in meinem vorhergehenden Leben als Student, Professor, Familienvater, wo ich zeitweise im Frust, in der Langeweile fast versoff, dass ich mich für etwas so einsetzen könnte. Und nicht wegen der Medaillen, Retter Medaille, Sudaneser Spahi etc., die es nachher gab. Seitdem lebe ich wie ich vorher nie lebte. Erst viel später konnte ich mich dazu überwinden meine Erfahrungen mit Ali niederzuschreiben." "Also doch" sagt Franco, "mir war, ich hätte Deinen Namen auf einem Buche geschrieben gesehen." Wie alle Reporter verbringt er seine Zeit nicht gern damit, Bücher zu lesen. "Doch jetzt zum hier und jetzt, später werden wir noch Zeit haben miteinander zu reden." sagt er dann "Ich kenne den Anwalt Malaterra, werde ihn bitten, dass er Deinen Fall übernimmt. Denn er ist ein sehr guter Freund von mir und sicher der beste Anwalt Roms.  Er ist gerade in den Ferien in den Sabinerbergen, in Lodi." "Kann ich Dein Handy gebrauchen, habe meines im Zimmer." Ich lache: "So kann Dich niemand erreichen." Franco nimmt das Handy und wählt die Nummer, redet lange. Am Schluss hängt er auf. "So ist’s wenn man gute Freunde hat. Er übernimmt Deinen Fall sofort. Melde Dich bei der Polizei und sag ihnen, dass Malaterra Dich geschickt hast. Das wird denen einen Dämpfer aufsetzen. Sie haben eine heilige Angst vor ihm." Er nimmt eine Visitenkarte hervor. Zeig ihnen das. Giovanni ist auch mein Anwalt. Er kommt direkt nach Bari und wird Dich noch heute sehen." Doch kaum hat er fertig geredet, läutet das Telefon wieder. Er nimmt ab. Es ist privat, und scheint länger zu dauern. ich ziehe mich an um in der Lounge einen Schlummerdrunk zu nehmen, öffne die Türe und er zieht mich an der Jacke zurück. Ich neige mich zurück um zu protestieren. Er lacht übers ganze Gesicht. "Ein Gruss von Carla" Carla? Welche Carla? Ich kenne Dutzende von Carlas. "Sie hat Dir  schöne Furcht eingeflösst gestern." Jetzt kommts mir wieder. Unliebsame Vorkommnisse pflege ich zu vergessen. Das war doch diese Kuh die sich als Mann ausgegeben hat. Und ich Depp bin reingefallen. Sie hat sich scheints schön amüsiert, auf meine Kosten. Sie ist die Schwester von Carlo. Wie klein die Welt doch ist. (Ist mir rausgerutscht!) Und mich hats noch besonders blamiert. Denn die Valeria hat alles arrangiert. Hat ihr telefoniert vom Hotel delle Tue Sorelle aus um sich zu rächen an mir. Er hängt auf. "Valeria hat so Angst um Dich." sagt Carlo. Soll sie doch, diese blöde Chaise. Doch Carla sagt. "Sie liebt Dich wirklich. Du solltest sie nicht zu früh verurteilen." Doch ich bin definitv in meiner Gandarian Ehre verletzt.

Doch jetzt ist höchste Zeit für den Besuch im Gefängnis. "Ich weiss nicht wie ich Dir danken soll. Wirklich, jetzt ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Er sagt "In Italien heisst‘s: "Eine Hand wäscht die andere, dann sind die mani pulite. Du hast mir ein Geschäft angeboten, ich zahle Dich dafür." Mir gefällt das nicht: "Wir sollen Freunde sein, nicht Geschäftsleute." Doch ich hintersinne mich, eigentlich bin ich jetzt ganz froh um das "Geschäft". Franco sagt: "Nimm das einfach als meine Revanche. Du hast mir das Leben gerettet als ich in die Fänge dieser sudanesischen Guerilla kam und Du mit diesen gefiederten Schlangen verhandelst hast." "Ja aber eigentlich war es mein Fehler, ich habe Dich zu wenig gewarnt, dass Du in ihr Gehege kamst. Und war überhaupt Kollegialität" "Das ist das Unmögliche, wahrscheinlich wegen Deinem teutonischen Charakter, dass Du immer alles, was Du tust herabtust und verbuchst. Nimm doch einfach unsere Freundschaft oder Liebe und sei mit dem zufrieden. Es braucht unter Freunden nicht immer eine Buchhaltung geführt zu werden." Ich könnte noch lange argumentieren. Doch jetzt pressiert's. Ich verabschiede mich vielleicht fast zu hastig.  "Auf bald" sagt auch Franco. Dann gehe ich ruhigen Schrittes auf den Rendez-vous-Platz zu. Doch die Person, die mich abholen muss, lässt auf sich warten. Endlich, um Zwölf Uhr Dreissig, kommt sie, es ist ein Wächter. Er hält zuerst die Hand hin bis diese genügend gefüttert ist und führt mich in die Besuchszelle des Gefängnisses. Wie ich eintrete in die dunkle ungemütliche Zelle (Ja das gibt's noch, nicht alle Gefägnisse sind 4 Stern Hotels), schaut mich Nicos überrascht an und dreht sich dann auf die andere Seite. Ich schaue ihn an. Von der Seite. Das Gesicht eingefallen, auf der Stirn eine grosse Beule. Er sitzt ganz unruhig auf dem Stuhl, rutscht ständig von einer Backe auf die andere. Er muss furchtbar Kopfweh und Schmerzen haben, wie er das Gesicht verzieht. Ich habe so Mitleid mit ihm, fast kommen mir die Tränen. Instinktiv zücke ich meine Hand und will ihm die Stirne streicheln. Doch der Junge zuckt zurück. "Also doch," denke ich, "die Polizei hat ihre Arbeit gut getan und den Jungen endgültig überzeugt, dass ich ihn vergewaltigt habe." Und wieder täusche ich mich. Nicos hat einfach Schmerzen an der Stirn und weicht deshalb zurück. Jetzt gilt es ernst für mich. Ich habe eine Halbe Stunde Zeit um den Jungen zu überzeugen dass nicht ich ihn  vergewaltigt habe und um ihm wieder Mut einzuflössen. Sonst wird mir mein Plan nicht gelingen. Da es pressiert, schneide ich den Kuchen gleich an. Es ist peinlich für mich, aber ich muss es hinter mich bringen. "Nicos" sage ich, "ich sehe, Du bist überzeugt, dass ich Dich missbraucht habe. Aber überlege doch bitte. Hätte ich das wirklich getan, wäre ich jetzt hier? Wir haben ein Schlamassel gekriegt. Ich habe Dich beleidigt, weil ich mit einem anderen geschlafen habe, obwohl Du mich liebst. Eigentlich hatte ich es nicht realisiert wie sehr ich Dich unbewusst verführt hatte. Und habe Dich nicht verstanden Ich befürchte ich habe Dein Bedürfnis nach Schutz missbraucht. Aber vergewaltigt habe ich dich nicht.." Er lächelt zynisch. "Das könnte Dir so recht sein, mich so als unbeschriebenes Blatt darzustellen. Was glaubst Du denn, was Selim für mich darstellte." Ich erinnere mich plötzlich irgendwo gelesen zu haben, dass der Hang zu gleichgeschlechtlichen Partnern sehr früh manifest ist und die beklagen, dass man sie nicht ernst nimmt. Ich frage:" Wie alt bist Du wirklich" Er seufzt. "Was tut das Alter zur Sache. Wenn Du mir nicht glaubst, so frag doch die Wächter hier. Sie haben nicht die gleichen falschen Skrupel wie Du. Sie haben mich bereits am ersten Tag missbraucht. Und sind nicht so unverrichteterdinge um mich herumgerannt wie Du. Doch Du siehst genau gleich aus wie derjenige der mich fast erwürgte im Wäldchen."  Nicos schaut mich zaghaft fast zärtlich an, vielleicht wünscht er dass ich nicht so sei wie er die Männer hier kennengelernt hat. Doch er hat zuviel erlebt und kann diesen Männern nicht trauen. Allerdings wendet er sich nicht ab, als ich ihm wieder zaghaft an die Stirn greife. Und ich möchte dass er mir vertraut und fahre deshalb fort. "Als Du wegranntest, habe ich Dich überall gesucht. Glaub mir, ich habe wirklich Angst gekriegt um Dich. Ich bin diesem Coca Cola Camion nachgefahren und dann über den Pass Dir nach. Und ich hörte Dich. Sicher hast auch Du mich gehört. Wieso hast Du nicht geantwortet. Wir hätten uns viel Mühe erspart." Ich seufze. Schaue Nicos wieder gut an. Ist der Junge nicht zusammengezuckt als ich das vorhin sagte. Doch jetzt schaut er wieder auf die andere Seite. "Doch jetzt was anderes. Sie wollen Dich bei Nacht und Nebel zurückschaffen, nach Albanien, und bevor Du gesund bist." Jetzt bin ich sicher, er ist zusammengezuckt! Es ist ihm nicht egal. Hier kann ich eingreifen. Ich fahre fort. "Doch das werde ich nicht dulden. Ich habe Deinen Fall der Zeitung gemeldet. Schon morgen werden alle darüber lesen. Sie werden erbarmen haben oder Dich verdamme. Aber keinen wird es unberührt lassen. Und erst mich. Wahrscheinlich werden dann bereits von den Rechtsextremen Gruppen gebildet mit dem Ziel mich zu Lynchen. Aber eins ist sicher! Diese rechtsextreme Regierung des ehemaligen Tellerwäschers wird ins Wanken kommen. Und für Dich wird die Lage besser." Ich schaue gut auf ihn. Wie reagiert er. Ich bin enttäuscht. Er verzieht keine Miene! Doch ich tusche mich. Er überlegt: "Offensichtlich verspürt dieser Ramon doch etwas für mich. Doch er bringt es nicht über sich sich etwas anmerken zu lassen. Es nützt nichts. Wieso verliere ich noch meine Zeit? Langsam beginnen Zweifel aufzutreten. Wieso soll ich mich noch weiter exponieren. Es nützt sowieso nichts. Die Polizisten hatten doch recht. Ich akzeptiere meine Unfähigkeit und verschwinde. Sie wollen ja gegen mich nichts unternehmen. Wenigstens solange Carlos Zetungsartikel nicht erschienen ist. Und ich habe noch Zeit bis morgen zu verschwinden. Das sind mir als 10 Stunden. Da werde ich schon lange über der Grenze sein. Doch ich zögere. Ich will nicht mein Gesicht verlieren vor Carlo und den anderen. Immer wieder das Gleiche: Das Gesicht. Wie viele feige Akten werden von den Leuten (nicht nur von Politiker!) vollbracht um diese Chimäre, ihr sogenanntes Gesicht willen! Und wieder fange ich an zu philosophieren, verliere meine Zeit.

Doch jetzt beginnt sich was zu ändern.  Zaghaft streckt Nicos mir die Hand entgegen. Ich ergreife sie, mit Tränen in meinen Augen. Doch seine Skrupel sind nicht beseitigt. Ich habe ihn zu fest verwundet an diesem Tag in Perugia. "Wolltest Du mich denn dort auf dem Pass nicht bereits vergewaltigen?" fragt er. Ohne dass er es bewusst merkt ist das offensichtlich so eine Hoffnung von ihm. Jetzt bin ich  eindeutig überzeugt, dass ich entgegen dem Wunsch Francos kein Foto von Nicos machen werde. Ich kann diesen sympathischen, lieben Jungen nicht in einem so unglücklichen Moment photographieren, Das wäre eine Beleidigung seiner Persönlichkeit um des Kommerzes willen. Und er ist mir zu viel wert. Vorhin zögerte ich noch bezüglich meiner Selbstanzeige, und habe diese Besprechung mit Franco nur gemacht um mich festzunageln. Jetzt bereue ich meinen Schritt nicht. Ich werde es machen. "Weisst Du." sage ich, "Dieses Gespenst, das ich Dich ausnützen wollte, wird immer zwischen uns bleiben. Es muss weg." Ich stelle mich vor das Fenster, so das  meine Silhouette von Nicos von der Seite her gesehen werden kann. "Ich sag Dir, Nicos, ich war es nicht, der Dich vergewaltigte. Wahrscheinlich hast Du den Täter so gesehen vom Beifahrersitz aus. Schau mich gut an, sah der Täter wirklich genau gleich aus." Nicos schaut genau hin und es werden Zweifel wach. Die Nase war doch nicht so geschwungen und eher lang und gerade, erreichte fast den Mund, die Lippen waren nicht so schwülstig, viel kleiner, magerer. "Nein, je mehr ich Dein Profil anschaue, je mehr ist er Dir nicht ähnlich." Irgendwie fühlt er eine Enttäuschung. Wie schön wäre es gewesen. Dieser Tölpel wird sowieso nie etwas wissen wollen von ihm weil er sich so ein Bild von ihm in den Kopf gesetzt hat. Doch plötzlich kommen ihm Skrupel: "Oh Ramon, es tut mir so leid, ich habe Dich in eine ganz verzwickte Lage gebracht!" Ich habe Mühe mit diesen Gedankensprünge mitzukommen. Ich führe sie darauf zurück dass er so arg strapaziert ist.  „Jetzt ist‘s halt so und ich verstehe Deine Reaktion. Ich habe Dich auch in Deiner Liebe verletzt. Ich werde mich freiwillig der Polizei stellen. Und die werden schon feststellen, dass ich es nicht gewesen bin. Bist Du dann endlich überzeugt von meiner Unschuld?" So eine Lösung seines Problems, so etwas wollte er es gar nicht. Nicos kommen jetzt auch die Tränen und spontan drückt er mir fest die Hand. Nein, sowas will ich nicht von Nicos. Er soll nicht noch sentimental weinen. Ich habe versagt und ich stehe dazu. Ich gehe zu ihm, nehme ein Taschentuch hervor und sage: "Du bist doch ein Mann, Nicos. Weine nicht. Ich war böse und ungerecht. Ich verdiene es." Ich brauche nun mal eine gewisse Ration Masochismus. Und eigentlich gefällt es mir es gibt mir ein gewisses erotisches Prickeln. Das habe ich bereits bei meinen nicht raren Streits mit Francine gespürt. Doch er schaut mich verwundert an und sagt: "Nein, das darfst Du nicht, Du warst es nicht und Du bist an meiner jetzigen ausweglosen Lage nicht schuld. Flüchte, Ramon, denk an Deine Frau und Kinder."

Jetzt gehts zu weit. Francine hat mir doch eindeutig gesagt was sie von mir hält. Hat mir den Laufpass gegeben! Ich lache nervös. "Das war auch so ein Grund, dass Du weggerannt bist von mir? Du hast geglaubt, dass ich Familienvater bin und meine Frau täusche? Ich habe nur einen erwachsenen Sohn der nichts von mir hält und jetzt auch keine Frau mehr, obwohl wir noch nicht formell geschieden sind.  Sie liebt eine andere Frau.“ Nicos schaut mich mitleidsvoll an. Was der doch für ein Pechvogel ist. Dass Frauen einander lieben können, dass ist für ihn nicht so selbstverständlich. Er ist aus einem Land, in dem Frauen nicht gleichwertig wie Männer sind und kommt darüber nicht hinweg. Männer lieben einander. Und das ist nicht gut, sogar gottlos, aber natürlich. Und er hat selbst erlebt, dass man seine Natur nicht verkennen darf. Nur Frauen. Frauen können doch nicht fühlen wie Männer. Wie hat doch Selim immer geflucht über diese Lesben!  Dieser hier ist so ein armer Gehörnter. Seine Frau treibts mit anderen und Gipfel der Sache, mit anderen Frauen sogar! Aber ich merke nichts, wie immer verkenne ich Nicos. Ich fahre weiter ohne weiter auf seine Miene zu achten. „Aber mein Entschluss ist gefasst. Wir gewinnen Zeit und ich kann Dich überzeugen, dass ich unschuldig bin, denn sonst glaubst Du mir nie. Überdies, meinen Entscheid habe ich schon lange gefasst. Ich habe bereits einen Rechtsanwalt für meine Verteidigung beauftragt. Er wird mit Dir reden wollen. Und es würde ihm helfen, wenn Du eine Skizze des richtigen Täters, so wie Du ihn in Erinnerung hast, anfertigen würdest." Ich kann es nicht lassen, ich muss einen Kuss geben auf die Stirn Nicos’, auch wenn die ihn so schmerzt. Ich möchte am liebsten sagen "Weisst Du, ich glaube doch, es war mein Autogeräusch, das Dir das Leben rettete." Doch ich lasse es sein. Schaue Nicos nur noch an. Doch der blickt mich kritisch an. Für ihn bin ich ein jämmerlicher gehörnter Waschlappen. Kann er so einen überhaupt gern haben. Und dabei benimmt er sich noch so forsch. An seiner Stelle müsste er ganz klein und demütig auftreten. Meint er er sei so viel besser als ich, weil er vom Westen kommt? Er fragt für mich ganz unerwartet: "Wieso machst Du Dir so grosse Probleme wegen mir. Ich bin ja bloss so ein Habenichts. Euresgleichen  denken sich, dass wir uns nur so bei Euch in Eurer schön geheizten Stube einnisten wollen. Was hast Du mit mir vor, dass es sich für Dich lohnt so viele Gefühle für mich einzusetzen?" Gute Frage. Ich bin überrumpelt. Wie das so ist bei mir, habe ich mich auf das Gespräch überhaupt nicht vorbereitet. Ich lebe so. Ich benehme mich einfach immer so, wie ich so im Moment für gut befinde und mache mir keine Gedanken. Bis jetzt ist's immer gut gegangen. Aber jetzt, bei diesem Nicos, der sich immer alles so überlegen muss. Was soll ich nur sagen, damit er es mir glaubt. Und ich habe mir die Frage noch nie gestellt. Fieberhaft überlege ich. Denn eigentlich hat der Junge ja recht mir nicht zu vertrauen. Überall wird gelehrt, nur nach seinem eigenen Nutzen zu handeln und das wird ja wohl auch überall so angewendet. Ich sage: "Ich verstehe Deine Frage. Habe das ja auch nie richtig überlegt. Ich denke mir, wie es sein muss, wenn man keine Möglichkeit hat zu überlegen und ... Das führt ja wohl zu nichts. Denn wieso würde ich dann nicht die anderen...." Lange nichts. Ich hoffe dass ich erlöst werde von meiner Aufgabe. Aber Nicos hört eifrig hin, in meine Pause. Schliesslich muss ich weiterfahren. "Ja" sage ich. "Du hast mich überrumpelt. Doch wenn ich genau überlege. Du imponierst mir, Nicos, denn Du hast Dein Schicksal nicht einfach so akzeptiert. Du bist wie meine von mir unterdrückte Anima, die ich jetzt in mir gefunden habe." Der Junge schaut mich ganz verwundert an. Dieser Spinner! Ich überlege es mir. Ich habe wohl angefangen zu fachsimpeln. Ich muss sofort zurück auf die Erde. "Glaub mir," sage ich," ich werde immer an Dich denken müssen. Würde ich nicht so handeln wie ich handle, müsste ich mich als feige gegenüber mich selbst betrachten, wie ich es leider bis jetzt immer war." Das entspricht schon eher der Tatsache, findet Nicos. Seine Frau hat er so schlecht unter Kontrolle, dass sie es mit anderen Frauen treibt! Und dann posaune ich triumphierend, denn ich habe den Grund gefunden: "Für Dich ist auch mein Handeln eigennützig, denn ich erhöhe mein Ego." Der Junge schaut mich weiter fragend an. Er hat offensichtlich auch das nicht verstanden. Doch im Grunde genommen ist die Sache einfach. Ich bin einfach ein Fisch, ich muss etwas Uneigennütziges für die anderen tun. Doch ich kann es nicht sagen. Denn das wäre ein Eigenlob! Und da bin ich mir zu stolz dazu.

 

Schliesslich sage ich, weil ich nichts anderes zu sagen weiss und weil ich ihn nicht verlieren möchte. "Schau. wenn Du mir vertraust, sind Deine Chancen hier im Westen zu bleiben grösser als wenn Du nur auf Dich allein vertraust. Wenn Du zurück nach Albanien geschickt wirst, fängt das Ganze wieder an und vielleicht kommst Du gar nie nach Europa zurück. Du bist ja Grieche. Wie sagt doch Euer Philosoph, Sokrates oder Sophokles? Sorge Dich für das jetzt, für später kannst Du Dich später sorgen" "Du redest wie Alexandros." sagt jetzt Nicos. Und er lacht. Endlich. Doch er kann nicht mehr, hat sich schon zuviel angestrengt. Ich kann ihn noch nicht lassen. Muss ihn weiter plagen. Ich frage: „Sag mir Nicos, wie haben sie Dich unterbracht.“ „In einer Gemeinschaftszelle mit anderen Gefangenen.“ „Und die haben Dich misshandelt, Du hast’s mir ja gesagt und dann scheinst Du so unruhig zu sitzen."Doch Nicos sagt nichts, schaut mich an. „Wenn Du Dich schämst, brauchst Du nichts weiter zu sagen, doch ich sehe es ganz genau! Willst Du dass ich mich für Dich beschwere.“ Nicos nickt nur, hat Tränen in den Augen.

Doch dann presst er hervor: "Du wolltest es ja nicht machen mit mir, ich bin offensichtlich zu wenig für Dich. Suchst andere. Aber die Mitgefangenen und die Wächter haben nicht so viele Skrupel." Ich schäme mich. Jetzt kommt der Wächter wieder rein. In diesem dummen Moment. Macht es wahrscheinlich extra. Ich kann diese schleimigen Arschlecker nicht ausstehen! Er klatscht in die Hände, ruft freudig: "Fertig mit dem Pläsier. Jetzt geht’s an die Wurst" und lacht ob seinem Witz. Ich schaue ihn an. Er wird ruhig. Ich lasse ihn noch ein, zwei Minuten zappeln, dann sage ich, in ruhigem Ton, genau artikulierend. (Kann ich auch, Ramon). "Ich habe zwei Sachen: 1. Passen sie besser auf den Jungen auf. Er wurde von seinen Zellgenossen vergewaltigt. Ich werde Sie für den Schaden verantwortlich machen. Ich verlange, dass der Junge in Einzelhaft und in ärztliche Pflege kommt.“ Der Wächter lacht nur: „Ein Albaner, schriftenloser Flüchtling, dass ich nicht lache!“ Ich schaue ihn streng an. „Das würde Ihnen noch so passen. Ich werde mich an die entsprechenden Menschenrechtsorganisationen wenden.“ Der Mann lacht. „Sie werden sich bald möglichst in Sicherheit begeben und flüchten. Wir werden Sie laufen lassen.“ Zwar bin ich wütig, bleibe aber ganz ruhig. Eisig sage ich:“ Sie werden sehen, dass man nicht so mit mir umgeht. Würden Sie mich bitte direkt zu ihrem Chef bringen. Ich stelle mich. Meine Unschuld wird dann herauskommen." Der Mann schaut mich ungläubig an. So was Dummes wie diesen Esel hat er noch nie gesehen. Hat man ihm doch mehr oder weniger versichert, dass man ihn laufen lässt...! Er benimmt sich wie ein Pfau, der geschlachtet werden will. Doch er zuckt mit den Schultern, tut dergleichen als habe er nichts gehört. Wieder sage ich, äusserlich ruhig. "Tu wie ich Dir sage. Sonst beklage ich mich bei Deinen Vorgesetzten über Dich.  Du hast doch Trinkgeld von mir verlangt und angenommen!" Er muss reagieren, zieht mir die Handschellen an und bringt mich ins Kommissariat. Bevor ich herausgeführt werde, kann ich vorerst noch Nicos einen beruhigenden Blick zuwerfen. Der dankbare vertrauende Blick, den ich von Nicos erhalte, stellt mich auf, denn ich bin ziemlich überrascht über meinen Mut.

Der Kommissär, der gleiche, den ich bestach, ist noch mehr überrascht. Er will mich mit unwirschem Ton abwimmeln. Doch wie ich die Visitenkarte des Maestro Malaterra zieht, verdüstert sich seine Miene. Unverzüglich greift er zum Telefon, "Il Maestro, prego" "Aha, in vacanze" wiederholt er und schaut mich triumphierend an. Doch dann verdüstert sich seine Miene. "Si, aspettiamo il Maestro alle quattro." Er ist nun ganz klein. Tief im Inneren verflucht er seinen Kollegen von Urbino, der ihm diesen Fall aufgehalst hat. „Das ist eine ungefährliche Möglichkeit, Dein Gehalt aufzubessern“ hat er ihm am Telefon gesagt. Eigentlich wollte er damit nichts zu tun haben. Kann sich vorstellen wie der Minister das aufnehmen wird. Denn der Maestro ist bekannt und befürchtet. Er hat noch nie einen Fall verloren, den er annahm. Mechanisch nimmt er meine Daten auf. "Aha" denkt er sich" der ist gewiefter als die glaubten, das gibt noch ein Theater!" Dann durchsucht er noch meine Taschen. Triumphierend zieht er die Kamera heraus. Jetzt ist es an mir, ich  verfluche jetzt Franco, der mir diesen Apparat einsteckte. Ich weiss ja nicht, was sonst auf dem Film ist. Und wenn die den Film vernichten, und es geht was verloren, werde ich daran schuld sein. Doch ich kann nichts machen. Sonst gibt‘s ausser meinen Papieren, einem Portemonnaie mit einem riesigen Betrag an Lire und an Dollars nichts als ein Schlüsselbund, ein Schweizer Taschenmesser, ein Taschentuch, dem Handy, meinem Psion, einem Set Crowley Tarot  und einem Mondadorio-Taschenbuch  nichts besonderes. Das Tarot Set durchblättert er fleissig, findet aber nichts. Grosszügig gibt er mir das Taschentuch, das Buch, den Psion und das Tarot zurück. Der Rest, insbesondere das Geld, wird inventarisiert und ich erhalte eine unterschriebene Kopie. Werde in eine Zelle abgeführt. Der Commissario hat jetzt genug zu tun den Minister und seine Vorgesetzten über das Vorgefallene zu informieren.

In der Zelle bin ich nicht allein.  Die anderen Häftlinge erwarten mich und scheinen mir nicht besonders wohlgesinnt. Ich sondere mich in einer Ecke ab. Lange sinniere ich über das, was ich Nicos gesagt hat nach. Das war eine geballte Ladung, die der Junge abbekommen hat. Und alles so durcheinander. richtig verworrenes Zeug. Ich schäme mich ob meiner Dummheit, doch es ist jetzt geschehen. Doch er hat ja Zeit, um darüber nachzudenken. Ich muss sagen, dass mich diese letzte Frage des Jungen gefreut hat. Er hat instinktiv richtig gewählt, Nicos entspricht ganz eindeutig meinen Vorstellungen.

Wo ich mich Sorgen mache, ist, das ich den Jungen wahrscheinlich überbeansprucht habe, denn ich habe keine Rücksicht auf seinen Zustand, seine Gehirnerschütterung genommen. Und jetzt verspürt ich erstmals das Bedürfnis, für Nicos und mich zu beten.  Unter den neugierigen Blicken meiner Zellgenossen ziehe ich mein Tarot aus der Tasche, ziehe eine Karte. 5 der Kelche. Enttäuschung. Oder genauer: Das Gefühl ist in der Geburahphase. Es ist eine Phase die genau dem entspricht, wo ich mich jetzt befinde. Die Kelche sind leer und schweben über einem Wüstenboden. Die Blumen, auf Französisch heissen sie Lys, ich kenne ihren Namen auf Deutsch nicht, verlieren ihre Blütenblätter und die fallen nicht in die Kelche. Auch die zwei grünen Rankenblätter oben sind nicht besonders vielversprechend. Ranken sind für mich Pflanzen, die Parasiten sind. Und alles dies vor dem blutroten Hintergrund. Es macht einen trostlosen Eindruck. Doch warte. Die Kelche sind leer, können also mit neuem Lebenssaft aufgefüllt werden. Die Blumen verwelken, aber wann sie welk sind, entstehen Früchte daraus, denn was spricht dafür, dass es nicht Apfelblüten sind. Die Ranken sind eigentlich schöne Pflanzen, die wachsen und auch hässliche Häuser oder Misthaufen schön machen. Das Rot ist Blut also Lebenssaft oder auch das Morgenrot. Beides deutet auf einen Neubeginn. Wer ist jetzt wieder der Erzengel von Geburah, ja richtig Kamel, ich werde zu Kamel beten damit der mir hilft.    

Doch wird’s jetzt unruhig um mich her. Meine Mithäftlinge haben erfahren dass ich wegen Vergewaltigung eines Jungen sitze und versuchte Tötung sitze. Sie denken," was tut dieser Perverse jetzt noch mit esoterischen Zauberkarten...." Und als ich den anderen den Rücken kehre und nicht aufpasse,  spüre ich plötzlich, wie ein anderer Häftling hinter mich getreten ist, mich am Hintern packt und meine Hosen hinabreisst. Ich will mich wehren, mich umdrehen und dem anderen einen Kinnhaken geben. Doch zwei andere packen mich an den Armen, drücken meinen Oberkörper vorne hinab  und ich spüre wie ein kaltes hartes Rohr in meinen Hintern gestossen wird. Es passiert unerwartet, rau, von niemandem den ich liebe, und obwohl ich es ja sonst gern habe, wieso nicht? tut es aus diesen naheliegenden Gründen furchtbar weh. Ich kann mich nicht wehren, schreie, instinktiv falte ich meinen Körper noch mehr, damit der harte Kunststoff weicher hineinrutscht und es mir nicht noch mehr Schmerzen bereitet, wenn meine Darmwände aufgerieben werden. Wehren kann er mich sowieso nicht gegen die Übermacht. Ich bin von den anderen Häftlingen wie im Schraubstock festgehalten. Mein Schreien nützt nichts, kein Wächter reagiert. Jetzt ist das lange Rohr fast komplett in mich hineingerutscht, die Hände zwingen meinen Oberkörper sich aufzurichten, es schmerzt so stark, dass ich laut aufschreie und Widerstand leiste den unbarmherzigen Händen.. Ein brechen in ein Gelächter aus, und sie stecken mir einen dreckigen Lappen der so stinkt weil sie sich wahrscheinlich damit dem den Hintern putzten, ins Maul. Ein Stöhnen und Ächzen kommt nun aus meinem Mund, fast glaube ich nicht, dass ich es bin, der starke fröhliche Ramon, den nichts imponiert, so jämmerlich wimmert. Aber ich kann nicht mehr anders, so sehr ich mich zurückhalte um ihnen die Freude nicht zu gönnen. Die sechs unzimperlichen Hände drücken mich jetzt  auf die Knie, der Knebel wird entfernt und einer der Häftlinge drückt mir seinen riesigen Penis ins Maul. Ich ersticke fast ringe nach Atem, wie das riesige Ding mein ganzes Maul ausfüllt, an meine Kehle drückt.  Wild schlecke ich an dem nach Urin stinkenden Penis, während mein Kopf an den Haaren und am Nacken wie im Schraubstock gehalten wird, der Pimmel in mich hineingestossen und dann wieder hinausgezogen wird. Vielleicht, wenn ich es fertig bringe, den anderen in Euphorie zu versetzen, hoffe ich, wird  der andere mich im Lustgefühl loslassen. Doch die anderen drücken mich immer fest hinab, eine Hand packt mich und zwingt mich mich aufzurichten und den Hintern hinten hinaufzustrecken, das Rohr wird aus dem Arsch gezogen und ich spüre wie das Blut an meinen Schenkeln und Waden herabläuft. Jetzt werde ich von hinten durchstossen, von einem der Mithäftlinge, der hinter mich getreten ist, das Loch ist immer noch zu trocken, ganz klein und alles wird aufgeschürft und tut unsäglich weh. Doch schreien kann ich nicht, denn bereits steht einer anderer vorne an, ein neuer Penis wird mir ins Maul gestossen. Ich lecke am und spüre mit der Zunge die Einbuchtungen und Faltungen und obwohl es mich anekelt geilt es mich auf. Unbewusst und gegen meinen Willen muss ich mit den Hüften mitmachen, denn trotz der Schmerzen spüre ich meine Säfte im Hintern Arsch. Ich vergesse vorübergehend meine Schmerzen, meine Darmmuskeln drücken den Penis zusammen und erhöhen mein Lustgefühl. Auch im Mund, der nach Schweiss, Urin und Schleim schmeckt, hat sich ein Wonnegefühl entwickelt. Ein Kerl drückt und reibt an meinem Penis der ganz steif und erregt wird. Ich wackle mit den Hüften, den Oberschenkeln und meiner Brust ganz im Rhythmus, aufoktroyiert durch meine Vergewaltiger. Ich hasse mich dass ich so instinktiv handeln muss. Ich könnte sie alle umbringen und mich nachher! Drei Wächter sind gekommen, doch sie reagieren nicht, schauen zu, geilen sich auf. Sie vertreiben die anderen, doch wie ich auf sie losgehen möchte, halten sie mich. Lachend streicheln sie mir über die Haare und behandeln mich wie einen kleinen trotzigen Knaben. Sagen: "Da hast Du’s, Du hast's verdient." Und der Clou, nun muss ich diese drei auch noch zufriedenstellen. Am Schluss, die Erregung ist vorbei, liege ich am Boden, auf der Seite, drücke die Beine zusammen um zu versuchen, meine Schmerzen zu unterdrücken. Mit Mühe und Not krieche ich zu meiner Pritsche. Ich weiss, ihr denkt das sei übertrieben. Und ich sollte Euch nicht so heimsuchen, mit dieser realistischen Beschreibung des Hergangs! Denn ich habe mich schliesslich freiwillig in die Fänge der Wilden begeben. Der Wilden, die gläubige Katholiken sind und jeden Sonntag freiwillig oder unfreiwillig dem Gottesdienst beiwohnen. An jeden Ostern heisse Tränen weinen ob den Martern, die die Heiden unserem Erretter bereiteten! Sie sind ja allesamt keine Heiden, sondern Christen! Fühlen sich besser. Und gerade deshalb will ich es so detailgetreu widergeben. Vielleicht kann man meine Schmerzen dann besser nachvollziehen. Und vielleicht kann man über seine eigenen verdrängten Triebe besser nachdenken. Doch halt, hier komme ich ins Schwärmen. Was kann ich dagegen tun, das die meisten das nicht nachvollziehen wollen, weil sie sich nicht zu gut kennenlernen wollen. Denn man soll ja cool bleiben. "Stiff upperlip" ist angesagt in unserer modernen Gesellschaft. Sentimentalität ist nur was für ewiggestrige Romantiker. Wir leben im Zeitalter der Maschinen und des Computers. Alles kist Mechanik und Wissenschaft. Wie wird Schmerz im Lexikon beschrieben: "Schmerz ist eine in eine in Qualität und Intensität sehr versch. Gefühlsempfindung, die nicht objektiviert werden kann." Es kann nicht exakt wissenschaftlich gemessen werden. Man weiss wie es entsteht: "In der Haut finden sich freie Nervenerdigungen, genannt Schmerzpunkte, die den Schmerz vermitteln." Doch "Noch ungeklärt ist das Zustandekommen von Sch. von den Brust und Bauchorganen aus!" Und erst recht Schmerz entstanden durch bewusste Erniedrigung. Und wenn es der den es trifft eigentlich verdient, denn er ist Pervers. Nein, daran soll man als unbescholtener geraden Bürger, der seine Steuern pünktlich zahlt und seinen Verbindlichkeiten nachkommt ohne Aufheben zu erzeugen in unserer Gesellschaft keinen Gedanken verlieren, denn es könnte passieren, dass er an sich selbst zweifelt und sich mit dem Perversen identifiziert. Denn wie heissts wieder im Lexikon: Pervers (von lat: perversus: verkehrt, widersinnig) Abweichung der Triebe, besonders des Geschlechtstriebs... Kann anlagebedingt oder erworben auftreten, in heilbarer oder unheilbarer Form." Erworben kann es werden und man will es sich doch nicht erwerben indem man zugibt, das man es selbst haben kann weil man es nachvollziehen kann. Lieber man macht es wie die Wächter, ohne zu realisieren, dass man es gemacht hat! Jetzt habe ich wieder zuviel gesagt. Wie sagte doch meine Grossmutter Schmidlin immer, die mit dem Chignon, die Tee trank auf der Terrasse und auf den See und die Hügel blickte, wo man weit hinten Kamine aufsteigen sah, wo unsichtbare Erdgeister Schwarzalben, unter der Fuchtel Alberichs das Gold der Schmidlins aufhäuften. Sie sagte, vorwurfsvoll: "Ramon, Ramon, denk daran, dass es Blasphemie ist, wenn Du denkst Du müsstet Dich in Gottes Werk einmischen. Wir arbeiten emsig, Gott soll darauf achten, dass Gerechtigkeit und Liebe aufkeimt in unserer Welt!" Doch sie hatte nicht viel Zeit, das zu sagen, denn meistens grämte sie sich über die neue Freundin Oscars, die wieder nicht dem Familienideal entsprach. Und ich war nur der Sohn ihrer Tochter die eine Nichts war, seitdem sie einen mittellosen Armenier geheiratet hatte.

Lange kann ich nicht nachdenken über mein Unglück. Bald kommen zwei Wächter, ziehen mich aus meiner Pritsche, nehmen mich unter die Achsel und schleifen mich in die Toilette. Ich werde geduscht und muss ins Besuchszimmer. Der Anwalt ist gekommen und wartet auf mich. Er hat zuerst Nicos besucht und der hat ihm erklärt, unter Tränen, dass er sich getäuscht hat, dass nicht ich sein Schänder war. Das allein hätte nicht genügt, den Maestro von meiner Unschuld zu überzeugen, doch Franco ist ein langjähriger Freund, Studien- und sogar Schulkollege, er hat mit ihm alle möglichen tyrannischen Lehrer im Kollegium überlebt und ihm glaubt er. Doch er schüttelt den Kopf, meine Lage scheint ihm ausweglos, es ist fast unmöglich als vermeintlicher Vergewaltiger eines Jungen nicht verurteilt zu werden, denn die Jury besteht aus Laien und die Vorurteile in diesem Gebiet sind immens. Wenn es noch eine Frau gewesen wäre. Das würde man eher noch verstehen unter Männern. Es besteht schon quasi eine Lynchjustiz,  auch wenn es nicht hundertprozentig nachgewiesen werden kann. Und dann war dieses vergewaltigende perverse Monster noch als Fluchthelfer tätig, hat geholfen dass unsere ach so gerechte Demokratie mit einem neuen Perversen aus einer minderwertigen Kultur unterwandert wird. Damit habe ich neben den Linken, den Frauenrechtlerinnen auch die extreme Rechte gegen mich gewonnen. Und die Regierung Pierotelisco, die so lavieren muss, um inmitten dieser beiden Extreme noch zu überleben, obwohl sie natürlich für die vaterländische Rechte einsteht und trotzdem darauf rechnen muss, dass die Linke nicht gegen sie stimmt! Wenn es nicht Franco zuliebe gewesen wäre, diesen fast aussichtslosen Fall hätte er nie übernommen. Doch zuerst gilt es, für mich, der fast bewusstlos geschändet wurde,  zu sorgen. Ich sitze mit schmerzverzehrtem Gesicht auf dem Stuhl, winde meinen Hintern hin und her, drücke die Beine zusammen. Man sieht, dass es mir schlecht geht, dass ich Schmerzen habe in einer Gegend die man nicht gern erwähnt vor Fremden.  Er ruft dem Gefängnisdirektor und sorgt dafür, dass ich in Einzelhaft komme und  ärztliche Betreuung erhalte. Dann verlässt er mich, denn in diesem Zustand bin ich nicht ansprechbar. Der Arzt verbindet meine Wunden und gibt mir Spritzen gegen die Schmerzen. Niemand darf mich jetzt befragen. Am nächsten Morgen, als es mir wieder besser geht, besucht mich der Anwalt wieder und wir besprechen uns. Der Maestro schüttelt den Kopf, dass ich mich freiwillig gemeldet habe. "Das wird Sie teuer zu stehen kommen. Denn es gibt in unserer Gesellschaft nichts Schlimmeres, als das was sie gemacht haben. Gemäss den Schriften ist dieser Nicos Maroussimi zwar volljährig, aber die Leute nehmen das nicht so genau. Es ist ein männliches Wesen, und sie sind ein männliches Wesen und man nimmt ihrem Schützling nicht so ab, dass er in vollen Bewusstsein männlich ist. Man meint er kann nicht lesen und schreiben und man hat gesehen, dass sie den Haftbefehl mit der linken Hand unterschrieben hat. Wissen Sie, dass ich auch in die Schusslinie komme. Obwohl, es ist mir egal." "Ich bin unschuldig," sage ich, "Doch ich habe einen Vorgeschmack davon erhalten wie es mir gehen könnte." "Wenn ich zweifeln würde, dass Sie unschuldig sind, hätte ich Ihre Verteidigung nicht übernommen" entgegnet der Maestro. "Ich habe gehört, dass Sie von Ihrer vorhergehenden Karriere einen guten Ruf haben. Mein Bruder ist Historiker und kennt Sie und ihre Schriften. Sie haben einen grossen Ruf auf Ihrem Gebiet. Wieso haben sie sich jetzt in diese Lage gebracht? Sie müssen gewärtigen, dass Ihr Ruf jetzt leiden wird. Wir müssen den richtigen Schuldigen finden." sagt er.  "Ich arbeite zusammen mit einem Detektiv, und werde ihn beauftragen, den richtigen Schinder dieses Jungen zu finden. Doch Sie müssen ehrlich sein und offen mit mir zusammen arbeiten. Wir müssen Sie vollständig rein waschen, und nur wenn nichts übrig bleibt, werden Sie nicht als Verlierer dastehen." "Ich werde mit Ihnen zusammen arbeiten. Mir liegt vor allem daran, dass Zeit gewonnen wird für den makedonischen Jungen, damit sie ihn nicht nach Albanien schicken können." Er seufzt. Carlos hat ihm gesagt, was wir noch im Schilde führen. Das ist, höflich gesagt, ein Pokerspiel. Und er liebt das nicht.

Er ändert das Thema: "Wie sind Sie mit Ihrem Arzt zufrieden? Wie haben Sie sich erholt?" Ich habe immer noch grausame Schmerzen im Anus. Und der Arzt gestern hat noch darauf bestanden, mir mit einer Röhre und einer Minikamera den ganzen Darm hinauf- und hinunterzufahren. Es tat mir grausam weh und tut ihm immer noch weh. Und ich hatte das Gefühl, dass mir dieser Arzt extra Schmerzen bereiten wollte. Denn das war so ein älterer trockener Mensch, gefühlloser Automat. Er sagte mir, ich solle mein Schicksal gottgefügig entgegennehmen. Ich sage es dem Maestro. Dieser antwortet: "Ich werde verlangen dass sie einen anderen Arzt erhalten." Ich hake ein und profitiere von der Gelegenheit für die Verbesserung von Nicos Situation zu sorgen." "Ausserdem möchte ich Sie bitten, dafür zu sorgen, dass der Junge aus Makedonien auch eine bessere ärztliche Behandlung erhält. Er hat eine schwere Hirnhautentzündung und wird nur oberflächlich mit Schmerzmitteln behandelt. Ausserdem wurde er auch von den Wächtern vergewaltigt." "Wegen ihm sind Sie im Gefängnis, für ihn setzen Sie sich ein. Was gefällt Ihnen denn so an ihm?" fragt der Maestro misstrauisch. Ich erzähle ihm von meinem Studienfreund Alexandros und wie er mir Nicos ans Herz legte. "Jetzt verstehe ich es besser," sagt der Maestro. Ich profitiere, um noch andere Wünsche anzubringen. „Ich möchte auch, dass Franco mich besucht, und dass ich auch Nicos weiter besuchen kann, um ihm wieder Mut zu machen." sage ich. "Kommt auf den Arzt an, ob er sein OK gibt, doch ich werde mich erst dafür einsetzen, wenn ich für Ihre Entlastung etwas gefunden habe. Solange der Arzt seine Einwilligung nicht gibt, kann die Polizei Sie nicht abfragen, und in Ihrem jetzigen Zustand möchte ich es nicht. Ausserdem versuche ich Zeit zu gewinnen. Ich hoffe, dass mein Detektiv eine Spur vom Täter finden wird." "Da kann ich Ihnen einen Hint geben." Und ich erzähle ihm, was mir Valeria mitgeteilt hat. Er runzelt die Stirn. "Das erzählen die Italiener noch gern und wenn es darum geht, es zu bezeugen, haben sie es plötzlich nicht gesagt." "Aber hier habe ich eine Zeugin, Valeria Bellavista." "Was, Carlas Freundin" ruft er aus. Ich bekomme einen Stich in den Magen. Er scheint diese doppelzüngige Carla gern zu haben! Ich bin  entrüstet. Wieder einer, der nicht gegen die verführerischen Lesben ist, die sich als Männer verkleiden um uns, die leichtgläubigen Homos, zu verarschen! Er sagt: "Danke, ich werde das weiter verfolgen lassen!" Und dann fällt mein Kinn noch mehr herunter. "Wie steht es mit der Finanzierung, solche Abklärungen sind teuer." Hätte ich erwarten sollen. Diese Anwälte denken doch nur an ihr Portemonnaie." Sage ich mir. Ich beruhige ihn, nehme mein Checkbuch hervor. "Kein Problem. Hier ein Check über CHF 5'000 auf meine Hausbank in Genf als Anzahlung. Falls sie weitere Auskünfte wünschen über meine Finanzlage gibt ihnen M Lambaux von Darier Hentsch in Genf gern noch weitere Auskünfte." Diesen Maestro kann ich definitiv nicht in mein Herz schliessen. Und wenn ich gewusst hätte, dass er einige Stunden  auf meinem Bett neben mir liegen würde, dass ich ihn küssen und hätscheln würde als meinen Schatz. (Man kann ja mehrere Schätze haben. Sonst ist das Leben nicht mehr lebenswert!) Ich fahre weiter, um zu zeigen, dass ich das Geld habe und erwarte, dass ich entsprechend behandelt werde: "Und ich wünsche, dass man mich nur in Ihrer Gegenwart befragen kann." Mir scheint, dass er mich jetzt ganz anders, viel zuvorkommender behandelt. Aber vielleicht ist das nur, weil ich immer das Gefühl habe, die Leute seien nur auf mein Geld aus. Er sagt beschwichtigend: "Das ist ganz klar, an Menschenrechte hält man sich auch in unserem korrupten Italien." "Kann man mich nicht gegen Kaution freilassen, damit ich selbst suchen kann nach dem richtigen Täter."  "Ich befürchte, dass man das nicht machen wird, Vergewaltigung an Gleichgeschlechtlichen, die jung wenn auch älter als 18 sind, ist nun mal ganz besonders verhasst beim Volk, da kann man sich nichts erlauben."  Ich bin kein Vergewaltiger, muss aber jetzt offensichtlich den Nachweis erbringen, dass ich es nicht bin. Wenigstens hat Nicos seine Meinung geändert, ich hoffe, er wird mich entlasten.

Der Maestro verlässt mich und wird am nächsten Tage wiederkommen. Der neue Arzt besucht mich noch am gleichen Abend. Er ist Afrikaner. Summt und tanzt vor sich hin. Sofort verstehen wir beide uns vorzüglich. "Wie heissen Sie,“ frage ich. „Alain, ich komme aus Lomé im Togo und bin hierhin immigriert." Sofort verliebe ich mich in diesen stämmigen, schönen Afrikaner. Ich merke sofort er ist gleichgelagert wie ich. Ich verliere meine Scham und erkläre ihm sofort meine Liebe. Ich muss  mutig hervorprellen, alle Vorsicht vergessen, denn sonst würde ich eine Gelegenheit verpassen. Das habe ich gelernt im Sudan mit Ali. Alain erinnert mich an Ali. Wenn nur diese Schmerzen im After nicht wären? Was würde ich nicht dafür geben, mich mit Alain zu lieben, ihn in mir zu verspüren. Verstohlen lange ich mit einer Hand an Alains Hosenladen. Und merke, dass auch Alain mich liebt, dass auch er reagiert. Jetzt jubiliere ich innerlich, rufe aus: „Bitte Alain, Du bist so schön und gefällst mir.  Bitte gib mir einen Kuss.“ Alain lacht, geht zur Türe, schliesst sie, kommt zurück, neigt sich und wir küssen einander innig, unsere Lippen berühren sich, unsere Zungen streicheln einander. Ich spüre wie es sich in mir regt trotz meiner Schmerzen. Alain streichelt meinen ganzen Körper mit seinen sanften Händen, zieht mir das Pyjama ab. Meine Hände öffnen fieberhaft Alains Hosenladen. Meine Hände lösen Alains Gürtel und die Hosen und später die Unterhosen, fallen zu Boden. Alain zieht auch seinen Kittel und sein Hemd aus. Sein schöner dunkler Körper vibriert unter meinen sanften streichelnden Händen über seine seidene schwarze Haut fährt. Auch mein ganzer Körper windet sich. Und mein Spalt wird nass, wie ich seine seidene schwarze Haut befühle, betaste .... doch halt, ich muss mich zurückhalten. Ich wiederhole mich und langweilige alle meine Leser. Denn Klingsors Rosen duften nicht für alle gleich. Und um den gerechtigkeitsliebenden Leser nicht zu enttäuschen sage ich es gleich: gleichzeitig verspannt sich mein Körper, vor Schmerzen muss ich den Atem zurückhalten und Alain hört sofort auf. Ich weine aus Enttäuschung doch Alain tröstet mich. „Bald wirst Du gesund sein. Ich hoffe, dass Du mich nicht vergessen wirst.“ „Nie“ sage ich, „ich habe mich in Dich verliebt, so schön und zart bist Du, bitte, verlasse mich nie?“ So bin ich, die ganze Welt könnte ich lieben. Nur mein Hass bleibt nicht lange bestehen. Das was mir meine Wächter antaten, habe ich bereits vergessen.

Doch der Aufenthalt im Gefängnis ist kurz. Am nächsten Morgen tritt der Kommissar in meine Zelle. Ich will protestieren. Der Kommissär winkt ab. Die Anwesenheit des Verteidigers ist nicht nötig. “Die forensischen Untersuchungen haben ergeben, dass Sie als Täter nicht in Frage kommen. Sie sind aus der Untersuchungshaft entlassen.“ sagt er lakonisch. Ganz sichtlich fällt es ihm nicht leicht, es mir zu sagen. Dieser Schwächling vom anderen Ufer ist ihm nicht sympathisch. “Heute morgen noch werden Sie ins Spital transferiert. Allerdings werden wir jetzt die Untersuchungen weiterführen müssen und Sie werden als Zeuge weiter damit rechnen müssen aufgeboten zu werden." Ich lächle trotz meiner Schmerzen. "Das ist gut. Aber was passiert mit dem Jungen." Der Kommissär lächelt sauer. "Ja, offenbar haben sie die Zeitungen nicht gelesen." Ich protestiere. "Zeitungen habe ich verlangt, wurden mir aber verweigert." Ich weiss natürlich was in den Zeitungen stand. Doch es ist nicht höflich, sich ein solches Wissen anmerken zu lassen. Er geht nicht darauf ein. Nimmt überhaupt keine Rücksicht auf meine Neugierde. Fährt weiter: "Ich habe Ihre Taktik durchschaut. Das passt zu Ihresgleichen, solche Idealisten...." Und triumphierend: "Wir haben diesen Albaner sofort zum Hafen schicken lassen. Schaffen ihn mit der nächsten Fähre zurück. Die fährt in 2 Stunden." Ich habe einen Schock und kann mich nicht verstellen. Bin zusammengeklappt wie ein Bügelbrett. "Haben sie das OK des Innenministeriums." frage ich lahm. Er posauniert: "Wir warten gar nicht darauf. Diese Politiker können sich sowieso nie entscheiden." Am liebsten möchte er solche Idealisten wie mich alle auf dem Scheiterhaufen verbrennen, wie man es früher konnte. Und heute morgen ist noch ein langer Artikel in der Zeitung erschienen. Und wie es ihm scheint, wird dieser Artikel in der politischen Landschaft einige Wellen werfen. Doch wird er diesem Spinner nicht die Genugtuung geben, davon zu reden. Obwohl seine Achtung vor ihm  gestiegen ist. Doch schon spürt er meinen harten Würgegriff, ich habe ihm das Handy aus der Tasche genommen, halte es ihm hin während ich ihm gleichzeitig wie es mir die Wächter gestern taten, über die Haare streichle. Er protestiert, doch kann er kaum atmen. Doch ich zische in sein Ohr, es macht mir Freude ihn so zu drangsalieren: "Sofort telefonierst Du dem der das ausführt, sonst lebst Du nicht mehr lange als Unberührten. Du kennst meinen Ruf! Alles was männlich ist, muss ich berühren! Und ich bin bekannt im Sudan als Ramon, der Schlächter für die Gerechtigkeit. Übertrieben, so schlimm kann ich gar nicht sein. Aber so schnell wird er es nicht herausfinden können. Er will widerstehen, doch er muss klein beigeben. Ich habe ihn richtig eingeschätzt. Er ist der, der derjenigen liebt, der ihn mit Macht dazu zwingt. Und meine Lippen nähern sich immer mehr seinen Lippen, er ist so fest im Griff, dass er nicht zurückweichen kann. Er kann meinem Charme nicht widerstehen und wir küssen einander. In seiner Art ist er schön, hat die herbe Schönheit eines Monsieur Arcachon. Hat eine schiefe Adlernase, verdrehte Schlitzaugen, einen dünnenlippigen, schiefen Mund. Buschige Augenwimpern aber kein Haar auf dem Kopf, viereckiges Kinn, rechteckiger Kubus, das waagrechte Oberhaupt könnte als Start und Landebahn für die F16 der Nato dienen. Ich sehe mich schon schwelgen als das Opfer des schielmäuligen Henkers, frei nach dem gleichnamigen Roman des Victor Hugo. Meine Zungenstösse erweichen ihn und er säuselt: "Sofort, mein Schatz, lass mich telefonieren und nachher, Du weisst schon..." Wackelt schon mit dem Popo in der Vorfreude und will die Nummer wählen, wie es läutet. Ich höre ganz genau wie einer sagt, es sei der Maestro dort und verlange die Auslieferung des Albaners. Er habe eine Ermächtigung vom Ministerium. Ich lasse ihn los. Denke nicht daran, ihm die Freude zu machen. Er protestiert: "Das wird sie noch teuer zu stehen kommen." Ich räuspere mich: "Mein Anwalt wird noch Strafanklage stellen wegen der schlechten Behandlung, die man mir angedeihen liess. Wollen Sie, dass Sie noch angeklagt werden, einen missbrauchten, körperlich geschwächten Touristen missbraucht zu haben! Vergessen Sie nicht, die kleinen Agnellis spielten Räuber und Polis mit mir auf der Terrasse meiner Grossmutter. Und ich habe zusammen mit Signor Pierotelisco im Ascot in Rom Teller gewaschen, als ich mal mein Portemonnaie vergessen hatte im Schlafzimmer der schönen Agrippina im Edelbordell über dem Tiber. Seitdem gehen wir regelmässig auf ein Bier, wenn wir uns treffen im Vorzimmer der Banque Darier in Genf." (Wieder habe ich übertrieben, denn meist treffen wir uns im Flughafen und tauschen Informationen aus über bevorstehende Firmenübernahmen!) Er hat die Augen aufgerissen wie er das hört wegen meiner Beziehungen. Ich schlage in die Kerbe: "Der Schutz der Polizei war ganz einfach ungenügend und es war nicht angebracht, mich mit schweren Verbrechern zusammen einzusperren. Ich habe jetzt noch Schmerzen und bin ernsthaft verwundet und kann es nicht mehr machen." Ich werde nicht mal rot ob dieser Lüge! Ich bin halt ein Scheusal. Ich fahre fort: "Es gibt gewisse Artikel im Gesetz über die Menschenrechte, die jedem garantiert sind. Mein Anwalt wird auf Schmerzensgeld klagen."

Der Beamte ist konsterniert. Dieser freche Kerl. Doch sagen kann er nicht viel, er war seinerzeit eingestiegen auf den Deal des Commandante von Lodi, weil er dachte er würde nichts riskieren, und auch das war ein Fehler, das von seinem Vorgesetzten sicher geahndet werden wird. Offensichtlich wird diese Person von hoch oben im Himmel geschützt. Denn da kam die Weisung aus den nebulösen Gefilden der Regierung und offensichtlich vom Büro des Präsidenten, die Untersuchung gegen Ramon G, einzustellen. Seine Karriere ist offensichtlich im Eimer. Er hatte gehofft, indem er die Sache selbst in die Hand nimmt, den Ruf den dieses gefährliche Subjekt von ihm hat, aufzupolieren. Doch er wurde schnöde zurückgewiesen. Das ist die Höhe aber für ihn wie ein Hammerschlag auf seinen pfannenbodenglatten Schädel und er realisiert es gar nicht mehr, wie ich fortfahre: "Auch die Art, wie sie einen Asylanten mit erwachsenen Schwerverbrecher zusammen einsperrten, so dass er missbraucht wurde, wird für Sie ein Nachspiel haben. Auch ein schriftenloser Asylant hat ein Anrecht darauf, wenn er schwerkrank ist, medizinisch behandelt zu werden, wie Sie genau wissen. Die Gerichte werden hier was zu tun haben und für die Presse und das Fernsehen wird es ein gelungenes Fressen. Denn es hat noch einen speziellen      Charakter. Denn es handelt sich hier um ein Opfer, das die Allgemeinheit als unschuldig betrachtet." Der Beamte ist wie erschlagen, er kann nichts antworten, er verlässt mich, nachdem er mir seine Sachen zurückgegeben hat und eine Unterschrift dafür erhielt. Er getraut sich nicht etwas zu sagen wegen der Bestechung die er erhalten und angenommen hat. Es ist anzunehmen, dass dieser freche Kerl das auch noch anreissen wird und das wird zu einer Disziplinarstrafe führen. Er hatte angenommen, dass dies hier eine einfache Gelegenheit werde um sich zu bereichern und jetzt ist er liquidiert. Er wird seine Wut an seiner Frau und seinem Mädchen auslassen, denn daheim wenigstens kann er befehlen, ist er der Tyrann, nie würde er es erlauben, dass ihn Frau und Kinder nicht als ihren Boss behandeln als den er sich gegenüber ihnen immer ausgegeben hatte, denn er bringt das Geld heim. Doch ich habe nicht daran gedacht, etwas wegen der Bestechung zu sagen, weil ich das bereits vergessen hatte. Wie alles Pekuniäre interessiert mich auch das nicht. Ich habe bereits vergessen wieviel ich bezahlt habe. Der Beamte ist mir bereits aus dem Sinn. Dafür betrachte ich interessiert die Kamera und merke mit Erstaunen, dass der Film nicht herausgeholt wurde. Kurz darauf erscheint der Maestro. "Das war eine kurze Haft," sagt er. "Allerdings für mich nicht so kurz, denn an der Vergewaltigung werde ich noch lange zu kauen haben. Ich beauftrage Sie hiermit, Schadenersatzklage gegen den Staat oder wen immer zu führen. Denn die haben mich vorsätzlich in die Gemeinschaftszelle zu den Schwerverbrechern gesteckt, die haben zugeschaut während ich stundenlang misshandelt wurde und haben nicht eingegriffen und das lasse ich nicht so durchgehen. Besonders weil man nicht weiss, was es noch für Komplikationen nach sich zieht. Ich danke Ihnen dass sie sich eingesetzt haben, dass er nicht so schnell zurückgesandt wurde. Aber wie konnten Sie wissen, dass die so schnell reagieren?" "Ja, ich habe so meine Erfahrungen und da ich weiss dass Ihnen daran gelegen ist." Natürlich können Sie das auf die Rechnung setzen. Ich bitte Sie, jetzt auch, den rechtlichen Beistand des Jungen Nicos aus Makedonien zu übernehmen. Ausserdem möchte ich, dass man für ihn einen gültigen Pass beschafft."  Der Maestro lacht. "Das kann ich nicht machen. Aber ich gebe Ihnen eine Adresse. Mit dem Artikel der jetzt in der Zeitung erschienen ist, werden Sie sich einige Feinde schaffen. Doch.. „It's up to you.“ Sagen die Engländer. Ich mache schon mit, wenn ich bezahlt bin und es interessant ist." Mir geht es darum, mich für den Nicos zugetanen Schaden zu rächen. Ich habe heute einen Brief erhalten vom Verlag, wo mein "Ali" verlegt wurde, dass sich der Verkauf des Buches über erwarten gut anlässt und dass man bereits nach einer Woche Verkauf die zweite Auflage plant. Und Übersetzungen sind in Bearbeitung, sogar bereits in japanisch. Natürlich haben die im Gefängnis ihn geöffnet und gelesen. Wohl bekomm's ihnen. Es sind auch schon Offerten von ausländischen Verlagen da. Wie es scheint kann das Buch  zum Bestseller werden. Jim Wenders kannte ich bereits da ich ihn beriet bei einem Film den er in Griechenland gedreht hat. Ich habe ihm bereits bei der Herausgabe die amerikanische Übersetzung des Buches geschickt. Er würde den Stoff sehr interessant finden für einen Film und interessiert sich für die Rechte. Das ist ein interessantes Thema. Ich informiere den Maestro darüber. Er interessiert sich nicht für Vertragsrecht. Er hat aber das Büro seines Vaters übernommen, der unter anderem Fellini und Pasolini vertrat. Jetzt ist er pensioniert und kümmert sich nur um eine ausgelesene Anzahl Kunden. Mich würde er gerne übernehmen, da ich persönlicher Freund seines Sohnes bin. Ich übergebe ihm den Auftrag gerne.

Der Maestro verabschiedet sich. Kurz darauf melden sich die Sanitäter, die mich ins Spital bringen sollen. Im Spital werde ich untersucht und bekomme Medikamente. Wie man mir mitteilt, kann ich ambulant geheilt werden, brauche nicht länger im Spital zu bleiben. Alain wird mich weiterhin als Arzt weiter betreuen und natürlich auf Kosten des Staates und lässt mich in mein Hotelzimmer bringen. Doch das bringt auch einen  Aufruhr im Hotel. Denn sie haben meine Suite, in der Meinung, das ich sowieso im Gefängnis sei, weiter vermietet. Ich beharre auf mein Recht, dass ich weiterhin in meiner angestammten Suite wohnen kann und sie müssen mich zum Preis einer Suite  im noch freien Penthouse das reserviert ist für höhere Politiker unterbringen, denn das ganze Hotel ist wegen dem Rummel um Nicos mit Journalisten belegt. Endlich bin ich in meinem Zimmer eingerichtet, ich bin allein, Franco musste wegfahren, für etwas anderes im Mezzogiorno recherchieren, Alain hatte mich untersucht doch er hat Dienst und wir konnten uns nur schnell en passant küssen. Ich telefoniere mit dem Maestro, ich möchte informiert werden wie es Nicos geht und möchte ihn bald besuchen können. Er ist provisorisch untergebracht in einem Durchgangsheim für Flüchtlinge aus Albanien, so wie ich neuerdings informiert wurde. Malaterra kann mir mitteilen, dass der Junge auf seine Intervention ins Spital transferiert wurde. Auch informiert er mich genau über den neuerlichen Rücktritt der rechtsaussen Regierung Pierotelisco. Ist mir gleich. Ich habe bereits wieder stark in Pieroteliscos Firmen investiert und die Aktien sind im Hinblick dass er die Zügel wieder übernehmen wird, um 30 Prozent gestiegen. Im Radio gab es bereits Durchsagen.  Die Regierung kam in Bedrängnis wegen Franco's Zeitungsartikel.  Die Menschenrechtsorganisationen links haben reagiert, rechts gab es Aufruhr von den fremdenfeindlichen Nationalistenparteien, obwohl der Premier den Minister für Inneres durch ein sogenanntes unbeschriebenes Blatt ersetzte, kam es zu einem Misstrauensvotum und die Mitte-Rechts Regierung ist gestürzt. Malaterra hat seine Beziehungen spielen lassen und Nicos wird nicht zurückgeschafft. Im Gegenteil, er hat als unwillkommenes Opfer die italienische Staatsbürgerschaft erhalten. Natürlich auch wieder dank Intervention Malaterra. Somit erübrigen sich Demarchen fuer einen Pass. Ein letzter verzweifelter Akt des Innenministers vor seiner Absetzung, der damit einen politischen Schachzug inszenierte, als linker Politiker in der rechtslastigen Partei hofft er damit in Betracht der nächsten Wahlen Wähler zu gewinnen. Doch gegen den Finanzminister, der Nicos vergewaltigte, läuft ein Verfahren. Als ich später Pierotelisco wieder im Flughafen Genf traf, lud er mich gleich zum Mittagessen ein. Beim Tournedos mit dem feinen 80 Chateau Lafitte, in Begleitung der schönen Irene und ihrer Freundin Agnese der Unschuldigen lachte er. "Du hast mir einen schönen Dienst erwiesen" sagte er. "Endlich konnte ich mich von diesem Carluzzi befreien. Und diese Regierung war sowieso in  einer Sackgasse." Ich fragte ihn gleich nach seinen nächsten Ausweitungsplänen. Und als Resultat investierte ich in ein Casino in Las Vegas und habe mich innert drei Monate um das hundertdreissigfache meines Einsatzes bereichert. Doch ich habe es ihm zurückgegeben. Durch meinen Typ investierte er in das bewusste Papierunternehmen in Sibierien und das besass ohne das es jemand wusste (ausser eben ich) die bewussten grössten Erdölfelder Sibieriens und der Welt und wurde von der russischen Regierung mit Hilfe von Hilfezahlungen der Weltbank zum 3000 fachen Preis des Kapitals zurückbezahlt! Wir haben das später gefeiert in Moskau mit Wodka und Caviar und anderen Raritäten, zusammen mit dem russischen Präsidenten und dem Präsidenten der Weltbank. Seitdem bin ich auch auf bestem Fuss mit dem russischen Präsidenten. Den Präsidenten der Weltbank kenne ich gut durch meinen guten intimen Freund, den Sohn des ehemaligem Präsidenten von Mexico, eben demjenigen, den sie heute wegen Korruption verfolgen weil er bereits unerreichbar in Texas weilt, wo ihn sein guter Freund George Flowertree einführte. Doch das ist alles etwas anderes und in  einer anderen Geschichte. Ich rede wie gesagt nicht gern von meiner pekuniären Tätigkeiten. Ich kann das Geld das ich verdiene aber gut gebrauchen für die Finanzierung meines Netzes von Auffanghäusern für gescheiterte Stricher.

Ich frage ob Nicos nicht privat gepflegt werde kann. "Wenn sie einen guten Arzt haben, kann ich mal im Spital nachfragen." "Da ist der Arzt der mich pflegt, der kann sich auch um Nicos kümmern." Eine Stunde später ruft Malaterra zurück." "Heute abend wird er zu ihnen ins Zimmer transferiert." sagt er. „Sie sind dann einfach für ihn verantwortlich, Sie figurieren als sein Vormund." Ich bedanke mich. "Ich werde meine unterbrochenen Ferien weiterführen, gebe Ihnen meine Ferienadresse schriftlich bekannt. Vielleicht kommen Sie mich dort oder in meinem Büro in der Hauptstadt besuchen. Dann können wir das weitere Vorgehen besprechen." Ich habe damit alle meine Angelegenheiten erledigt, jetzt habe ich noch einige freie Zeit vor mir. Ich stelle den Fernseher an, um die Zeit zu verbringen. Es ist früher Nachmittag, es kommt eine Wiederholung eines Interviews, das vor mehr als zehn Jahren an einem Sonntagmorgen gedreht wurde in der Reihe „Hans Bärs Interviews mit prominenten Sonntagsgästen.“ Es war, nachdem ich meine These, dass die Hyksos, achaische Stämme aus dem Pelopones und den ägäischen Inseln,  bis in den Sudan vorgedrungen waren, und dort eine länger andauernde Kolonie gegründet hatten, hatte beweisen können mit archäologischen Funden und gefundenen Schriftstücken aus der Zeit. Dafür hatte ich von der UNESCO einen Geschichtspreis erhalten. War anschliessend noch mit dem "Dr. Honoris Crausa" der Universität von Bologna beehrt worden, als prominentester Vertreter des damaligen Archäologenteam der Stadtuniversität. Und hatte für meine populärwissenschaftlichen historischen Schriften den Pullitzerpreis erhalten. Ich war einundreissig, Simon im Liceum in Zuoz. Ein karrierebewusster Professor, den ich damals darstellte. Bis zu meinem heutigen queren Lebenswandel bin ich eine grosse Strecke gegangen. Doch physisch, das muss ich sagen, habe ich mich nicht stark verändert. Als ich seinerzeit mit Alexandros in Paris den Herodot oder war es der Thukydides neu übersetzt hatte und festgestellt hatte, dass die Hyksos nicht nur bis ins Delta sondern bis in den Sudan vorgedrungen waren und eine Splittergruppe dort eine Kolonie aufgebaut hatte, die bis in die Christenheit überdauerte, hatte ich dies geschichtlich nachgewiesen und meine Laufbahn war durch diese Preise gekrönt worden. Erst  später hatte ich mich entschieden, als Simon mit seiner Freundin nach St. Gallen gezogen und dort Nationalökonomie studierte was seinen Vater zu verärgerte, denn dieser hatte für diese Volkswirtschaftler nicht viel übrig, als Francine unserer nicht mehr existierenden Ehe endlich ein Ende gesetzt, ihre Lehrtätigkeit in der anthropologischen Abteilung der Uni aufgegeben hatte und zu den Maorie in Neuseeland gezogen war mit ihrer Freundin, mit der sie schon lange in Liebe verbunden war. Ich hatte mich zu einem längeren Aufenthalt im Sudan entschlossen. Ich wollte dieses Land, mit dem ich mich längere Zeit befasst hatte ohne es je zu besuchen, näher kennenlernen. Nach den Überlebenden der Hyksoskolonie forschen. Und war viel länger geblieben, als ich ursprünglich wollte, hatte als einen der Nachfolger der Hyksos Ali kennengelernt und hatte dank ihm das Leben neu entdeckt. Ich hatte nun den Gegenstand meiner Studien auch wirklich kennengelernt. Je mehr ich Ali und seine Landsleute kennenlernte, war ich von der Geschichte weggekommen und war in die Sozialarbeit gerutscht. Als dann Ali ermordet wurde, ich betrachte das Bombenattentat in seinem Hinterhof immer mehr als einen Akt der Vergeltung der politischen Feinde von Alis Familie im Land, engagierte ich mich vollständig in der Entwicklungshilfe und als Gefangenen- und Verwundetenbetreuer in diesem vom inneren Krieg zerfressenen Land. Das schuldete ich Ali. Doch ich ich musste mich militärisch ausbilden lassen denn in diesem vom Bürgerkrieg zerfleischten Land muss man sich wehren können. Ich engagierte mich wider Willen in Scharmützel. Dann musste ich das Land verlassen, weil endgültig die Falschen ans Ruder gekommen waren und weil man nichts mehr ausrichten konnte. War nach Griechenland gekommen, als archäologischer Berater im Nationalmuseum und in der dortigen archäologischen Akademie. Doch dort hatte ich ganz automatisch die vertriebenen Sudanesen, die dort gelandet waren, betreut, hatte mich dann mit anderen Flüchtlingen auseinandergesetzt, die jetzt mehr aus dem Norden, aus den Balkanländern vertrieben worden waren und war auch dort langsam zum Betreuer geworden. Meine Beratertätigkeit an der archäologischen Fakultät von Griechenland füllte mich nur sehr wenig aus und ich wandte die grösste Zeit auf um soziale Tätigkeiten auszuüben. Ich musste nichte unbedingt einer bezahlten Tätigkeit nachgehen, ich lebte von den Tantiemen meiner mehr wissenschaftlichen Bücher und eines populärwissenschaftlichen Werkes dass ich über die „Kultur“ der Hyksos geschrieben hatte, als ich noch mit Ali im Sudan lebte. Ich lebte für meine Bedürfnisse eher sparsam (es gibt nichts zu lachen! schliesslich war mein Grossvater Armenier und lebte vom Taxiführen! und schliesslich kann man vom Pulitzerpreisgewinner nicht erwarten, dass er wie Otto Müller, der Buchhalter, lebt!) aber musste mich nach einer neuer Erwerbsmöglichkeit umschauen, um so mehr als er jetzt realisierte, dass  eine Rückkehr in meine Professorentätigkeit  für mich keine Alternative darstellte. Dank meines wissenschaftlichen Wissens konnte ich bei der Unesco, der Denkmalpflege tätig sein. Als Flüchtlingsbetreuer und Sozialhelfer musste ich immer mit den ausgebildeten Sozialarbeiter und Entwicklungshelfer konkurrenzieren und die bildeten eine Phalanx um sich die lukrativen Pfründen zu erhalten. Ich musste meine Arbeit mehr oder weniger gratis verrichten und musste froh sein, wenn mir meine Spesen zurückvergütet wurden. Deshalb begann ich meine Erlebnisse im Sudan, mein Erleben der noch verbliebenen Hyksoskolonie in Romanform zu verfassen. Es wurde dank einem veränderten Weltbild das es beschreibt zu einem bahnbrechenden Werk, mein Roman mit dem schlichten Titel „Ali“, wurde zu einem Ausdrucksmittel einer neuen, erlösenden Lebensform. Kaum war es herausgekommen, wurde es von vielen Jungen als ihr Credo schlechthin genommen, war bahnbrechend. Erfuhr viele Kritiken von namhaften Persönlichkeiten.

Mitten in meine Aktivitäten fuhr wie ein Blitz ein Brief meiner Frau. Sie wollte mich wieder kennenlernen, wie sie es sagte, hatte meinen Ali gelesen und wieder Interesse in mir gefunden. Sie schlug vor, dass wir die Ferien zusammen in ihrem Mas in Arles verbringen würden. Schon jahrelang war ich nicht dort gewesen, hatte aber immer noch eine Affinität zu Südfrankreich und sagte deshalb zu. Das Ferienhaus war keine Erbschaft der De la rue d'Orléans, aber von Francines Vater erworben worden. Es gefiel mir besser als die Villa direkt am Meer, in der Nachbarschaft von der Residenz Brigitte Bardots,die ich vom Vater geerbt hatte. Der Vater hatte die letzten Jahre seines Lebens vor seiner Ermordung noch hier gelebt mit seinen Freundinnen. Zu dem Zeitpunkt von Simons Kindheit hatte ich noch nichts gewusst von Vaters Stiftungen und Haus an der Côte.  Wir hatten als Familie die ersten Jahre viel profitiert vom Mas in Arles. Kurz darauf hatte Francine von ihren Eltern den Mas in der Nähe von Arles  geerbt. Diese Umgebung hatte mir viel besser gefallen als Saint Tropez, das in den Ferienmonaten immer überbevölkert war. Simon war viel dort in den Ferien mit seinen Studienkollegen. Ich lebte dort im Frühling, wenn das Filmfestival von Cannes stattfand. Aber in letzter Zeit war niemand dort gewesen, ein Immobiliengeschäft verwaltete das Haus, das einer Firma in Monaco im Firmenverbund der Ali Baba Investment Group of Companies gehörte. Auf der Rückreise war ich dann Alexandros begegnet auf dem Landeplatz der Fähre in Patras. Es war wie eine göttliche Fügung, Alexandros, ein Freund von meinem Studium in Paris hatte er seit er Paris verlassen hatte nicht mehr gesehen. Er hatte in Paris im Exil gelebt, hatte dort griechische Literatur an der Sorbonne gelesen und natürlich viel Poesie geschrieben. Damals waren wir ganze Abende und Nächte zusammen gewesen, hatte über die griechischen Philosophen philosophiert. diesem Grunde war ich ihm  immer sehr zugetan und empfand es als Fügung des Himmels, das ich Alexandros noch an einer seiner letzten Lebenstage treffen konnte und ihn verabschieden konnte. Denn der Tod ist nichts Allabschliessendes und ich bin sicher wir werden uns in einem späteren Leben wieder treffen. Deshalb nahm ich die Bitte Alexandros, doch auf Nicos’s aufzupassen, wie ein letztes Vermächtnis meines Freundes und auch als Fingerzeig Gottes. Für mich ist Nicos der Botschafter Alexandros nach dessen Tod, quasi sein Jünger. Ich verliere mich in diese Gedanken und das Fernsehprogramm hat längst geändert. Ich bin eingeschlafen und sehe gar nicht hin bis ich geweckt werde durch das schrille Läuten des Telefons. Der Portier fragt an ob ein Maestro Malatesta hinaufkommen kann. „Natürlich, leider kann ich nicht hinab kommen, bitte beauftragen Sie Ihren Liftboy ihm den Weg zu zeigen.“ Und kurze Zeit später steht Malatesta in meinem Zimmer. Ich habe mich aufgerappelt, sitze im Morgenrock auf einem Fauteuil.  „Sitzen Sie bitte ab, Maestro. Ist das eine Überraschung, endlich kann ich sie angemessen empfangen. Trinken Sie was.“ Whiskey aus der Bar, auch ich nehme einen Whiskey. „Und was führt Sie hierher. Ich glaubte Sie wären jetzt schon lange bei Ihrer Familie am Skifahren. Ich betrachte den grazilen, schlanken Körper Malatesta's, seine schönen schwarzen Kraushaare, seine dunkelbraune Augen. Leider hat er nicht meine sexuellen Vorlieben. Denn er gefällt mir wirklich. In seinen engen Jeanshosen sieht man die Ausbuchtung ganz schön, ich muss mich hüten, hierher zu schauen, da man sonst meine Geilheit zu gut erkennen würde. Ich stelle mir schon vor, wie schön Giovanni oder Pierluigi ohne Hosen wäre. „Haben Sie sich gut erholt, seitdem Sie das Gefängnis verlassen haben." "Ja,  wie Sie sehen lebe ich hier nicht schlecht.“ „Bevor ich wegging, habe ich noch einige Akten studiert. Dabei hat mir meine Sekretärin ein Buch geschickt, das Sie geschrieben haben.“ Und er zeigt mir den "Ali". "Ich bin da auf eine Stelle gestossen wo der Held ein älterer träumerischer Professor einen Jüngling kennenlernt, der ihm das Leben und die Liebe neu zeigt.“ Er errötet, „Ich bin gekommen, weil ich von einem älteren Professor, der seine Karriere für einen Jungen opfert, in die Liebe und das Leben eingeführt werden möchte.“ Jetzt erröte ich. „Ich kann Sie nicht unterweisen, weil ich nicht so gut bin, wie sie glauben. Ein lebensfroher, menschenoffener Jüngling im Sudan hätte Ihnen das viel besser beibringen können. Ich versuche nur, ihm nachzueifern, der viel zu früh von den grausamen Granaten getötet wurde. Ich habe eine Frau mit der ich mich erst kürzlich wieder erneut zerstritten habe und die ihr Glück bei einer anderen Frau sucht, weil sie sie besser verstehen könne und einen Sohn, der ein Genie ist, mit 20 bereits eine Professur an der Harvard Business School bekleidet und mir geschrieben hat, dass ihm mein Ruf schade.  Ich kann und weiss nicht mehr als Sie von der Wärme des Lebens.“ Ich nehme einen grossen Schluck Whiskey, um mir Mut zuzutrinken. „Doch, „fahre ich weiter, „Sie sitzen da vis-à-vis von mir, und je mehr ich sie betrachte, je mehr ich Sie reden höre, umso mehr gefallen Sie mir. Ich heisse Ramon, duzen wir uns doch, Sie sind viel jünger als ich und auch viel schöner.“ Der andere lacht. „Ich bin Pierluigi, nicht Giovanni, das ist der offizielle Name für meine Frau. Ich habe bereits als ich Dich im Gefängnis kennenlernte, Dich als wie abgeklärt, glücklich erlebt. Und als ich Dein Buch, einen Teil davon las, wurde ich in meinen Annahmen bekräftigt. Vom ersten Augenblick an, als ich Dich sah, liebte ich Dich.“ Dann schaut er mir fest in die Augen, fragend: „Kurz. Darf ich Dich küssen.“  Ich bin glücklich, schon seit ich Pierluigi das erste Mal gesehen hat, habe ich mich danach gesehnt in seinen schönen Armen zu sein, von ihm geküsst zu werden. Träumte davon ihn zu lieben. Ich stehe auf, gehe hinüber zu Pierluigi, kauere mich vor ihm nieder und wir küssen einander. Dann öffne ich Pierluigi’s Hosenladen, umklammere seine Schwalbe mit meinen Fingern, führ sie zu meinen Lippen und  schlecke daran. Die schwelge in seinem Rosengarten.  So schön, viel schöner als ich ihn mir träumte, denke ich mir wie ich Pierluigi's Pfahl betrachte. Wie schön, wenn dieser in mir stecken würde. Wir nehmen uns bei den Händen, stehen auf, reiben uns aneinander und ziehen uns gegenseitig ab. Verstohlen streichle ich den gertenschlanken, grazilen Körper Pierluigi’s und Pierluigi’s sanfte Hände streicheln über meinen Rücken, dringen in mich. Ich zucke zusammen, es tut mir immer noch weh hinten. Doch ich bin so erhitzt. „Bitte nimm keine Rücksicht auf mich, „ sage ich, wie sich Pierluigi zurückziehen will.“ So lange schon träume ich von diesem Augenblick, wenn Du  in mir dringst.“ Und winde mich, wie Pierluigi's Finger mich ertasten und spüre wie alles durch die Begierde wächst. Und ich drehe mich, gehe zum Bett und setze mich auf die Kante des Bettes und winkle die Beine an und Pierluigi füllt mich aus. Jetzt läutet das Telefon. Ich nehme ab. Höre zu und sage dann: „Nicos ist angekommen. Sie bringen ihn in einer Viertelstunde ins angrenzende Zimmer meiner Suite. Wir müssen später weiterfahren. Es war so schön, bleibe doch noch heute Nacht.“ „Ramon,“ sagt Pierluigi. „Wirklich, es ist so schön mit Dir. Und ich habe es bis jetzt noch nie mit einem anderen Mann getan. Auch mit Franco nicht, als er mir Avancen machte. Hätte es mir nie so schön vorgestellt. Mit Dir ist das ganz anders. Und schön wie es mit einer Frau nicht sein kann.“ „Siehst Du, jetzt habe ich Dich verführt. Ich bin halt ein Vampir, eine Geissel für die gute Gesellschaft. „erwidere ich, und wölbe stolz meine Brust. „Doch Du wirst es nicht bereuen, das versichere ich Dir.“ "Schon lange war der Wunsch in mir und Du hast ihn hervorgezogen und mir geholfen ihn zur Realität werden zu lassen. Ich werde bleiben, denn was meine Frau und Kinder mir bedeuten...? Für sie bin ich nur der, der gut verdient." "Das weisst Du am besten. Vielleicht würde ich es wirklich gut überlegen, denn vielleicht würdest Du es bereuen, Deine Kinder zu früh verlassen zu haben. Doch es kommt nicht auf gesellschaftliche Konventionen an. Denn wenn es für Dich keine Freude mehr ist, mit den Kindern zu sein, ist es weder für Dich noch für die Kinder oder Deine Frau gut. Doch siehst Du, bei mir hat Ali diesen Wunsch hervorgeholt." "Über diesen Ali und den Sudan müssen wir noch reden." sagt er. Und damit hats sich. Doch wenn ich bedenke wie ich in der Zeitung über den schlechten Lebenswandel des Luigi, des Aeltesten von Pierluigi las, wie ich die bösartigen Artikel der Agnese, Pierluigis Frau in den Zeitungen las, die zur endgültigen Scheidung führte tut es mir leid, ihm im Sinne der Moral gut zugeredet zu haben. Denn jetzt hasst mich Pierluigi. Und mein Ruf ist nicht besser geworden. Und ich habe keinen guten Anwalt mehr in Italien. Doch ich bin halt ein unverbesserlicher Idealist. Und das kann man nicht ändern.

Dann müssen wir mit dem Gespräch aufhören. Die Sanitäter bringen Nicos hinauf. Pierluigi entschuldigt sich. "Es war wirklich schön. Doch jetzt muss ich weg. Einen Termin. Ich lasse Dich allein. Doch heute Abend um Acht bin ich wieder da. Ausser..." "Nein." sage ich." Kein ausser. Ihr Karrieremenschen habt immer nur die Arbeit vor Euch. Und vergesst Eure eigene Gesundheit darob. Wir sehen uns heute Abend zum Abendessen ca. um Sieben Uhr. Wir werden was bestellen. Wie Du siehst hat’s hier genug Platz in dieser Suite." Und wir  küssen uns zum Abschied. Dann habe ich noch schnell ein Gespräch mit meinem Vermögensverwalter in Genf. Muss mit ihm noch schnell aussprechen wie angelegt werden kann in einem wachstumskräftigen Markt, der mir en passant von Pierluigi empfohlen wurde. (Sic!) Ich bin noch ganz erregt von Pierluigi wie Nicos eintritt. Nicos kann ganz gut selbst laufen und er versteht nicht, dass sie ihn in Polizeibegleitung hinüberbringen. Sie haben ihm nur eine Auswahl alter Zivilkleider mitgegeben. Der rote Adidas-Trainer, den ich ihm gekauft hatte, hat er nicht mehr. Gehört wohl jetzt irgend einem Kind eines Wächters. Ich verabschiede die Polizisten. Schaue Nicos gut an. "Wie fühlst Du Dich. Du bist doch nicht so krank wie ich meinte. Kannst ja selber laufen. Den Kopfverband haben sie Dir abgenommen? Willst Du sofort ins Bett?" "Nein, nicht, ich habe manchmal so einen komischen Kopf und Kopfschmerzen. Und natürlich dort wo sie mich.." Ich winke ab. "Musst nicht alles erzählen. Ich kenne es aus eigener Erfahrung. Wird ja wohl eine Zeitlang dauern. Ich schaue  Nicos an. Er ist recht stark und robust. Aber man weiss nie, er ist offensichtlich doch verletzbar. Und schön, mit seinen blauen Augen, blonden Haaren. Ich führe ihn ins Nebenzimmer, das eigentliche Schlafzimmer der Suite. "Du kannst dieses Zimmer für Dich haben. Ich werde die Couch des Hauptzimmers für mich bereiten lassen. Doch wenn Du nicht sofort abliegen willst, können wir zusammen neue Kleider für Dich einkaufen gehen. Denn mit diesen Kleidern kannst Du nicht umherlaufen." Nicos räuspert sich: "Ramon, ich möchte Dir so danken, dass Du mir geholfen hast."  “Das war ganz normal. Und ich habe es Alexandros versprochen. Weisst du, wir waren ganz grosse Freunde, als ich 20 war und studierte. Aber ich habe Dir schon alles erklärt.“ „Ich habe es nicht ganz verstanden. Und es ist sehr theoretisch. Willst Du nicht etwas anderes von mir?“ Ich erröte. Ja, das kann ich noch. Bei Nicos, den ich so sehr liebe. Vielleicht hat es schon noch ein erotisches Moment, dieser Drang, Jugendlichen aus der Patsche zu helfen. Aber wieso muss man dies immer negativ interpretieren. „Ich sage Dir, Nicos, ich will Dir helfen. Und sicher gefällst Du mir auch. Das möchte ich nicht negieren.  Aber es muss beidseitig sein. Eigentlich bin ich ja viel zu alt für Dich. Und als Du wegliefest, war ich verpflichtet, Dich wenn nötig auch polizeilich zu suchen. Ich wollte es nicht, um Dich nicht wieder in Probleme zu bringen, denn was hätte es Dir genützt, wenn sie Dich in ein Heim gesteckt hätten." "Ich hätte sicher getürmt." "Eben, dann wärst Du gleich weit gewesen. Und dann komplizierte sich die Angelegenheit, weil sie Dich direkt nach Bari brachten und zurückschaffen wollten und weil ich einfach zu wenig Macht hatte, Dich da herauszuholen.“ „Ich komme eben nicht so draus, was Du von mir willst. Ich habe Angst, weil ich Dich nicht verstehe.“ Aber eigentlich wünscht Nicos sehnlichst mit mir zu schlafen. Aber ich will nicht. Ich sage: „Zuerst einmal will ich nichts von Dir. Du kannst hier in diesem Zimmer separat von mir schlafen. Du kannst auch abschliessen, wenn Du mir nicht traust. Aber ich möchte, dass wir richtige Freunde werden und will deshalb kein kurzfristiges Freudenspiel, dass sowieso nur einseitig wäre. Du kannst es mir wirklich glauben, Nicos.“

Wieso glaube ich, dass Nicos mich misstrauisch anschaut. Er seufzt. Ich werde ungeduldig. „OK, ich gebe Dir Fünftausend Dollar. (Der Vermögensvrwalter hat mir gerade benachrichtigt, dass ich mit dem Alcan-Deal 50'000 gewonnen habe). Du hast ja einen Pass und kannst das Geld jederzeit wechseln. Du kannst sofort gehen, ich werde Dich nicht mehr suchen und auch nicht zurückhalten.“ Ich drücke Nicos die 5000 Dollar in die Hand, schiebe ihn zum Ausgang, öffne die Türe. Doch Nicos zögert, was wäre, wenn es Ramon ernst meinte mit dem Versprechen, dass er ihm nichts tun wird? Er bleibt vor der Türe stehen. Ich sage: „Du kannst das Geld behalten, wenn Du jetzt vorderhand bleiben willst, kannst Du später jederzeit weglaufen. Die Türe bleibt auch immer offen. Aber jetzt entscheide Dich, entweder Du kommst wieder herein oder Du rennst weg.“ Doch Nicos bleibt draussen stehen. „OK, ich mache Dir einen Vorschlag. Wir gehen jetzt in den Kleiderladen, ich kaufe Dir Kleider und Du kannst nachher immer noch entscheiden, was Du machen willst.“ Ich ziehe meine Schuhe und meine Jacke an, komme heraus aus dem Zimmer und schliesse die Türe. Und noch kaum eine Stunde ist es her und ich sagte ich könne nicht heruntergehen um Pierluigi zu holen.  Ich bin halt ein Egoist und schäme mich nicht.

Wir gehen in einen ein recht schicken Laden, Nicos hat so einen Laden mit so einer Auswahl bis jetzt nur von aussen gesehen. Ich kaufe vorerst Unterwäsche und steuere sofort auf eine Ecke zu, wo teure Markenjeans und Jäckchen zu haben sind.“ Nicos findet das teuer, will wo anders hin, schaut sich billigere Hosen an. Ich rufe den Verkäufer, lasse mir die richtige Grösse geben. „Zieh das mal an.“ „Es geht Dir nicht richtig. Versuch mal das.“  Schlussendlich  trägt Nicos das Paar, das am teuersten ist. „Das ist genau das richtige. Noch ein Hemd dazu. Und eine Jeansjacke. So siehst Du einfach wie ein Engel aus.“

Schliesslich verlassen wir das Lokal. Nicos im blauen Jeansanzug hat im Pastiksack eine modische blaue Pluderhose mit vielen Taschen, einen Lumber,  einen roten Adidas-Trainer.So kann man nicht betteln. Doch er gefällt sich wirklich in diesen Kleidern. So elegant war er noch nie. Wie er hinausläuft, duckt er sich instinktiv vor dem Polizisten, der vor der Türe steht. Doch der lächelt ihn an. Er schmiegt sich an mich und dankt mir.  Fühlt sich endlich glücklich.  Er kennt jetzt wieder jemanden der ihn liebt nachdem ihn ja Alexandros verlassen hatte. "Doch jetzt müssen wir noch Schuhe kaufen." Es sind modische Turnschuhe, und wieder die teuersten und ich dränge sie ihm wirklich auf. Ich kenne nichts anderes. Nicos will nicht so teure Sachen. Wenn man die auf so einem wie ihm sieht, glaubt man, sie seien gestohlen. Denn Geld ist rar. Doch offensichtlich nicht für diesen komischen Kauz. Ich sage: „Es ist erst Fünf, um sieben wird bei uns im Hotelzimmer gegessen. Ich erwarte den Maestro Malatesta. Wir können noch ein bisschen flanieren, in die Geschäfte schauen.. Irgendwann möchte ich Dir noch eine Uhr kaufen.“ Doch Nicos ist sehr müde und kann kaum mehr stehen auf den Beinen.

„Dann gehen wir heim, wir können auf dem Heimweg noch schnell die Kathedrale besuchen."

Nicos denkt sich:

Schon wieder beten. Es stört mich einfach. Religion wird von den Heuchlern praktiziert, sie tun Schlechtes, z.B. nutzen Sie Strichjungen aus, erzählen aber überall es sei  Sünde eben das zu tun was sie versteckt tun. Und kritisieren die Mitbürger die das gleiche tun und dazu stehen.  Um ihren Mitbürger den Eindruck zu geben, dass sie brave Bürger sind, zeigen sie sich oft in der Kirche als religiöse Eiferer. Ist denn Ramon auch so ein doppelgründiger Typ?

Platzt heraus: „Immer besuchst Du Kirchen. Hast Du ein schlechtes Gewissen."  Jetzt bin ich  überrascht. Ich muss was tun um das zu kaschieren. Ich stopfe mir eine Pfeife, zünde sie an und sage so wie ein Professor: „Wieso denn, kann man denn eine Kirche nur besuchen, wenn man beten will. Ich kann eine Kirche doch besuchen, weil ich sie schön finde.“ Nicos hat sowas noch nie erlebt. Etwas besuchen, nur weil es einem gefällt, die Zeit könnte man doch sinnvoller brauchen, man könnte Geld verdienen. Jetzt lacht Ramon. „Geld verdienen, wieso, damit die Bank mehr Geld hat von mir, das sie mir stehlen kann. Nicos, ich möchte etwas vom Leben." (Wieso sollte ich immer aufrichtig sein. Ein bisschen Zurückhaltung ist das Salz vom Leben. Hahaha).

Und Nicos erzählt weiter: Jetzt muss ich es  doch sagen und ich frage ganz direkt: Bist Du auch so ein Heuchler." Jetzt ist er beleidigt, so eine direkte Art hat dieser Bursche.: "Ah, so ist es." sagt. "Das habe ich bestimmt nicht so gemeint." Doch die Kirche ist jetzt vergessen. "Komm, " sagt er, "wir sind beim Hotel angelangt, wir trinken einen Aperitif und ich erkläre Dir, was ich tue. Damit Du mich besser kennenlernst." Wir sitzen ab im schönen ruhigen Garten unter den Bäumen. Es ist sonnig, nicht besonders warm. Ich denke: Draussen auf dem Trottoir flanieren schön gekleidete Leute, die das Leben geniessen können. Ein Portier steht am Eingang und passt auf, damit Bettler, wie ich auch einmal einer war, nicht hereinkommen können. Doch mit Ramon und in seinen eleganten Kleidern komme ich natürlich hinein. Bei einem Coca Cola, immer dieses Coke dafür hätte ich so einen Cynar viel lieber! Doch ihm fällt es nicht ein, mir einen zu bestellen! Wie gesagt bei einem Coke für mich und einem Cynar für ihn erklärt mir dieser Ramon, was er tut, respektive wie er es fertigbringt zu faulenzen und sich nicht zu langweilen. Ich reisse den Mund auf. Alles was dieser hier tut: er schreibt Geschichten, die man erst nicht braucht um zu arbeiten. Das Leben ist immer ungerecht. Und eigentlich wusste ich das schon immer, es gibt den Zöllner, der nur die Pässe kontrolliert, und aufpassen muss, damit diejenigen, die es schlecht haben, nicht ins Paradies hinein können, den Bankbeamten, der das Geld auszahlt und aufpasst, dass so ein armer Schlucker wie ich zu keinem Geld kommt, die Leute, die in den Büros sitzen und Haftbefehle schreiben, damit erwerbslose Junge wie ich von den Polizisten gefangen genommen werden. Es gibt die Leute, die im Laden Sachen verkaufen und aufpassen wie Henker, damit keiner wie ich ihnen Waren ohne  Geld nehmen kann, auch wenn ich diese Waren so gerne auch haben möchte, denn ich bin wie die anderen, die Reichen, ich könnte sie auch gut brauchen. Es gibt die Polizisten, sogar die Leute von der Mafia, die sich mir als Schutzmann aufdrängen und mir einen Teil des Geldes wieder wegnehmen, das ich mir erbettelt oder durch Arbeit wie Autoscheibenputzen, und anderes das ich nicht sagen möchte verdienen musste. Alle diese Leute müssen etwas tun, das meistens nicht angenehm ist, um zu ihrem Geld zu kommen. Doch dieser hier, der vis-à-vis von mir sitzt, schreibt Bücher, die niemand lesen muss und tut es nur, wenn er Lust dazu hat. Das nehme ich ihm nicht ab. Ich schüttle den Kopf. Ich frage „Und wenn die Leute die Bücher nicht kaufen, denn sie nützen ihnen ja wenig, sie lernen ihnen nicht das Rechnen oder das Schreiben von Anfragen oder Bittbriefen, wie kannst Du dann leben und dazu noch so gut. Und Du sagst, die Bücher erzählen ihnen Liebesgeschichten, oder sagen Ihnen wie die Leute vor 2000 Jahren lebten, und sagen ihnen, wieso sie weinen. Wer interessiert sich denn schon für so etwas und gibt noch Geld dazu aus? Du lügst mich an. So kann man nicht leben.“ Dieser Heuchler, dieser  Ramon ist jetzt betroffen, lacht aber um seine Betroffenheit nicht zu zeigen. „Ich kann gut leben von meinen Büchern. Aber auch sonst müsste ich nicht davon leben. Auch wenn ich nichts tue, vermehrt sich mein Geld, es ist auf verschiedenen Banken.“ Aha, das ist es also, solche Leute, die nichts tun und verdienen, kenne ich, Zuhälter und Gangsterbosse sind das. Ich sag’s ihm auch.  Ramon wird rot. Er hat sein dummes Lachen verloren.  Er erklärt: „So ist das nicht. Ich habe ein Studium absolviert und habe meine Kenntnisse als Professor  an andere weitergeleitet. Ich habe auch Bücher geschrieben und die verkaufen sich gut. Aber, natürlich konnte ich nur studieren, weil schon mein Vater reich war, viel Geld verdient hat mit Waffenschiebereien und Sexkinos und natürlich als  Zuhälter und mir Geld vermacht hat. Wenn ich dieses dreckige Geld ausgebe um solchen wie Dir zu helfen, versuche ich einen Teil seiner Fehler wieder gutzumachen.“ Ich habe keinen Vater und keine Mutter, geschweige denn einen Vater der mir Geld zurückgelassen hätte nach seinem Tode. Wenn ich einen solchen hätte würde ich ihn nicht noch verunglimpfen, denn ich weiss, wie es ist, ohne Geld zu sein. Ich schaue mir mein Gegenüber genau an. in seinen ausgebeutelten Manchesterhosen, seiner speckigen Lederjacke, mit seinem schwarzen lockigen Haar das lang ist und auf seine Schultern hinab hängt, und einer einzelnen grauen  Locke, der hochgewölbten Stirne, dem buschigen Schnauz, der Pfeife, die ihm ewig zwischen den Lippen steckt, sieht er eher aus wie so ein Intellektueller aus der Uni. Irgend ein linker Globalistengegner und träumerischer Hippy, aber sicher nicht wie der Sohn der eines Zuhälters. Ich denke an Nicodemos. Der immer mit der Zigarette auf der Lippe am Eingang des teuersten Puff anzutreffen war. Und achtete dass ihm die Dirne alles aushändigte bei jedem Freier. Als Gangster würde der keine Stunde überleben! Das einzige an ihm, was ihn in die Nähe eines Gangsterbosses bringt, sind seine  verschmitzten Augen, die meistens unter der rundglasigen Intellektuellenbrille versteckt sind, die prekär auf  seiner gewölbten Nase sitzt wie ein Jockey auf seinem Pferd und ihm immer herunterrutscht. Grünblau sind sie, irgendwie passen sie nicht zu den schwarzen Haaren. Seinen schlanken Körper räkelt er lässig im Korbstuhl. Ich denke mir wie der als Zuhälter die anderen zusammenschlagen muss. Wie der Nicomedos mit seinen Muskeln es tat. So ein Sprenzel. Der würde wohl eher zusammengeschlagen. Und ich muss laut lachen. Ramon schaut an sich herab. "Was ist  Ah. Meine Kleider. In diesen hier fühle ich mich einigermassen wohl, weil sie nicht so eng sind, jetzt mit meinen Schmerzen." Der denkt wohl immer nur an seine Klamotten. Kennt nichts anderes. Ich kann mich nicht mehr zusammennehmen, pruste, und sofort tut mir der Kopf wieder weh. "Wenn Du der Sohn eines Ganoven bist, bin ich Alexander der Grosse. Du willst mir einen Bären auftischen. Aber Du gefällst mir. Du bist lieb und gescheit. Gar nicht wie ein Zuhälter." Ramon sagt. "Sagte mein Vater auch immer, „Ramon“, sagte er, „Du bist ein hoffnungsloser Idealist und dazu pervers. Du bringst es nie zu irgend etwas.“ Aber sein Geld, das er mir zurückliess kann ich trotzdem gut brauchen. Es ist nicht das erste Mal, dass mich die Leute  unterschätzen, das ist das Geheimnis meines Erfolges." Aber dann kann er es nicht verkneifen einen seiner oberdoofen Intellektuellenwitze zu reissen. "Dann bin ich wahrscheinlich doch ein Ganove" sagt er, "denn den Mut Alexanders hast Du, ein Minenfeld zu überqueren um ins Ungewisse zu gehen! und Du wirst zwar nicht den Osten, aber den Westen erobern, wenn Du Dich weiterhin so durchkämpfst wie bis anhin." Auch wenn er offensichtlich nicht alle Tassen im Schrank hat, Immer hat dieser Ramon etwas zu antworten. Obwohl ich nicht richtig verstehe was er mir  sagen will, das Gefühl habe ich, dass er sich offensichtlich über mich lustig macht. Ich antworte ihm: "Doch ohne Deine Hilfe wäre ich jetzt in Albanien." "Und Du wärst sicher wieder auf dem Weg in den Westen, wie ich Dich kenne." und schmunzelt. "Weisst Du, was das heisst: Alexander?" Und wartet nicht auf eine Antwort, posaunt hinaus; "Männerabwehrend! Und das bist Du doch, oder? Gegen mich und gegen andere." Und lacht schallend, dass alle sich umdrehen. Jetzt werde ich rot. Und die Avancen, die ich ihm gemacht hatte in Assisi und die er schnöde zurückwies und mit einem anderen schlief. Und so tat  als käme ich nicht draus. Jetzt antworte ich, weil mir doch an ihm liegt. "Wieso willst Du mich nicht lieben, Ramon, wieso stösst Du mich immer zurück." Ich will mich an ihn Klammern. Ich weiss wie schwierig es ist allein zu überleben. Meine Freunde sind zurück in Albanien. Er ist zwar komisch aber reich und wenn ich ihn an mich binde bin ich meine Geldsorgen los, habe einen reichen Freier, oder vielleicht noch besser, einen richtigen Freund. Und er gefällt mir und ist interessant.  Wenn ich ihn behalten möchte muss ich ihn verführen. Doch jetzt wird er unsicher, er schaut sich um, ob jemand zuhört. Doch niemand  hat zugehört, alle sind anderswo beschäftigt. Und es würde nichts bedeuten, denn sie verstehen ja wahrscheinlich nicht griechisch, in diesem Barbarenland. Vielleicht muss ich ihn andersherum kriegen. Ich frage ganz unschuldig. „Könnte ich denn ein Buch lesen, das Du geschrieben hast?“ Obwohl, Zeit aufwenden um etwas zu lesen das ich nicht brauche! Es schaudert mich wenn ich daran denke. Doch er erwischt mich auch jetzt. „Kannst Du denn lesen“, fragt er mich. So eine Frechheit. Ich ärgere mich, dieser Hans Guck in die Luft hat sich schon wieder über mich lustig gemacht. Ein bisschen lauter, als es nötig wäre, antworte ich: „Ich war drei Jahre in der Schule und habe nachher Zeitungen, und Bücher, die umherlagen, gelesen. Ich habe nicht das Geld eines Ganoven geerbt, kann mir den Luxus immer zu lesen nicht leisten." Und jetzt muss ich weinen. Der versteht mich einfach nicht,  Ich möchte dass er mich liebt und auch schätzt." Er ist hinübergekommen, umarmt mich, trocknet meine Tränen mit dem Nasetuch. Herablassend, wie es mir scheint und es tut mir weh. Ich sage böse: "Du musst mich nicht immer hinabtun." Jetzt schämt er sich. Wird rot. „Entschuldige mich, ich habe Dich nicht beleidigen wollen. Mein Buch Ali wurde auch auf griechisch übersetzt. Aber es hat vierhundert Seiten. Und ich habe die griechische Übersetzung nicht hier. Jetzt bin ich daran ein Buch über meine erste Liebe mit einem Jungen als ich zwölf war und einen Kriminalroman zu schreiben. Der Kriminalroman ist fast fertig und wird bald verlegt und bringt die Philosophie der Hyksos in populärer Form dar. Ich werde Dir das  erzählen. Ich wäre froh wenn Du mir sagst was Du davon hältst." Ich atme auf. Wenn er es mir erzählt muss er sich weiterhin mit mir auseinandersetzen. Er verstummt. Denkt nach. "Aber, weisst Du was, Du könntest auch ein Buch schreiben und ich würde Dir dabei helfen und dabei könnte ich Dir meine Ideen erklären.“ Ich ein Buch schreiben. Da muss ich laut lachen. Das ist so was für Spinner, wie diesen Ramon. Doch der meint es ernst. Wie aus seinem Gesichtsausdruck zu schliessen ist, ist er beleidigt. „Ich bin sicher, wenn Du alles erzählen würdest, was Du erlebt hast, würden viele Leute das lesen. Und wenn ich ein  Vorwort schreibe, werden sie es kaufen. Du würdest Geld machen. Und die würden auch merken, wie schwierig es ist, für Dich, und für Emigrantenkinder wie Dich, zu überleben und würden mehr Verständnis für Euch aufbringen.“  Das verstehe ich wieder nicht. Die Reichen in Italien oder Griechenland würden mich, den Emigrantenjungen verstehen? Das gibt’s doch nicht. Für mich ist die Welt in Ordnung, auch wenn ich der Gejagte und die anderen die Jäger sind. Ich liebe das Leben und will nur überleben, den anderen ein Schnäppchen spielen, obwohl die mich ja im Grunde genommen wie eine Schmeissfliege  ausmerzen möchten. Ich kenne nichts anderes. Wieso schaut er mich jetzt so fest in die Augen?  „Aber, Nicos, ganz in Deinem Innersten, träumst Du nicht davon, dass es anders sein könnte. Dass die Leute einander verstehen würden, dass sie einander helfen würden, anstatt sich gegenseitig zu bestehlen, wehzutun und sich zu jagen.“ Dieser Phantast. Aber er hat mich, der  so stolz ist, ein Realist zu sein, unsicher gemacht, denn da kommen mir die Tränen.  Ich darf nicht weich werden, denn dann vergesse ich die anderen um mich herum, die ständig auf der Lauer sind, mich zu berauben. Ich kämpfe mit den Tränen. Ein starker Junge weint nicht, vor allem wenn ihm sogar nichts weh tut. Doch sie fliessen mir trotzdem aus den blauen Augen, netzen mir die Backen, die Tränen. Verstohlen schaue ich auf Ramon. Der hat wieder sein verschmitztes Lachen. Ich werde ganz rot, jetzt kann mich der andere auslachen. Doch jetzt nimmt er ein Nasetuch, sitzt neben mich und wischt mir die Tränen ab. Er umarmt  mich. "Endlich weinst Du, Nicos, Und vorhin hast Du auch gelacht. Endlich kommst Du aus Dir hinaus.“ sagt er „Aber Du hast mich jetzt kennengelernt, musst nicht mehr Angst haben und wirst ab jetzt nicht mehr gejagt." Sofort richte ich mich wieder steif auf.  Ich, Nicos, weinen und Angst haben. Da täuscht sich dieser aber. Wenn dieser Ramon meint, jetzt habe er mich so weit gebracht, dass ich mich ihm hingebe, einfach so wie ein schwaches Weibsbild, täuscht er sich. So blöd bin ich nicht. Ich winde mich aus seiner Umarmung heraus. Doch dann denke ich mir: "Wieso nicht ihm ein bisschen entgegenkommen? Natürlich ist er zudringlich. Und gleichzeitig voller Komplexe. Ist alt. Und ich darf Selim nicht vergessen. Doch wenn ich mich ihm anschliessen kann, habe ich meine Probleme hier gelöst. Und ich habe schon so lange keinen Freund gehabt, der neben mich liegt und an den ich mich schmiegen kann. Nur allzu schnell kann ich nicht nachgeben, schlussendlich hat er mich zurückgewiesen  als ich ihm meine Liebe bezeugt habe. Und vor allem will ich als Mann geliebt werden und nicht als Memme." Kaum aus seinem Griff entlassen, schmiege ich mich wieder an ihn.

Ich drücke ihn an mich. "Ich werde Dir zur Seite stehen, damit Du Dich zu dem  entwickelst, wofür Du die meisten Begabungen hast. Du bist intelligent und hast auch Durchhaltewillen. Alles kannst Du machen." sage ich. Ich möchte noch fortfahren. Ihn beruhigen. "Wenn er Männer liebt, und das tut er, das weiss Ramon jetzt, ist das nicht eine Sünde, wie das ihm die Kirche und meine Kollegen beizubringen versuchten. Das Handy läutet. Ich runzle die Stirn. "Wer könnte jetzt anrufen?"  Ich nehme das Handy aus meiner Hosentasche, rufe: "Si, pronto." Dann fährt er auf englisch weiter, ich verstehe nichts. Ein langes Gespräch, ich rege mich zwischendurch auf, schlage mit der Faust auf den Tisch. Doch endlich kann ich aufhängen. Schaue auf die Uhr. "Was, schon so spät. Hoffentlich ist Pierluigi nicht schon gekommen. Ach was. Die Italiener haben sowieso immer Verspätung. Komm jetzt, wir gehen aufs Zimmer, denn ich erwarte Pierluigi.“

Ich wundere mich nicht mehr, was jetzt noch passiert, z.B. das Ramon nur den Schlüssel zeigen muss und herausgehen kann ohne zu zahlen, und kein Polizist hechtet ihm hintenach.

Pierluigi Malatesta begegnet uns im Foyer des Hotels.  Ich will morgen wegfahren. Bari birgt so viele schlechte Erinnerungen. Der Detektiv, der die Beweismittel für Valerias Aussage sammelt, wer der richtige Vergewaltiger war, kommt nicht vorwärts und will sogar aufgeben. Offensichtlich ist der Einfluss des mutmasslichen Vergewaltiger Nicos, so gross, dass alle Angst haben gegen ihn zu ermitteln. Doch ich habe den Detektiv gebeten, weiter nach Beweisen zu suchen.

Ich halte Nicos Hand während ich lässig in die Hotelhalle schlurfe. "Hallo, Pierluigi," sage ich und Pierluigi gibt mir einen Kuss mitten in der Hotelhalle. Vor allen anderen, die gaffen. Ich geniesse den Kuss, lasse ihn dauern. Ich muss nichts verdecken, stehe zu meiner Vorliebe für Männer. Doch Pierluigi....Und Nicos? Der ist ganz rot geworden, hat seine Hand aus meiner Hand gewunden und ist zum Lift gerannt. Ich glaube aus falscher Scham.  Aber er ist eifersüchtig. Was ich Pierluigi zu sagen habe, das ist nicht für andere Ohren bestimmt. "Komm" sage ich "gehen wir auf mein Zimmer, ich habe gewisse Sachen gehört, die Dich auch interessieren dürften." Im Lift bereits sagt mir Pierluigi. "Ich habe was Du gesagt hast, überlegt. Alles in allem ist es besser, wenn ich zu Frau und Familie zurückkehre. Denn eigentlich habe ich Freude an den Kindern und ich werde mehr Zeit für sie brauchen, nehme ich mir vor. Doch ich möchte unsere Freundschaft weiter pflegen." "Sicher, "sage ich. "das ist ganz klar, dass wir uns weiter sehen werden." Wir sind in meiner Suite angekommen. "Jetzt möchte ich, für unser letztes Essen was ganz Gutes bestellen. Wie wär’s mit einem Antipasto, einem feinen Risotto und Saltimbocca. Und Du Nicos" sage ich. "Willst Du Dich anschliessen. Was möchtest Du essen." Nicos hat alles gern. Zum Trinken bestelle ich einen alten Barolo aus dem wirklich guten Jahr 1982.  Nach dem Essen habe ich ungeheure Lust darauf, Pierluigi nochmals zu lieben. Nicos denkt: ich spüre das Knistern zwischen den beiden. Lassen die beiden mich wirklich beiseite?  Und die Abende im Dorf und in Griechenland, sind mir noch präsent als ich mich an Selim kuschelte, der tot ist. Das Prickeln das ich fühlte wie wir uns gegenseitig eng umschlungen hielten, einander mit den Händen streichelten! Das Fühlen des warmen Körpers Selims neben mir. Die anderen hatten Hemmungen, sie isolierten sich und dauernd entdeckte man sie hinter Sträuchern wie sie selbst onanierten. Doch dann entdeckten die anderen Achim und Bejin, das Spiessrutenlaufen, dass diese vor der Gruppe machen mussten, als  entdeckt wurde wie sie sich gegenseitig streichelten, bis sie onanierten. Wie wir zusammenge-schlagen wurden und nachher wie Parias von der Gruppe gemieden wurden. Selim hätten die anderen nie so behandelt, er war zu stark. Und ich konnte in seinem Schatten sein. Ich will nicht Pariah sein, obwohl mich das Handeln der "Normalen" anwidert. Wie sie die Mädchen durchbohren. Und irgendwie gefällt mir das nicht. Ich möchte mich auch beteiligen, auch angenommen sein von Ramon und Pierluigi. Doch  ich bin zuviel. Und fühle mich plötzlich müde. Ich verschwinde im Zimmer, sollen sich die beiden ohne mich amüsieren. Auch habe ich es noch in den Knochen von meiner Vergewaltigung.  Ramon wollte darüber sprechen, doch ich konnte nicht. Wenn man es mit jemandem macht den man liebt und der es schön macht tut es nicht weh. Er hat mir auch seine Theorie erklärt. Und eigentlich leuchtet sie ihm ein. Denn so oft missbrauchen einen die Erwachsenen psychisch und seelisch, können einen kaputtmachen weil sie eben gerade den Sex, das natürlichste aller menschlichen Sinneswahrnehmungen nur verkrampft angehen und hier unnatürliche gesellschaftliche Hemmnisse haben. Deshalb tun sie sich auch gegenseitig so weh, wenn sie miteinander verkehren, denn sie sind selbst Krüppel. Ramon sagt sie können sich nicht selbst ausleben und stecken Leute die nicht so eingezwängt leben können wie sie ins Irrenhaus. Und deshalb habe mir mein Vergewaltiger so weh getan, sagt er. Doch mich interessiert seine Rechtfertigung nicht. Ich hoffe nur, dass sie ihn packen und strafen werden. Nur begegnen möchte ich ihm nicht mehr. Immer wieder habe ich Träume, wo ich vor ihm flüchte. Und dann schweissgebadet aufwache am Morgen. Doch das erzähle ich Ramon nicht, es geht ihn nichts an. Er selbst kann nicht zu seinem Hang zur Sexualität stehen. Während dem Nachtessen schäkert er die ganze Zeit mit diesem Pierluigi  hört aber immer sofort auf wie er merkt dass ich hinschaue.  Deshalb flüchte ich in mein Zimmer, schliesse die Tür mit dem Schlüssel, ziehe mich ab und liege nackt aufs Bett. Ich bin noch ganz beduselt vom vielen feinen Essen, vom schweren Wein der mein Alter hatte. Und fein war er wirklich. Ich schlafe sofort wie ein Stein ein. Nach einer langen Zeit wo ich einfach daliege  wache ich auf. Ich habe einen trockenen Gaumen, in den Schläfen dröhnt es. Ich habe geträumt wieder auf der Strasse zu stehen, frierend, hungernd, bettelnd. Ich verdrehe den Kopf schaue auf die Radiouhr auf dem Nachttisch. Erst 10 Minuten sind vergangen. Wie ich so dösend daliege, höre ich, wie es nebenan stöhnt und flüstert. Ich werde neugierig. Gehe zur Türe. Schaue durchs Schlüsselloch. Doch ich sehe nichts, nur das Bild der dicken pausbackigen Frau, die sich nackt von einem nackten Ritter vögeln lässt. Eine Kopie von Boucher hat Ramon gesagt, sei das. Mich ekelt das Bild wirklich an, so primitiv das Weib und der Mann, angezogen, den Rock der Magd mit einer Hand hinten hochhaltend während er sein Glied aus seinem Hosenladen gezogen hat und ihr hinten hineinsteckt. Das Stöhnen und Schlecken geht weiter. Ich öffne ganz vorsichtig die Tür einen Spalt weit. Schaue hindurch. Die beiden liegen  aufeinander, einander deckend, so dass sie sich gegenseitig  abschlecken können. Die beiden schlanken schönen Körper, die Töne bringen mich in Regung. Ich streichle mich während ich zuschaue. Und glaube, dass mich niemand sieht. Plötzlich ruft Ramon. "Nicos, komm doch zu uns, statt allein zu wichsen." Ich erröte. Sie haben mich entdeckt. Aber wirklich, wieso gehe ich nicht hin. Doch so, mit dem Steifem, kann ich doch nicht hingehen. Verstohlen schaue ich auf Pierluigis Penis. Der ist so gross, meiner ist mickrig klein und ich schäme mich. Und ein Pyjama anzuziehen hat doch wohl jetzt keinen Zweck. Ich warte, hoffe dass ich mich abrege, doch mein Pimmel steht weiterhin gerade heraus. Die beiden sind aufgestanden, Ramon kommt auf mein Versteck hinter der Türe zu. Jetzt gebe ich mir einen Schubs, springe mit dem steifen Schwanz wie ein gezücktes Schwert und  hochrotem Kopf von unter der Tür hervor. Und direkt in Ramons offene Arme. Ramon ist entzückt.

Ich  presse seinen jungen, schönen Körper an mich, streichle ihn mit den Armen und  spüre ihn, wie er sich an meine Schenkel presst. Es gefällt mir so sehr, den warmen Körpers des erregten Jungen zu spüren. Ich küsse ihn auf den Mund, die Wangen, meine Zunge schleckt seinen Hals bis zu den Ohren und ich flüstere ihm ins Ohr: "Wir werden es ganz behutsam machen. Es wird Dir sicher nicht wehtun. Und Du bist so schön, so blühend. Komm lieg zwischen uns." Er liegt an meiner Seite. Pierluigi auf der andern und wir lieben uns bald verlassen die Schwerter ihre Hüllen und die Rosen duften in Klingsors Rosengarten. So vieles probieren wir aus und es gelingt uns. Im frühen Morgengrauen steht Pierluigi auf und geht heim zu seiner Familie. 

Ich will mich lösen von den schlechten Erlebnissen in Italien.   Verbringe den Herbst und Winter zusammen mit Nicos in meinem Haus in St. Tropez. Sooft ich Zeit habe, schreibe ich zusammen mit Nicos an seinem Buch. Das gefällt mir, denn ich kann ihm meine Ideen näherbringen und der Junge ist vif und von schneller Auffassungsgabe,  Im Meer kann man nicht mehr lange baden. Doch es hat ein geheiztes Schwimmbecken. Und dort lehrt der Junge schwimmen, unternimmt lange Spaziergänge mit mir am Strand und in den umliegenden Wäldern. Bespricht die Zukunft mit mir. Ich überlege und bespreche mit Nicos wie er sich seine Zukunft weiter gestalten soll. Ich möchte dass der Junge eine gute Ausbildung erhält, will ihn bei einer Maturitätsvorbereitungsschule einschreiben damit der Junge ein Studium in Literatur oder Kunstgeschichte absolvieren kann. Das ist einfach meine Idee eines Berufes der einem ausfüllen kann. Schaut das Nicos auch so an? Er sagts. Aber ich merke gar nicht dass er das nur sagt um mir Freude zu machen. Ich treffe Vorkehrungen, um in Paris eine Wohnung oder ein Haus zu finden, damit Nicos den Unterricht erhält. Im Januar gibt es unerwartet viel Schnee in den Bergen. Ich miete ein Chalet oberhalb von Nice und wir gehen zusammen Skifahren.  Es ist eine willkommene Gelegenheit, wieder meine Kenntnisse aufzufrischen. Doch ist unser Zusammenleben nicht ideal.  Ich merke, Nicos hat mich lieb. Wenn wir zusammen lernen, schmiegt er sich plötzlich an mich, und mein ganzer Körper antwortet, ich errege mich,  versteife mich. Und wenn er sich zu mir hinüberneigt, mir einen Kuss gibt, mich streichelt mit seiner Hand zwischen den Schenkeln. Es gefällt mir. Und doch habe ich Hemmungen. Was sich in Bari abspielte, unter dem Einfluss des Weins, darf sich nicht wiederholen. Einmal bin ich der Verführung erlegen, ein zweites Mal wird es nicht passieren. Ich habe so ein komisches Vorurteil gegen Sex in der Freundschaft. Aber ich brauche etwas Sex. Es fehlt mir. Deshalb ist kein gutes Verhältnis zwischen uns. Eines morgens erliege ich einer Versuchung. ich bin frühmorgens aufgestanden und stehe in der Bäckerei.  Jean Luc steht gerade vor mir. Als ich noch mit Francine zusammen lebte, habe ich ihn an einer Party gekannt. Und wir hatten uns im geheimen, im süssduftenden Park meines Vaters geliebt und geküsst. Doch gottseidank musste er zurück an die Uni in Paris. Denn zu jener Zeit stand ich noch nicht zu meiner Neigung. Francine und ich versuchten krankhaft eine ideale bürgerliche Ehe vorzugaukeln. Und jetzt treffe ich ihn wieder. Es gibt keine grosse Liebe zwischen uns. Mit seinen langen schwarzen Haaren, sich räkelnd und zierend, immer mit seinen pseudolinken Kommentaren. So wie eine Person von Claire Bretaicher. Er verkörpert für mich zu sehr den Typ des schrägen Intellektuellen. Blasiert und zu wenig natürlich. Und ich komme ihm gerade recht. Er hat gerade etwas hinter sich. Eine herbe Enttäuschung mit einem Studenten oder war es eine Studentin, die ihn verliess. Am gleichen Tag gehe ich zu  ihm heim und wir lieben uns.  Und wir könnens perfekt miteinander. Zu perfekt und zu wenig impulsiv. Wie ich am Nachmittag heimkomme, sitzt Nicos in der Stube und wartet auf mich. Er ist ganz böse auf mich, denn er merkt etwas. Ich dufte nach Jean Lucs Parfum und das hat Nicos gemerkt. Ich erzähle ihm irgend etwas. Dass ich meinen Professor aus der Sorbonne Zeit traf und da er sofort wieder nach Paris abreisen muss, ich ihn sofort besuchen musste. Doch er glaubt mir nicht. „So ein Märchen,“ sagt er, „muss ich denn alles glauben, nur weil Du ein Professor bist. Du duftest nach Veilchen und das ist wahrscheinlich das Parfum dieses Jungen mit den schwarzen Haaren, mit dem Du aus der Bäckerei gegangen bist. Eng umschlungen.“ Ich rege mich auf, Was hat dieser Bengel mich zu beschatten. Ich bin ihm keine Rechenschaft schuldig. Er weint. Die Tränen fliessen über seine Wangen. „Wieso willst Du nichts mehr wissen von mir. Es war doch so schön das erste Mal.“ Ich zucke zusammen. Dieser schwache Augenblick wird mich nie in Ruhe lassen. Doch auf seine Tränen reagiere ich nicht. Ich will hart bleiben. Unser gutes Verhältnis ist gebrochen. Ich schletze die Türe und gehe hinaus, was ich bis jetzt noch nie gemacht habe. In ein Bistro. Trinke zusammen mit einigen habitués einen ballon de rouge nach dem anderen. Wir kommen ins Reden. Alles hängt mir zum Hals hinaus. Das Wetter ist schlecht, die Strassen sind dreckig, die Regierung ist korrupt. Und diese Kommunisten! Doch dann bemerke ich den Jüngling der teilnahmslos an der Theke sitzt. Trägt fleckige Jeans, einen Lumber, hat müde Augen und dreckige Fingernägel wie ich zuerst bemerke.  Mit Bedacht flechte ich noch ein: "Alle Hoffnung kommt nur von der jungen Generation." Da sind die anderen nicht einer Meinung, es entfacht sich ein reger Streit. Doch er scheint es nicht zu beachten.  Jetzt bemerke ich den Ohrring am linken Ohr. Ganz ostentativ schaue ich ihn an. Reibe meinen linken Nasenflügel und streichle mich zwischen den Beinen.  Er steht auf um zu zahlen. Doch ich komme dazwischen und zahle ihm seinen The mit Calvados. Er zwinkert mir zu, schultert seinen grossen Tramperrucksack und geht hinaus. Ich rede noch einige Minuten, zahle dann aber bald die Runde und gehe ihm nach. Draussen steht er an der Wand, links vom Eingang, sein linkes Bein angewinkelt. Seine Jeans und seinen Lumber bringen seine feinen Gliedern gut zur Wirkung. Dreht den Kopf, lächelt mir zu. Ich schlendere auf ihn zu. Im breitesten Southern District English frägt er: "Also Alter, was willst Du von mir." Ich lache: "Deine Jungfräulichkeit." "Die ist aber teuer." Ich schaue ihn genau an, ganz zerzaustes blondes Haar, wunderschöne blaue Augen aber blaue Ringe unter den Augen und die Kleider zerknittert als ob er schon einige Nächte darin geschlafen hätte. "Bist Du allein hier?" "Ich habe zusammen mit einer Freundin Autostop bis hierher gemacht." "Eine Freundin?" "Ja Alter. Ein Mädchen. Ich habe so eine Anziehung auf Mädchen. Ich bin  normal" sagt er trotzig." "Ruhig, ruhig." sage ich. "Niemand hat das Gegenteil behauptet. Wenn ich Dich anschaue, ich kann mir vorstellen, dass die Mädchen Dir gleich dutzendweise um den Hals fallen. Aber ehrlich gesagt ich wäre auch gerne ein Mädchen." Ich höre auf zu reden. Schaue um mich. "Wo ist sie denn jetzt? Spielt ihr Blinde Kuh?" Frage ich mit unschuldiger Mine. Er schaut mich böse an. "Wir haben uns zerstritten. Ich bin ihr zuwenig. Sie ist einem alten Casanova auf den Leim gekrochen, der ihr ein warmes Bett, gutes Essen und ein heisses Bad versprochen hat. Diese dumme Chaise." Er lacht nervös. "War so ein Versuch von mir straight zu werden. Ist aber nicht gelungen." Wieder schaue ich in sein schönes Gesicht mit der geschwungenen langen Nase und seine graziöse Gestalt an." Für mich ist es Liebe auf den ersten Blick. Ich neige mich zu ihm hinab, küsse ihn und er tut nichts dagegen. Im Gegenteil seine Augen blitzen auf. Ich flüstere ihm ins Ohr: "Ich liebe Dich. Auch ohne welches Geld. Auch wenn Du nur daran denken würdest mich auszuschlachten. Doch das denkst Du nicht. Ich sehe es Dir an, das Du besser bist als diese Freundin." Er protestiert. "Du hast nichts zu sagen. Yvette ist das liebste Mädchen das es gibt auf dieser Welt."Sicher" sage ich. "Aber wieso steht sie nicht zu Dir." Und plötzlich verliert er seine Sicherheit. Er verzieht das Gesicht, kontrolliert sich aber wieder. Ganz böse sagt er:"Du hast nichts zu sagen. Kennst sie nicht." Ich jubiliere. Seine Barrieren sind offenbar offen. Ich kann meine Verführungskünste voll anwenden. Ich streichle seine Haare und sage: "Ich seh Dir an dass sie Dich gelegt hat.. Aber mit mir hast Du keinen schlechten Tausch. Wenn Du die vom eigenen Gschlecht nicht verachtest. Schon küsse ich hn wieder, streichle ihm unter die Beine führe seine Hand zu meinem Schwalbenloch und lasse ihn meine Schwalbe anfassen. Ein anerkennendes Zischen kommt aus seiner Brust. Denn mein verehrtester ist wieder dick und steif wie das Minarett von der Moschee von Casablanca geworden. Ich knie, öffne seinen Hosenladen und nehm seinen Schwanz zwischen meine Lippen. Auch nicht zu verschmähen, sein Billy. Ich bin richtig scharf auf ihn. Ich stehe wieder auf, schmiege mich an ihn und säusle: "Ich bin im Bett wie ein Zwanzigjähriger oder noch besser. Aber ich habe mehr Erfahrung. Komm doch mit und ich werde Dich nach Strich und Faden verwöhnen. Mein Haus ist am Boulevard des Anglais neben demjenigen der Brigitte Bardot. Männer sind doch interessanter als Frauen. Und Frauen gibts in dieser Saison in St Tropez nicht viel. Schon gar nicht solche die Deiner Schönheit entsprechen." Ich verschweige ihm Jean Luc, denn der ist natürlich jünger als ich. Und würde sich sicher sofort in ihn verlieben. Doch er ist spröde und snob. Er schaut mich lange an. Dann sagt er:"Du siehst gar nicht so schlecht aus. Ich heisse Andy und komme aus London." Ich jubiliere. "Woher Du kommst, das hört man. Ich bin Ramon. Mein Haus  ist nicht weit, gib mir Deinen Rucksack." Wir laufen nebeneinander und ich kann es nicht lassen, ihm meinen Arm um die Taille zu legen Er sondert sich gar nicht ab. Im Gegenteil, er sucht oft den Kontakt und fällt absichtlich auf mich. Das wird noch schön werden. Und ich freue mich auf die Nacht mit Andy die wirklich schön wird.

Doch Andy bringt meinen Haushalt recht durcheinader. Ich habe nur Augen für ihn. Nicos hat nur Augen für mich. Andy profitiert  recht ausgiebig von meiner Gastfreundschaft. Doch kaum hat er sich physisch erholt und ist über seine Dulcinetta, die ihn verliess gekommen, beginnt er Nicos zu begehren. Nicos ist nicht abgeneigt. Die beiden schliessen sich tagelang ein um Aufgaben zu lösen und halten in der Tat Photosessions ab. Nicos lernt nicht mehr. Ich werde eifersüchtig und schmeisse Andy hinaus. Natürlich werden ich am nächsten Tag reuig, doch ich finde den Jungen nirgends mehr. 

Schlussendlich habe ich noch mit Nicos Privatlehrer zu tun. Dieser Wurm hat uns heimlich überhört, wie wir zusammen redeten. Und kommt zu mir und will mich erpressen. Ich jage ihn zum Teufel. Er droht mir, er werde mich bei der Polizei angeben. Der Umgang mit Nicos wird immer schlechter. Wir kommen nur aneinander vorbei, weil wir nur oberflächlich miteinander verkehren und das befriedigt auf die Dauer nicht.

Doch dann braut sich unerwartet ein Gewitter an. Bei einem Ausflug nach Nice hat Nicos in den Strassen offensichtlich Andy getroffen. An diesem Abend hat er mir die Gesellschaft versagt, was noch nie passiert ist. Noch während dem Nachtessen ist er weg und den ganzen Abend und die ganze Nacht habe ich auf ihn gewartet. Er kam erst  am frühen Morgen bei Morgengrauen zurück. Besorgt beobachte ich, dass der Junge offenbar high ist. Es gefällt mir nicht. Denn obwohl ich Nicos mit Jean Luc, Andy und anderen täuschte, und mir vormachte, es zu seinem Wohl zu machen, erwarte ich von ihm absolute Treue. Es ist nicht logisch. Als er endlich erscheint  sitzen wir lange stumm beieinander und ich wage nicht, etwas dazu zu bemerken. Als ich es endlich nicht mehr aushalte und ihn darauf anspreche, braust Nicos auf. Er ist so enttäuscht. Ich lasse ihn im Stich. Er beschimpft mich und nennt mich einen gehörnten Affen. Ich setze ihm eine Ohrfeige. Wortlos packt er und zieht aus. Den ganzen Tag harre ich  aus im Hotel, nervös und zerknirscht. Werde ich Nicos wieder sehen. Doch am Abend kommt Nicos wieder zurück, so als sei alles in Ordnung. Ich glaube,  dass alles wieder beim Alten ist. Doch wir reden wieder nicht über das Geschehene und eine Mauer baut sich zwischen uns auf. Wir treffen Vorkehrungen um am nächsten Morgen wieder zurück nach St Tropez zu gehen und ich glaube, dass dort wieder alles bestens sein wird. Doch am Vorabend, bevor wir aufbrechen, bekommt Nicos ein Telephon. Ich nehme ab. Ich meine die Stimme am Telephon zu kennen, ich glaube es ist Andy, weil auflegen. Doch er reisst mir den Hörer aus der Hand, flüchtet ins andere Zimmer. Ich wage nicht zuzuhören um ihn nicht noch mehr aufzuregen. Er wird plötzlich ganz schweigsam. Mir will er von seinen Problemen nichts sagen. Ich trage sofort das Gepäck ins Auto,   beschliesse sofort am gleichen Abend zurück nach St Tropez zu fahren. Denn hier in Nice sind die falschen Leute. Die ganze Reise ist Nicos schweigsam. In St Tropez ist der Junge weiterhin schweigsam und mürrisch, will nicht mehr mit mir nicht reden. Ich bekomme ein Telephon, muss ganz dringend nach Paris um mit meinem Verleger und einem Kinoproduzenten über die Verfilmung meines Ali zu reden. Gleichzeitig will ich ihm Kostproben von Nicos Buch vorlesen. Auch eine Wohnung hat mir mein Agent in Paris gefunden. Ich bleibe drei Tage in Paris, telefoniere täglich mit Nicos. Wie ich am dritten Tag anrufe und niemand antwortet, komme ich in Panik und reise Hals über Kopf zurück. Lasse einen Termin platzen und werde immer als Chaot gelten. Wie ich in St Trop ankomme, ist mein Haus offen, alles ist verwüstet und in Unordnung. Es fehlen mir einige Kunstgegenstände aus meiner Afrikasammlung. Mein Tresor wurde aufgebrochen und geleert. Alles Bargeld, die Checks, Nicos ist weg. Auf dem Tisch eine Notiz. "Ich liebe Andy und wir werden zusammen leben. Suche uns nicht. Nicos" Die angrenzenden Häuser waren während dieser Zeit leer, aber dort ist nicht eingebrochen worden. Schweren Herzens benachrichtige ich die Polizei, muss es, wegen der Versicherung, aber möchte Nicos nicht in Probleme stürzen. Die Polizei ist sehr höflich, schliesslich verkehre ich mit dem Präfekten den ich während der Wahlkampagnen grosszügig mit Geld  unterstütze. Doch man merkt, ich bin halt schon lange suspekt. Es gibt ein langes peinliches Gespräch über mein Privatleben. Schliesslich greift der Präfekt persönlich ein, seine Partei der Gaullisten ist schon lange im Gespräch wegen  Bestechungen und er möchte nicht weiter ins politische Gerede kommen.  Mein und meines Vaters Geld und gute Beziehungen haben geholfen. Ganz im geheimen teilt er mir mit, dass er gehört hat, vom Privatlehrer von Nicos, denn ich hinausgeworfen hatte, weil er unfähig war, dass Nicos ihm gesagt hat, er und ich hätten miteinander zärtlich verkehrt in Italien. Doch der Präfekt will mich nicht anzeigen. Der Lehrer war ein Kommunist und der Junge doch so ein Ausländer aus Jugoslavien. Doch er legt mir nahe, ich möchte für einige Zeit St Tropez verlassen. Ich habe sowieso Privates zu erledigen in Zürich. Meine Mutter ist aus Gram gestorben und hinterlässt mir das Vermögen des Vaters und ihrer Eltern, der Schmidlin von Rüschlikon. Ich verlasse St Tropez wie die Mimosen endlich wieder blühen und reise nach Zürich, mein Vermögen zu ordnen. Gottseidank ist das Buch über Nicos fast fertig geschrieben. In zwei Tagen schreibe ich es noch fertig, verfasse ein Vorwort und schicke den Entwurf dem Verleger. Darob ist mein Liebesroman und die Kriminalstory zurückgestellt. St Tropez behagt mir nicht mehr sehr, vielleicht sollte es zu gegebener Zeit verkauft werden. Es beeinhaltet immerhin meine glückliche Zeit mit Nicos, der jetzt spurlos verschwunden ist und auch mit Andy. Die Freunde Nicos sind Gangster und Einbrecher und nur mit einem energischen Eingreifen kann es vermieden werden, das Nicos und Andy nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Die Polizei fahndet aber weiterhin nach ihm.

Meinen 37. Geburtstag, ein grauer regnerischer Frühlingstag, feiere ich ganz allein in einem luxuriösen Restaurant in St Tropez, das ganz ausgestorben ist. Jean Luc ist wieder zurück in St Trop nach einem unglücklichen Liebesabenteuer und leistet mir Gesellschaft. Mein Haus habe ich nicht mehr betreten. Ich wohne im Hotel und will am nächsten Tag in die Schweiz abreisen. Gar nicht glücklich nehme ich die Glückwünsche meiner Verleger und sogar des Präsidenten der Republik entgegen, der bereits meine Geschichtsbücher kannte und ein stiller Verehrer meines Ali ist. Doch eine Einladung an eine öffentliche Reception in Paris schlage ich aus. Ich bin nicht in Feststimmung. Es ist wie mein 13. Geburtstag, als ich hörte dass David tot ist, und mein 35. als Ali schwer verwundet auf meinen Armen lag. Francine kennt mich nicht mehr, seit ich ihr von Nicos erzähle und auch Simon gratuliert nicht für meinen Geburtstag. Allerdings, während es mir  persönlich so schlecht geht und ich am liebsten sterben möchte, werde ich überall in der Welt als erfolgreicher Schriftsteller gefeiert und die Kasse stimmt wie noch nie.

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